Wollwachsalkohole

Autor:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

Alcoholes adipis lanae; Alcoholes lanae; Lanolin alcohol; wool wax alcohols

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Definition

Gemisch von Stearinen (mindestens 30% Cholesterol) mit aliphatischen Alkoholen des Wollwachses.

Anwendungsgebiet/Verwendung

Zusatz zu lipophilen Grundstoffen (z.B. Vaselin, Paraffin) in Konzentration von 3-6% als W/O-Emulgator.

Weitere Verwendung u.a. in Möbelpolituren, wassermischbaren Kühlschmierstoffen in der Metallindustrie, Leder und Pelzen, Korrosionsschutzmitteln für Metalle, Papier- und Druckertinte, Textilveredelungsmitteln sowie als Schmiermittel zum Aufziehen von Autoreifen.

Inkompatibilität

Methylcellulose, Traganth, Phenole, Teerprodukte, hydrophile Tenside und grenzflächenaktive Arzneistoffe.

Merke! Pestizidbelastung und allergene Potenz sind vorhanden.

Hinweis(e)

Wollwachsalkohol kommt in der Standardreihe des Epikutantestes vor (s.a. Amerchol L101). "Hohe" Sensibilisierungsraten finden sich bei Patienten mit Ulcus cruris. Schwach positive Sensibilisierungen im Epikutantest können auch irritativer Genese sein. Bei starken Testreaktionen sollte auch an ein " Angry back" gedacht werden. Die klinische Relevanz einer Sensibilisierung wird häufig kontrovers diskutiert und sollte mittels eines " Repeated open application test" (ROAT) bzw. eines " Use-Gebrauchstest" evaluiert werden.

Die Sensibilisierungspotenz von Wollwachsalkoholen ist schwach! Die Auswirkung einer Allergie ist geringgradig (auch bei kombiniertem Vorliegen von Sensibilisierungen gegenüber Wollwachsalkoholen und Cetylstearyalkohol). Insbesondere einfach positive Reaktionen sollten zumeist nicht Ausdruck einer allergischen sondern einer irritativen Reaktion sein.

Sensibilisierungen gegenüber Wollwachsalkoholen finden sich signifikant häufiger bei älteren Patienten bzw. Patienten mit chronischer Veneninsuffizienz bzw. Stauungsekzem. Als "Lanolin-Paradoxon" wird beschrieben, dass Patienten mit allergischem Kontaktekzem bei Ulcus cruris häufig weiterhin ohne Probleme wollwachsalkoholhaltige Kosmetika an anderen Körperarealen verwenden können.

Da möglicherweise nicht alle Wollwachs-Sensibilisierten mittels kommerziell angebotener Wollwachsalkohol-Testzubereitungen erfasst werden, wird empfohlen, bei entsprechendem Verdacht zusätzlich auch Amerchol L-101 (besteht aus Lanolinalkohol und Paraffin) zu testen.

Berufliche Sensibilisierungen sind insbesondere im medizinischen Bereich denkbar, speziell bei Tätigkeiten, bei denen direkte Exposition gegenüber verschiedenen Externa zur Pflege und Behandlung von Patienten besteht, wie z.B. in der Altenpflege oder bei Masseuren. Expositionsmöglichkeiten sind ferner denkbar im hauswirtschaftlichen Bereich, in der Textil- und Lederindustrie, in der Papier- und Druckindustrie sowie bei Metallarbeitern mit Umgang mit Kühlschmierstoffen.

Die berufliche Exposition gegenüber Wollwachsalkoholen und Cetylstearylalkohol bei Tätigkeiten, die regelmäßig mit einem beruflichen Kontakt mit verschiedenen Externa einhergehen (z.B. in der ambulanten Pflege und bei Masseuren) entspricht allgemeinem berufsdermatologischem Erfahrungswissen; meistens ist durch Einsatz geeigneter persönlicher Schutzmaßnahmen und/oder Ersatzstoffprüfung der direkte Hautkontakt meidbar. Dem gegenüber ist im Einzelfall für die weiteren möglicherweise betroffenen Berufsfelder (hauswirtschaftlicher Bereich, Metallindustrie mit Kühlschmierstoffexposition, Textil- und Lederindustrie etc.) die Exposition durch eine Arbeitsplatzanalyse zu verifizieren.

Zu prüfen ist ferner, inwieweit Sensibilisierungen gegenüber Wollwachsalkoholen und Cetylstearylalkohol mittelbar berufsbedingt durch die Anwendung von Hautschutz-Externa bzw. Anwendung von Hautpflegemitteln oder Extema zur Therapie berufsbedingter Hauterkrankungen erworben worden sein könnten.

Literatur

  1. Aberer W (2006) Wollwachsalkohole (lanolin alcohol)-ein kontroversielles Kontaktallergen. Dermatol in Beruf und Umwelt 54: 135-139
  2. Lim KS et al. (2007) Contact sensitization in patients with chronic venous leg ulcers in Singapore. Contact Dermatitis Feb 56: 94-98
  3. Skudlik C, John SM, Becker D, Dickel H, Geier J, Leesmann H, Mahler V, Rogosky E, Wagner E, Weisshaar E, Diepgen TL, für die Arbeitsgruppe "Bewertung der Allergene bei BK 5101" der Arbeitsgemeinschaft für Berufs- und Umweltdermatologie in der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (2008) Begründung für die Beurteilung der Auswirkung von Allergien gegenüber Wollwachsalkoholen und Cetylstearylalkohol im Rahmen der MdE-Bewertung. [Assessing the effects of delayed allergies to wool wax alcohols and cetostearylic alcohols with reference to the reduction in earning capacity]. Dermatol Beruf Umwelt 56: 66-69
  4. Trummer M et al. (2002) Clinical relevance of + patch test reactions to lanolin alcohol. Contact Dermatitis 46: 118

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