BK 5102

Autor:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 16.10.2024

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Synonym(e)

Berufskrankheit der Haut nach BK 5102; BK 5102; BK Nr.5012

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Definition

Der Wortlaut der Berufskrankheit (BK) 5102 lautet: „Hautkrebs oder zur Krebsbildung neigende Hautveränderungen durch Ruß, Rohparaffin, Teer, Anthrazen, Pech oder ähnliche Stoffe“

Allgemeine Information

Polyzyklische Kohlenwasserstoffverbindungen wie Ruß, Rohparaffin, Teer, Anthracen, Pech oder ähnliche Stoffe können berufsbedingte Plattenepithelkarzinome, Basalzellkarzinome, so. Bowen-Karzinome sowie in situ-Karzinome wie den Morbus Bowen oder aktinische Keratosen hervorrufen. Die Anerkennung dieser Geschwülste wird nach §9 Abs.2 Sozialgesetzbuch (SGB) VII geprüft.

Ätiologie

Ruß als feinflockiger Kohlenstaub entsteht bei unvollständiger Verbrennung von Kohlenwasserstoffen z.B. in Kokereien und bei der Kohlevergasung. Ruß findet Anwendung bei der Herstellung von Graphit- und Kohlelektroden. Weiterhin bei der Herstellung von Tusche, Farben, Kunststoffen und besonders in der Gummiindustrie. Rohparaffin wird aus bituminöser Braunkohle, Ölschiefer, Erdöl und Erdwachs gewonnen; Rohparaffin wird in der Zündholz-, Papier- und Sprengstoffindustrie verwendet. Gereinigtes Paraffin enthält keine kanzerogene Stoffe. Teer als Destillationsprodukt von Stein- und Braunkohle, Torf und Holz wird in Kokereien und Gasfabriken gewonnen und wird weiterhin in Dachpappen- und Steinkohlenbrikettfabriken, bei der Holzimprägnierung und im Straßenbau genutzt.

Anthracen ist ein Produkt das bei der Teerdestillation anfällt. Teer wird als Rohstoff beim Straßenbau, bei der Farbenherstellung, beim Holzimprägnieren, bei der Herstellung von Lacken und Dachpappen benötigt. Pech ist der letzte Rückstand der Teerdestillation. Es wird als Bindemittel in der Steinkohlenbrikettfabrikation, für Kabelisolierung, Herstellung von Dachpappen, Lacken u. a. benutzt.

"Ähnliche Stoffe" sind solche mit ähnlich biologischer Wirkung. Hierzu gehören z. B. verschiedene Erdwachse, Asphalte, Mineral-, Schmier-, Zylinder- und Bohröle, mit Siedepunkten von > 300° C.

Personen die bei der Gewinnung, Herstellung, Verarbeitung der Verwendung dieser Produkte tätig sind, sind  je nach deren Gehalt an kanzerogenen Substanzen gefährdet.

 Die Exposition- und Resorption dieser Produkte kann direkt durch Kontamination der Haut und/oder aerogen über die Luftwege durch Staub und Dämpfe erfolgen, die v,a, beim Erhitzen oder Abstrahlen der Produkte erfolgen. Sonnenbestrahlung, Hitze und mechanische Reize können additive wirken.

Die Einwirkung obengenannter Produkte kann zu lokalen Irritationen führen. Bei weiterer Exposition können sich bräunlich-fleckige Hyperpigmentierungen, Follikulitiden und eine (Teer-) Akne an den chronisch kontaminierten Stellen entwickeln.

Spätfolgen sind einzelne oder multiple, unterschiedlich große sog. Teer- oder Pechwarzen. Diese verrukösen Hautwucherungen neigen zu karzinomatöser Entartung. Die Pech- und Teerwarzen können nach relativ kurzer Zeit, vielfach aber erst nach mehreren Jahren oder Jahrzehnten auftreten.

Lokalisation

Die Läsionen entwickeln sich an den direkt kontaminierten Stellen v.a. im Gesicht und am Handrücken, auch an Unterarmen, an Unterbauch und Skrotum.

Prognose

Auch nach Wegfall der Exposition ist ihre Entwicklung noch möglich. Die Latenzzeit, in der sich aus den Teer- oder Pechwarzen invasive Plattenepithelkarzinome entwickeln, beträgt durchschnittlich 3 bis 4 Jahre.

Die Auswertung der Daten zu Tumorlatenzzeiten bei exponierten Arbeitern ergab für Plattenepithelkarzinome eine durchschnittliche Latenz von 29,1 Jahren, für Basalzellkarzinome von 36,0 Jahren. Diese langen Zeiträume müssen bei der Arbeitsplatzanamnese entsprechend berücksichtigt werden. 

Literatur

  1. Bauer A (2016) Hautkrebs als Berufserkrankung. Hautarzt 67: 884-890  
  2. Boffetta P et al.(1997) Cancer risk from occupational and environmental exposure to polycyclic aromatic hydrocarbons.Cancer Causes Control 8:444-472.
  3. Letzel S et al.(1998) Occupationally related tumors in tar refinery workers. J Am Acad Dermatol 39:712-720. 

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 16.10.2024