Kontrastmittel-Intoleranz

Autor:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Allgemeine Information

  • Pro Jahr werden 70 Millionen Anwendungen weltweit mit jodierten Kontrastmitteln durchgeführt. Jodierte Kontrastmittel werden in eine ionische hochosmolare (z.B. Amidotrizoat, Meglumin, Ioxitalamat) und eine nicht-ionische niedrigosmolare Klasse (z.B. Iohexol, Iopamidol, Ioversol, Iopramid, Iomeprol, Iopentol, Iobitridol, Iodixanol) unterteilt.
  • Jodierte Kontrastmittel können anaphylaktoide Reaktionen innerhalb einer Stunde nach Gabe verursachen. Ein IgE-getriggerter Mechanismus wird oftmals in diesen Fällen angenommen, jedoch ist der genaue pathophysiologische Mechanismus bislang noch nicht aufgeklärt. Obwohl angenommen wird, dass nicht-ionische niedrigosmolare Kontrastmittel weniger anaphylaktoide Reaktionen auslösen, werden in der Praxis weiterhin prophylaktisch Medikamente zur Prämedikation verabreicht. Verzögerte Reaktionen wurden in einem Zeitraum von über 1 Stunde bis zu 7 Tagen nach Kontrastmittelgabe beschrieben. Pathophysiologisch werden sie durch T-Zellen vermittelt.
  • Ein häufig verwendetes Kontrastmittel für Kernspinuntersuchungen ist Gadolinium. Das Auftreten einer nephrogenen systemischen Fibrose nach Verwendung von Gadolinium als Kontrastmittel wurde mehrfach beschrieben.

Vorkommen

Insgesamt treten nach Exposition von nicht-ionischen niedrigosmolaren Kontrastmitteln weniger schwere Komplikationen auf, die Todesraten sind jedoch ähnlich.
Prävalenz der Überempfindlichkeitsreaktionen vom Soforttyp
Schweregrad der Komplikationen Ionische hochosmolare Kontrastmittel Nicht-ionische niedrigosmolare Kontrastmittel
Leicht 3,8-12,7% 0,7-3,1%
Schwer 0,1-0,4% 0,02-0,04%
  • Prävalenz von Spättypreaktionen: 0,5-23%.
  • Todesfolge: 1/100.000 Expositionen
  • Der größte Risikofakftor für das Auftreten einer Kontrastmittel-Intoleranz ist eine vorherige Überempfindlichkeitsreaktion. Weitere Risikofaktoren sind schwere Allergien, Asthma bronchiale, Herzerkrankungen, Mastozytose, Einnahme von Betablockern und Autoimmunerkrankungen.

Klinisches Bild

  • Soforttypreaktionen: möglich sind Pruritus, Urtikaria, Angioödem, Flush, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Rhinitis, Heiserkeit, Husten, Luftnot, Hypotonie, Tachykardie, Arrhythmie, Schock, Herzstillstand, Atemstillstand.
  • Spättypreaktionen: möglich sind Pruritus, Urtikaria, Angioödem, makulo-papulöses Exanthem, Erythema multiforme minor, fixes Arzneimittelexanthem, Stevens-Johnson-Syndrom, Toxische epidermale Nekrolyse, Vaskulitis, Graft-versus-Host-Reaktion.

Diagnose

  • Pricktestung mit dem angeschuldigten Kontrastmittel (unverdünnt) und alternativ mit nicht-ionischen niedrigosmolaren Kontrastmitteln (unverdünnt).
  • Intrakutantestung mit dem angeschuldigten Kontrastmittel (1:1000 bis 1:10 in 0,9%iger physiologischer Kochsalzlösung) und alternativ mit nicht-ionischen niedrigosmolaren Kontrastmitteln (1:1000 bis 1:10 in 0,9%iger physiologischer Kochsalzlösung).
  • Epikutantestung mit dem angeschuldigtem Kontrastmittel (unverdünnt) und alternativ mit nicht-ionischen niedrigosmolaren Kontrastmitteln (unverdünnt).

Therapie allgemein

  • Bei Fehlen einer radiologischen Alternative und vorausgegangener Sofort oder Spättypreaktion auf ein jodiertes Kontrastmittel wie auch Vorliegen eines Asthma bronchiale wird derzeit 12 und 2 Std. vor erneuter Kontrastmittelgabe die Verabreichung von jeweils 32 mg Methylprednisolon p.o. empfohlen (Leitlinie der European Society of Urogenital Radiology). Gegeben werden sollte, ein nach Möglichkeit zuvor in den Hauttests (Prick-, Intrakutan-, Epikutantest) negativ ausgetestetes, nicht-ionisches niedrigosmolares Kontrastmittel.
  • Bei Notwendigkeit einer unmittelbaren erneuten Kontrastmittelgabe kann derzeit die kombinierte Verabreichung von Prednisolon 250 mg i.v., Dimetinden 1 Ampulle (4 ml Inj.-Lsg.) langsam i.v. und Cimetidin 1 Ampulle (4 ml Inj.-Lsg. mit 0,9%iger NaCl-Lsg. auf 10 ml verdünnt) empfohlen werden. Bei Kindern und Jugendlichen strengste Indikationsstellung.
  • Die Studienlage zum prophylaktischen Wirkeffekt verschiedener Prämedikationsschemata ist noch eingeschränkt aussagekräftig. Mit dem Auftreten anaphylaktoider bzw. anaphylaktischer Reaktionen bei erneuter Kontrastmittelgabe auch unter Prämedikation muss in Einzelfällen gerechnet werden.

Literatur

  1. Brockow K, Christiansen C, Kanny G, Clément O, Barbaud A, Bircher A et al. (2005) Management of hypersensitivity reactions to iodinated contrast media. Allergy 60: 150-158
  2. Grobner T (2006) Gadolinum-a specific trigger for the development of nephrogenic fibrosing dermopathy and nephrogenic systemic fibrosis? Nephrol Dial Transplant 21: 1104-1108
  3. Kvedariene V, Martins P, Rouanet L, Demoly P (2006) Diagnosis of iodinated contrast media hypersensitivity: results of a 6-year period. Clin Exp Allergy 36: 1072-1077

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