MHC-Klasse II-DefektD81.6
Synonym(e)
Definition
Der MHC Klasse II-Defekt (Major histocompatibility complex/MHC/II deficiency) ist ein seltener (<200 Patienten weltweit) autosomal rezessiv vererbter, primärer Immundefekt, der durch LOF-Mutationen in Genen diverser Transkriptionsfaktoren hervorgerufen werden. Diese Mutationen führen zu einem Mangel an MHC-Klasse-II-Molekülen und letztlich zu einer Störung der Genregulation. Die betroffenen Gene kodieren für 4 verschiedene regulatorische Proteine, Transaktionsfaktoren, die die Transkription der MHC-Klasse-II-Gene steuern. Folgende Gene sind betroffen:
- CIITA
- RFXANK
- RFX51
- RFXAP
Ihre Genprodukte steuern die Transkription der MHC II Moleküle.
Ätiopathogenese
Während der MHC Klasse I-Komplex vor allem zytosolische Peptide präsentiert, werden über den MHC Klasse II Komplex primär die Spaltprodukte exogener Proteine präsentiert.
Die Antigenpräsentation über den MHC II-Komplex findet v.a. auf B-Zellen und Monozyten, statt. Unter dem Einfluss von Interferon-gamma wird diese Expression verstärkt, oder auch auf primär Klasse-II-negativen Zellen wie Fibroblasten oder aktivierten T-Zellen de-novo exprimiert.
Mutationen im RFXANK-Gen sind für >70 % aller weltweit bekannten Patienten verantwortlich (Hanna S et al. 2014).
Klinisches Bild
Rezidivierende sinubronchiale abkterielle und mykotische Infektionen. Rezidvierende Herpes-simplex-Virus-Infektionen. Verläuft im Prinzip wie andere kombinierte Immundefekte ohne phänotypische Spezifika.
Diagnose
Die Diagnose kann mit Hilfe der Durchflusszytometrie gestellt werden. Hierbei kann festgestellt werden, dass MHC II auf den Zellen auf denen es normalerweise exprimiert wird (wie B-Zellen und Monozyten) fehlt. Gesamtleukozytenzahlen sind normal. CD4-Zellen sind meist erniedrigt. Ebenso sind die Serum-Immunglobuline erniedrigt. Hinweis: Spezifische Antikörper können nach Impfungen nicht gebildet werden.
Therapie allgemein
Das klinische Bild des MHC II-Defektes, entspricht dem eines relativ mild verlaufenden kombinierten Immundefektes (SCID) mit rezidivierenden bakteriellen und kyotischen Atemwegs- und Hautinfektionen. Letztlich ist eine Stammzellransplantation in enstrp. Zentren unumgänglich.
Literatur
- Cai YQ et al. (2020) A Novel RFXANK Mutation in a Chinese Child With MHC II Deficiency: Case Report and Literature Review. Open Forum Infect Dis 7:ofaa314.
- Cerundolo V et al. (2006) Description of HLA class I- and CD8-deficient patients: Insights into the function of cytotoxic T lymphocytes and NK cells in host defense. Semin Immunol 18: 330-336
- de la Calle-Martin O et al. (2001) Familial CD8 deficiency due to a mutation in the CD8 alpha gene. J Clin Invest 108: 117-123
- Hanna S et al. (2014) MHC class I and II deficiencies. J Allergy Clin Immunol 134:269-275.
- Hauber I et al. (1996) More on MHC class II deficiency. N Engl J Med 335: 977-978
- Kallen ME et al. (2015) Type II bare lymphocyte syndrome: role of peripheral blood flow cytometry and utility of stem cell transplant in treatment.J Pediatr Hematol Oncol 37:e245-249.
- Soe KC et al. (2013) Transcriptional coactivator CIITA, a functional homolog of TAF1, has kinase activity. Biochim Biophys Acta 1829:1184-1190.