Allopurinol-Hypersensitivitäts-SyndromL51.1
Synonym(e)
Definition
Das Allopurinol-Hypersensitivitäts-Syndrom ist ein seltenes (04% der Fälle) Hypersensitivitäts-Syndrom (AHS) das folgende Krankheitsbilder umfasst: das Stevens-Johnson-Syndrom, toxische epidermale Nekrolyse und morbilliforme bzw. multiforme Arzneimittelreaktionen mit Eosinophilie und systemischen Symptomen.
Vorkommen/Epidemiologie
Betroffen ist 1:1000 Patienten denen Allopurinol verschrieben wird.
Klinisches Bild
Die Patienten zeigen typischerweise ein akutes Exanthem (morbilliformes Exanthem, Erythema multiforme, exfoliative Dermatitis) assoziiert mit Nierenfunktionsstörung, Leberschädigung und Eosinophilie. Das Syndrom kann innerhalb von Wochen bis Monaten nach der Arzneimittelexposition auftreten, die meisten Fälle treten jedoch innerhalb von 8–9 Wochen auf.
Therapie
Die Behandlung umfasst das Absetzen von Allopurinol und unterstützende Maßnahmen.
Systemische Steroide und immunmodulatorische Therapien können nützlich sein. Die spezifische Behandlung hängt davon ab, ob der Patient an Stevens-Johnson-Syndrom, toxischer epidermaler Nekrolyse oder einer Arzneimittelreaktion mit Eosinophilie und systemischen Symptomen leidet. Patienten, die an AHS erkranken, sollten nicht erneut Allopurinol ausgesetzt werden; es können jedoch alternative Therapien zur Harnsäuresenkung (z. B. Febuxostat) in Betracht gezogen werden(Khanna D et al. 2012).
Verlauf/Prognose
Die gemeldete Sterblichkeitsrate liegt zwischen 20 % und 25 % (Yaseen W et al. 2023).
Hinweis(e)
In den Leitlinien wird empfohlen, bei Hochrisikopopulationen vor Beginn der Allopurinol-Behandlung ein Screening auf das HLA-B*58:01-Allel durchzuführen. Das Risiko für AHS ist bei Trägern des Allels HLA-B*58:01 fast 100-mal höher als bei Nichtträgern. Zu den Bevölkerungsgruppen mit hoher Allelfrequenz gehören Menschen mit Han-chinesischer (6 %–8 %), koreanischer (12 %) und thailändischer (6 %–8 %) Abstammung. Tests auf das Allel sind in Kanada weit verbreitet. Bei Menschen mit einem negativen Testergebnis für das HLA-B*58:01-Allel ist das AHS-Risiko gering, sofern keine anderen Risikofaktoren vorliegen (Yaseen W et al. 2023).
Chronische Nierenerkrankungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind klinische Risikofaktoren für AHS. Bevölkerungsbasierte Studien haben gezeigt, dass bei Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die mit hohen Dosen Allopurinol (> 100 mg/Tag) behandelt werden, das Risiko einer Krankenhauseinweisung aufgrund von AHS um das 11-Fache erhöht ist (Yokose C et al.(2019) Heart disease and the risk of allopurinol-associated severe cutaneous adverse reactions: a general population–based cohort study. (Yokose C et. al. 2019) Eine langsame Titration von niedrig dosiertem Allopurinol könnte das Risiko einer AHS verringern.
Obwohl der Zusammenhang zwischen Erhaltungsdosis und AHS-Risiko umstritten ist, sollte Allopurinol bei Patienten mit chronischer Nierenerkrankung im Stadium 4 oder höher mit einer niedrigen Dosis (≤ 100 mg/Tag) und einer noch niedrigeren Dosis (≤ 50 mg/Tag) begonnen werden.
Literatur
- Khanna D et al. (2012) American College of Rheumatology. 2012 American College of Rheumatology guidelines for management of gout. Part 1: systematic non-pharmacologic and pharmacologic therapeutic approaches to hyperuricemia. Arthritis Care Res (Hoboken) 64:1431–1446.
- Yaseen W et al. (2023) Allopurinol hypersensitivity syndrome. CMAJ 195:E483.
- Yokose C et al.(2019) Heart disease and the risk of allopurinol-associated severe cutaneous adverse reactions: a general population–based cohort study. CMAJ 191: E1070–1077.)