Phytotherapie rationale

Autoren:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

Alle Autoren dieses Artikels

Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024

This article in english

Synonym(e)

Pflanzliche Heilmittel; Phytopharmaka; Phytopharmazeutikum

Kostenlose Fachkreis-Registrierung erforderlich

Bitte melden Sie sich an, um auf alle Artikel, Bilder und Funktionen zuzugreifen.

Unsere Inhalte sind ausschließlich Angehörigen medizinischer Fachkreise zugänglich. Falls Sie bereits registriert sind, melden Sie sich bitte an. Andernfalls können Sie sich jetzt kostenlos registrieren.


Kostenlose Fachkreis-Registrierung erforderlich

Bitte vervollständigen Sie Ihre Pflichtangaben:

E-Mail Adresse bestätigen
oder
Fachkreisangehörigkeit nachweisen.

Jetzt abschließen

Definition

Rationale Phytotherapeutika (Phytopharmakon: von - griech.- phyton für Pflanze und pharmakon für Arzneimittel) sind Arzneimittel, die im Unterschied zu chemisch definierten Pharmaka, sowie isolierten, chemisch identifizierten, pflanzlichen Reinsubstanzen, vorwiegend standardisierte und /oder normierte Extrakte enthalten.  Es handelt sich ganz überwiegend um Vielstoffgemische, die im Organismus an verschiedenen molekularen Zielstrukturen wirksam sind.

Rationale Phytotherapeutika kommen nach den allgemein gültigen Grundlagen der Arzneimitteltherapie zur ärztlichen Anwendung. Ihre Wirkung und ihre Wirksamkeit  sind auf der Basis von tier- und humanpharmakologisch belegten Erkenntnissen nachgewiesen und gemäß den Richtlinien des Arzneimittelgesetzes (AMG §4 Abs. 23)  auch unter Berücksichtigung ärztlichen Erfahrungswissens belegt.

Phytopharmaka sind variable Naturprodukte. Heute werden zunehmend nur noch gut normierte und standardisierte Extrakte verwendet, die eine Grundlage für eine gleichbleibende Wirkung darstellen. Hierfür ist eine kontrollierte Extraktqualität notwendig. Diese ist allerdings nur dann zu gewährleisten, wenn das standardisierte Pflanzenmaterial in einem nachvollziehbaren, gleichbleibenden, standardisierten Herstellungsprozess verarbeitet wird. Eine derartige Qualitätskontrolle ist aus ärztlicher Sicht zu fordern.

Allgemeine Information

Standardisierung: Ist ein Extrakt durch einen wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoff definiert, so wird dieser durch ein Normierungsverfahren des Pflanzenextraktes (verwendet werden ausschließlich Extrakte aus einer vorab festgelegten, immer gleichen Stammpflanze),  auf eine definierte und gleichbleibende Menge eingestellt.
Sind wirksamkeitsbestimmende und wirksamkeitsmitbestimmende Inhaltstoffe nicht oder nur teilweise bekannt, so wird eine gleichbleibende Extraktqualität durch  die Qualität der Ausgangsdroge, durch die Prozessqualität und durch die Quantifizierung von sogenannten Leitsubstanzen erzielt.
 
Wirkstoff und Darreichungsform: Phytotherapeutika werden in den bekannten üblichen Darreichungsformen angeboten (Tee, Tropfen, Pulver, Tabletten, Dragees, Kapseln sowie in topischen Applikationen. Enthält ein Phytopharmazeutikum als Wirkstoff einen Extrakt aus einem oder mehreren Wirkstoffen der selben Pflanze, so wird es (trotzdem) als Monopräparat deklariert.

Bei den Phytotherapeutika ist der Extrakt in seiner Gesamtheit der Wirkstoff. Ein pflanzliches Kombinationspräparat kann in seltenen Fällen auch Extrakte mehrerer unterschiedlicher Pflanzen (s. Ausführungen unter Stammpflanzen) enthalten. Auch dieses Kombinationspräparat wird als Monopräparat deklariert.  

Rationale Phytotherapeutika werden eindeutig von den sogenannten „traditionellen Phytopharmaka“ unterschieden. Die Anwendung traditioneller (nicht-monographierter) Phytopharmaka beruht in erster Linie auf den klinischen Erfahrungswerten Einzelner. Belastbare kontrollierte Studien fehlen im Allgemeinen.  

Phytopharmaka  sind keine Homöopathika: Phytopharmaka enthalten aktive pharmazeutische Wirkstoffe. Phytopharmaka  sind keine Homöopathika. Homöopathischen Mittel enthalten aufgrund der starken Verdünnung nur noch Spuren der aktiven Inhaltsstoffe und sind unter pharmakologischen Aspekten nicht mehr wirksam. Auch hat die Homöopathie im Unterschied zur Phytotherapie keine wissenschaftliche Basis. Ihr Wirkprinzip ist demjenigen der modernen und standardisierten Arzneimitteltherapie fundamental entgegengesetzt.

Risiken und Nebenwirkungen: Grundsätzlich besteht bei den Phytopharmaka dieselben Risiken wie bei allen Arzneimitteln – es gibt ein Potential für unerwünschte Wirkungen (UAW), es existieren Gegenanzeigen und Arzneimittelwechselwirkungen.
Grundsätzliche Indikationen: Phytopharmaka eignen sich gut für einfache und chronische Beschwerden und können aufgrund des eher geringen Interaktionspotentials auch bei älteren Menschen mit Mehrfachverordnungen gut eingesetzt werden.

Literatur

  1. Falch  B et al. (2013) Phytotherapie - die gut dokumentierte Basis der Schulmedizin. Schweizerische Ärztezeitung 94:161-163
  2. Hermann PT et al. (2014)  Pharmazeutisches Wörterbuch. De Gruyter GmbH Berlin, Boston
  3. Keller K et al. (2003) Phytopharmaka. Begriffsbestimmungen und Hintergründe. Bundesgesundheitsbl 46: 1036–1039
  4. Loew D et al. (1999) Phytopharmakareport. Steinkopf Darmstadt S 7-12
     

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024