Histiozytom angiomatöses fibrösesC49.9
Synonym(e)
Erstbeschreiber
Enzinger 1979
Definition
Meist subkutaner, nicht schmerzender, pseudoangiomatöser, geringgradig maligner Geschwulstknoten, der Extremitäten-lokalisiert v.a. bei Kindern und jungen Erwachsenen auftritt. Klinisch wird der Tumor meist mit einem äleren Hämatom (Alter exakt befragen!) verwechselt.
Selten ist das primäre Auftreten des Tumors in anderen Organen (Lunge, Mediastinum, Ovarien, Vulva)
Ätiopathogenese
Das angiomatöse fibröse Histiozytom gehört zur einer Gruppe von Weichteiltumoren, die eine Translokation des Ewing sarcoma breakpoint 1-Gens (EWSR1) aufweisen. EWSR1 ist auf dem Chromosom 22q12 lokalisiert. An der Fusion sind verschiedene Partnergene beteiligt (z.B. CREB1). Diese Translokation ist weder gewebespezifisch, noch prognostiziert er ein bestimmtes biologisches Verhaltensmuster. Seltener ist der Nachweis einer EWSR1-ATF1-Fusion. (Bemerkung: EWSR1-ATF1-Fusionen wurde als häufigste genetische Anomalie bei klarzelligen Weichteilsarkomen indentifiziert).
Manifestation
f>m; betroffen sind v.a. Kinder, Jugendliche und jüngere Erwachsene; durchschnittliche Erkrankungsalter: 20 Jahre; 3-67 Jahre.
Lokalisation
Leiste, Knie, Ellenbogen
Klinisches Bild
Klinisch zeigt sich ein, ganz überwiegend an der unteren Extremität (seltener obere Extremität u.a. Lokalisationen) lokalisierter, wenige Monate alter, uncharakteristischer, gut abgrenzbarer, fester subkutaner Knoten, der über seiner Unterlage verschieblich ist. Da der Tumor bläulich durch die Haut schimmern kann, wird er häufiger auch als älteres Hämatom verkannt.
Systemzeichen wie Fieber und Anstieg der Enzündungsparameter (?) können auftreten.
Histologie
Subkutaner, meist gut abgegrenzter Knoten bestehend aus Prolferaten von spindeligen bis epitheloiden Zellen, die einen pseudoangiomatösen, blutgefüllten Raum umgeben. Fokale Hämosiderin-Ablagerungen. Nur geringe zelluläre Atypien, selten Mitosen. Tumorzellen reagieren postiv auf Desmin, CD68, CD99, EMA. Nicht dagegen exprimiert werden S-100-Protein, CD34 und Panzytokeratin. Länger bestehende Tumoren zeigen eine zunehmende Fibrosierung des Parenchyms. Bei einer Mehrzahl der Tumoren sind zytogenetische Pathologien zu beobachten: t(2;22) (q32.3;q12) Translokation mit einer EWSR1-CREB1-Fusion (EWSR1= Ewing-sarcoma-breakpoint-1-Gen). Seltener ist die Translokation t(2;22)(q13;q12) mit einer EWSR1-ATF1-Fusion.
Differentialdiagnose
Dermatofibrosarcom protuberans, Hämangioperizytom, atypisches Fibroxanthom
Verlauf/Prognose
Günstig. Die Geshwulst neigt zu Lokalrezidiven (etwa 2-10% der Fälle). Metastasenbildung ist in <1% der Fälle zu erwarten.
Literatur
- Bohelay G et al.(2015) Angiomatoid fibrous histiocytoma in children: 6 cases. Ann Dermatol Venereol 142:541-548
- Enzinger FM (1979) Angiomatoid fibrous histiocytoma. A distinct fibrohistiocytic tumor of children an adults simulating a vascular neoplasm, Cancer 44: 2147-2157
- Kong X et al. (2014) Recurrent painful perianal subcutaneous angiomatoid fibrous histiocytoma: a case report and review of the literature. Medicine (Baltimore) 93: e202
- Tataroğlu C et al. (2015) Angiomatoid fibrous histiocytoma: case report and review of the literature. Turk J Pediatr 57:102-104
- Thway K et al. (2012) Tumors with EWSR1-CREB1 and EWSR1-ATF1 fusions: the current status. Am J Surg Pathol 36: e1-e11
- Thway K et al. (2015) Angiomatoid fibrous histiocytoma: the current status of pathology and genetics. Arch Pathol Lab Med 139:674-682
- Wilk M et al. (2015) Angiomatöses fibröses Histiozytom-Fallserie mit Schwerpunkt auf der späten fibrotischen Variante. JDDG 13: 441-449