Epidermolysis bullosa dystrophica autosomal-dominant mit kongenitalem Fehlen der Haut und Nageldystrophie Q82.2
Synonym(e)
Definition
Seltene, angeborene, klinisch heterogene, häufig schwer verlaufende, autosomal-dominant vererbte dystrophische Epidermolysis bullosa, die durch ein angeborenes Fehlen der Haut (CAS = Cutis aplasia, s.u. Aplasia cutis congenita) v.a. an den unteren Extremitäten gekennzeichnet ist. Weiterhin findet Blasenbildung an Haut und Schleimhäuten statt. Ebenso angeboren ist das Fehlen oder eine Verformung der Finger und/oder der Fußnägel.
Ätiopathogenese
Ein angeborener, großflächiger Hautverlust (CAS) ist am häufigsten mit rezessiver dystrophischer EB assoziiert. Differenzialdiagnostisch können aber auch andere EB-Subtypen unter diesem Phänoytp auftreten (Martinez-Moreno A et al. 2020). Bei der autosomal-rezessiv vererbten Epidermolysis bullosa dystrophica mit kongenitalem Fehlen der Haut und Nageldystrophie (41,4% der Fälle) wie auch bei der autosomal-dominanten dystrophen EB (22,8 %) liegen jeweils Mutationen im COL7A1-Gen vor (Gruis et al. 1992; Christiano et al. 1996).
Lokalisation
Bei einer retrospektiven Überprüfung auf der Basis von 55 Publikationen mit 96 Patienten betraf die Epidermolyse stets die unteren Extremitäten, bei 17 % zusätzlich die oberen Extremitäten, den Rumpf oder den Kopf (Martinez-Moreno A et al. 2020).
Klinisches Bild
Kanzler et al. (1992) beschrieben eine Familie, in der Personen in vier Generationen an Epidermolysis bullosa simplex mit kongenitalem lokalisiertem Fehlen der Haut (CLAS) erkrankten. Bei der Geburt war ein großer erosiver Bereich am rechten Bein sowie ein kleinerer Bereich auf der Rückseite des linken Handgelenks und der Hand vorhanden. Die CLAS-Bereiche heilten bis zum Alter von 3 Monaten vollständig und mit minimaler Narbenbildung ab. Die Nägel waren bei der Geburt normal.
Zelickson et al. (1995) berichteten über Betroffene mit Persistenz der Blasenbildung bis ins Erwachsenenalter. Die Abheilung der CAS-Areale erfolgte mit leicht atrophischer Narben- und Milienbildung an den Stellen der Blasenbildung.
Hinsichtlich extrakutaner Dysplasien sind Pylorusatresie und Ohrfehlbildungen am häufigsten.
Sonstige Untersuchungsmethoden
Die ultrastrukturelle Analyse der Haut von Betroffenen zeigt schlecht ausgebildete Verankerungsfibrillen und Spaltbildungen unterhalb der Lamina densa. Bei der immunhistochemischen Färbung wurde Typ-IV-Kollagen auf dem Dach der Blasenhaut lokalisiert.
Histologie
Die Anfärbung von Typ-VII-Kollagen zeigte eine normale Verteilung (!) in nicht blasiger Haut.
Verlauf/Prognose
Die Prognose variierte je nach Subtyp der EB und dem Vorhandensein zusätzlicher Komorbiditäten. Die Aplasia cutis heilt in einem Zeitraum von 2 Wochen bis zu 6 Monaten ab. Die Mortalität bei autosomal-rezessiver dystropher EB betrug 6,8 %. Bei der junktionalen EB mit Pylorusatresie und CAS starben in den ersten Lebensmonaten 50% der Patienten.
Literatur
- Alfayez Y et al. (2017) A Case of Aplasia Cutis Congenita Type VI: Bart Syndrome Case Rep Dermatol 9:112–118
- Bart BJ et al. (1966) Congenital localized absence of skin and associated abnormalities resembling epidermolysis bullosa. A new syndrome. Arch Dermatol 93:296–304.
- Bart BJ (1971) Congenital localized absence of skin, blistering and nail abnormalities, a new syndrome. Birth Defects Orig Art Ser VII: 118-120.
- Bart BJ (1970) Epidermolysis bullosa and congenital localized absence of skin. Arch Derm 101: 78-81.
- Christiano AM et al. (1996) Genetic basis of Bart's syndrome: a glycine substitution mutation in the type VII collagen gene. J Invest Derm 106: 778-780.
- Gruis NA et al. (1992) Genetic linkage between the collagen VII (COL7A1) gene and the autosomal dominant form of dystrophic epidermolysis bullosa in two Dutch kindreds. Invest Der 99: 528-530.
- Joensen HD (1973) Epidermolysis bullosa dystrophica dominans in two families in the Faroe Islands. Acta Derm Venerol 53: 53-60.
- Kanzler MH et al. (1992) Congenital localized absence of the skin as a manifestation of epidermolysis bullosa. Arch Derm 128: 1087-1090.
- Martinez-Moreno A et al. (2020) Epidermolysis bullosa with congenital absence of skin: Review of the literature. Ped Dermatol 37: 821-826
- Skoven I et al. (1979) Congenital localized skin defect and epidermolysis bullosa hereditaria letalis. Acta Derm Venerol 59: 533-537.
- Zelickson B et al. (1995) Bart's syndrome: ultrastructure and genetic linkage. Arch Derm 131: 663-668.