Bexaroten
Definition
Zytostatisch wirksames synthetisches Retinoid.
Pharmakodynamik (Wirkung)
Der genaue Wirkmechanismus ist noch nicht vollständig aufgeklärt. Diskutiert wird die Aktivierung selektiver Retinoid-X-Rezeptoren (RXRs) bzw. RAR (Retiniod-Acid-Rezeptor), die eine Bedeutung im Zellstoffwechsel (Vitamin D3 Thyreoidea-Hormon-Rezeptor, proliferationsaktivierender Rezeptor in Peroxysomen) haben. Die durch das Retinoid aktivierten Retinoidrezeptoren formen Homo- bzw. Heterodimere, die an spezifische DNA-Sequenzen binden und als Transkriptionsfaktoren für Gene fungieren. RAR reguliert Zellwachstum- und -differenzierung, RXR die Apoptose. Bexaroten kann daher direkt in die Regulation der Apoptose eingreifen.
Indikation
Zugelassene Indikation: Patienten mit kutanem T-Zell-Lymphom (CTCL) im fortgeschrittenen Stadium (Stadien IIb-IVb), die auf mindestens eine systemische Therapie nicht angesprochen haben.
Eingeschränkte Indikation
Die derzeitigen Studien zeigen, dass Patienten mit kutanen T-Zell-Lymphomen vom Typ der Mycosis fungoides, Patienten mit Sézary-Syndrom und lymphomatoider Papulose von Bexaroten profitieren.
Schwangerschaft/Stillzeit
Keine ausreichenden Daten über Anwendung in der Schwangerschaft. In Tierstudien Hinweise auf Schädigung der embryonalen Zellen (Reproduktionstoxizität). Das Medikament sollte in der Schwangerschaft nicht verordnet werden!
Dosierung und Art der Anwendung
- Initial: 1mal/Tag 300 mg/m2 KO/Tag p.o., später kann die Dosis auf 100-200 mg/m2 KO p.o. reduziert werden. Die Behandlung sollte so lange fortgesetzt werden, wie es sich für die Patienten als günstig erweist (in Studien bis zu 118 Wochen).
- Erfolgreiche Einzelversuche wurden mit einer 1% Gelapplikation (4mal täglich) erzielt.
Unerwünschte Wirkungen
- Bei systemischer Anwendung: Hypertriglyceridämie, Hypothyreose, Hypercholesterinämie, Kopfschmerzen, Leukopenie, Pruritus, allgemeine Abgeschlagenheit. Wie bei anderen Retinoiden typische muko-kutane Toxizität. Seltener sind exfoliative Exantheme sowie eine diffuse Schmerzsymptomatik. Vor allem die Störung des Fettstoffwechsels bedarf engmaschiger Kontrolle, ebenso die Hypothyreose. Ggf. Substitution der Schilddrüsenhormone.
- Bei lokaler Anwendung: Erythembildung, Blasenbildung, Pruritus, Schmerzen.
Präparate
Targretin
Hinweis(e)
- Vor Therapiebeginn muss eine Schwangerschaft ausgeschlossen, sowie über eine effektive Empfängnisverhütung bis mindestens einen Monat nach Therapieende aufgeklärt werden (2 kontrazeptive Verfahren gleichzeitig; nicht hormonale Antikontrazeption bevorzugt).
- In Studien zeigte sich, dass die Patienten im Median etwa 40 Wochen progressionsfrei blieben. Die Zeit bis zum Ansprechen beträgt etwa 16 Wochen! Aufklärung des Patienten über diese lange Anlaufperiode.
- Kombinationstherapien sind möglich, u.a. mit PUVA-Therapie, Interferonen, extrakorporaler Photopherese.
Literatur
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- Kliewer SA et al. (1992) Retinoid X receptor-COUP-TF interactions modulate retinoic acid signaling. Proc Natl Acad Sci USA 89: 1448-1452
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- Talpur R et al. (2002) Optimizing bexarotene therapy for cutaneous T-cell lymphoma. J Am Acad Dermatol 47: 672-684