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FleischerwarzenB 07
Synonym(e)
Erstbeschreiber
HPV 7 wurde ursprünglich 1981 identifiziert und schließlich 1986 aus den Handwarzen von Metzgern kloniert. Daher werden HPV-7-induzierte digitale Warzen auch als Metzgerwarzen, Fleischerwarzen, Schlachterwarzen (Butcher warts) bezeichnet.
Definition
Als Fleischerwarzen werden digitale vulgäre Warzen (Verrucae vulgares) bezeichnet, die bei Fleischern und Personen, die mit Fleisch oder Fisch umgehen oder es schneiden und in diesen Berufsgruppen deutlich häufiger auftreten als in der Allgemeinbevölkerung.
Erreger
Die Prävalenz digitaler Warzen bei Metzgern liegt bei 34,1 %, bei Schlachthofarbeitern bei 33,3 %, bei Maschinenbauern bei 19,5 % und bei Büroangestellten bei 14,7 % (Keefe M et al. 1994). Im Gegensatz dazu liegt die Prävalenz von HPV 7 bei Metzgern bei 15,5 %, bei Schlachthofarbeitern bei 15,6 %, bei Maschinenbauern bei 0 % und bei Büroangestellten bei 0,6 % (Keefe M et al. 1994). Andere Autoren berichteten, dass HPV 7 bei 49 der 160 Metzger aus verschiedenen Schlachthöfen gefunden wurde (Jabłońska S et al. 1988). Daher ist anzunehmen dass Fleisch als Vektor für die Übertragung von HPV 7 dienen kann (Miyata K et al. 2020). Auch Fische wurden als mögliche Vekoren gefunden (Rüdlinger R et al. 1989). Aus 12 Proben von Handwarzen von 11 Personen, die alle am Fangen, Ausnehmen, Filetieren oder Räuchern von Fischen beteiligt waren. HPV 7 wurde bei 6 dieser Fischhändler gefunden (Rüdlinger R et al. 1989). Epidemiologische Berichte über durch HPV 7 verursachte virale Warzen sind weltweit sehr selten. Laut Hagiwara et al. (2005) wurde HPV 7 lediglich in einer von 213 gewöhnlichen Warzen in Japan gefunden. Im Gegensatz dazu können HPV 2, 27 und 57 als vorherrschend ursächliche Viren für Plantarwarzen nachgewiesen werden (Mitsuishi T et al. 2010). Hinweise darauf, dass HPV 7 eine pathogene Rolle bei Plantarwarzen spielen fehlen hingegen. Ob Fleisch und/oder Fisch Vektoren von HPV 7 sind, ist letztlich nicht bekannt. Traumatische Verletzungen der Hautbarriere können möglicherweise ebenfalls zur Übertragung von HPV beitragen.
Ätiopathogenese
Ursächlich sind v.a. humane Papillomviren vom Typ7 (HPV7). Hingegen sind HPV 2, 27 und 57 im Allgemeinen die Ursache für gutartige gewöhnliche Warzen. Es wird angenommen, dass Fleisch- und/oder Fischbestandteile mögliche Vektoren für die Übertragung von HPV 7 sind. Das klinische Erscheinungsbild von Fleischerwarzen und gewöhnlichen Warzen ist ähnlich, die klinische Diagnose kann schwierig sein.
Histologie
Histologisch ähneln Fleischwarzen in ihrer Morphologie gewöhnlichen Warzen, mit auffälliger Akanthose und Hyperkeratose.
Therapie
s.u. Verrucae vulgares
Praxistipps
Fleischerwarzen als Berufserkrankung:
Wäre die HPV7-induzierte Fleischerwarze, eine Berufskrankheit im Fleischereigewerbe (Fischgewerbe) und würde der Dermatologe aufgrund einer Berufskrankheitenanzeige „unverzüglich“ die Behandlungsgenehmigung nach § 45 des Vertrages Ärzte/UV erhalten, könnte er die Warzenbehandlung „mit allen geeigneten Mitteln“ durchführen, also auch mit solchen, die die Kassen normalerweise nicht bezahlen.
Das Thema "Fleischerwarze" hat also einen medizinischen und einen versicherungsrechtlichen Aspekt (Schindera I). Die Prävalenz von HPV-7 im Fleischergewerbe ist belegt, wobei der Infektionsweg nicht bis ins Letzte geklärt ist. Offensichtlich gibt es in der verfügbaren Literatur bisher keinen Nachweis, dass HPV7-Viren von geschlachteten Tieren auf den Menschen übertragen werden. Offensichtlich müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, damit es zu den für das Fleischerhandwerk typischen HPV7-Erkrankungen kommt. Dazu gehören die Arbeit in ständig feuchter und kalter Umgebung und der Kontakt mit Fleischsäften. Hinweise auf Autoinokulation oder Mensch-zu-Mensch-Übertragung gibt es bei dieser Erkrankung nicht.
Erreger: Bei „Fischhändlerwarzen“ wurde in einer Reihenuntersuchung HPV4 1x gefunden, HPV1 3x, ein hybrides Virus, das sowohl mit HPV27 als auch mit HPV2 hybridisiert 5x und HPV7 7x . Bei 4 Personen wurde mehr als ein Typ festgestellt. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass HPV7 nicht, wie bisher angenommen, ausschließlich bei Personen auftritt, die mit Fleisch umgehen, und legen nahe, dass Umweltbedingungen ein Faktor bei der klinischen Manifestation einer HPV7-Infektion wahrscheinlich sind (Rüdlinger R et al. 1989).
Es besteht kein Zweifel, dass es sich um eine Berufskrankheit handelt (BK 3102) , da sie „irgendwie“ beruflich verursacht wurde. Nach § 1 Nr. 1 SGB V liegen eindeutig „arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren“ vor. Die Berufsgenossenschaften haben Berufskrankheiten zu verhüten, nicht aber im Regelfall zu entschädigen. Die Behandlungskosten tragen somit die Krankenkassen.
Fazit: Nicht jede Berufskrankheit ist eine entschädigungspflichtige Berufskrankheit im Sinne des Gesetzes. Nach dem sogenannten Listenprinzip sind dies nur die Erkrankungen, die in der Berufskrankheitenliste (Anlage zur Berufskrankheiten-Verordnung - BKV) ausdrücklich genannt sind.
Fallbericht(e)
Ein 35-jähriger männlicher Patient stellte sich mit einer kleinen Anzahl verruköser Läsionen an der rechten Hand vor, die seit zwei Jahren bestanden. Er arbeitet in einer Metzgerei als Fleisch-/Fischverarbeiter. Gleichzeitig wurde bei ihm eine schwere atopische Dermatitis (AD) diagnostiziert. Die klinische Untersuchung ergab eine warzige, hautfarbene Läsion am Daumen und eine Läsion mit dunkelbraunen Papeln am Zeigefinger seiner rechten Hand. Eine Probe aus der Hautbiopsie der Läsion wurde routinemäßig histopathologisch untersucht. Die Oberfläche der Läsionen war hyperkeratotisch mit vakuolisierten parakeratotischen und granulären Zellen und zentrierten Zellkernen. Die gesamte zelluläre DNA aus der gefrorenen Probe wurde wie zuvor beschrieben extrahiert und einer PCR-Amplifikation unter Verwendung von SK-Primern unterzogen. Die Ergebnisse zeigten den Nachweis von HPV 7. Die Läsionen waren resistent gegen Kryotherapie und wurden mit CO2-Laser behandelt. Die Läsion bildete sich nach der Laserbehandlung vollständig zurück und während der 6-monatigen Nachbeobachtungszeit wurde kein Rezidiv beobachtet.
Literatur
- Hagiwara K et al. (2005) A genotype distribution of human papillomaviruses detected by polymerase chain reaction and direct sequencing analysis in a large sample of common warts in Japan. J Med Virol 77:107–12
- Jabłońska S et al. (1988) Epidemiology of butchers' warts. Arch Dermatol Res. 1988;280(Suppl):S24–28.
- Keefe M et al. (1994) Cutaneous warts in butchers. Br J Dermatol 130 :9–14.
- Mitsuishi T et al. (2010) Combination of carbon dioxide laser therapy and artificial dermis application in plantar warts: human papillomavirus DNA analysis after treatment. Dermatol Surg 36:1401–1405.
- Miyata K et al. (2020) So-Called Butcher's Warts Appeared on the Hands of a Meat Handler. Case Rep Dermatol 12:219-224.
- Poochareon V et al. (2003) Successful treatment of butcher's warts with imiquimod 5% cream. Clin Exp Dermatol 28 Suppl 1:42-4.
- Rüdlinger R et al. (1989) Warts in fish handlers. Br J Dermatol 120:375-381.
- Schindera I: Umwelt und berufsdermatologisches Bulletin 99