Unter einem Moorbad ist das Baden in sogenanntem Heiltorf zu verstehen, der aus dem Moor gewonnen wird. Heiltorfe gehören zu den Peloiden, zu den sogenannten Lockersedimenten. Es wird zwischen aquatischen Lockersedimenten, wie beispielsweise Schlämme, Torfe und Schlicke, und restrischen Lockersedimenten wie Heilerden, Lehm, vulkanischer Tuff und Mergel unterschieden. Darüber hinaus erfolgt eine Unterscheidung zwischen Nieder- und Hochmoortorfen.
Während sich die physikalischen Eigenschaften der verschiedenen Torfarten einige Gemeinsamkeiten aufweisen, weisen die chemischen und pharmakologischen Eigenschaften Unterschiede auf. Sie sind nicht nur abhängig von dem Gehalt an organischen und anorganischen Substanzen, sondern auch von der unterschiedlichen Resorptionsfähigkeit der Haut und Scheidenhaut. Es können verschiedene biochemische und pharmakologische Wirkungen der Torfinhaltsstoffe nachgewiesen werden, so unter anderem die Ionenaustausch- und Pufferwirkung, Hemmung der Arachidonsäurekaskade, Prostaglandin- und Leukotrien-Synthesehemmung, Östrogeneffekte, Beeinflussung der glatten Muskulatur, spezifische Wirkungen auf Rezeptoren der glatten Muskulatur, Blockierung von Virusrezeptoren (Herpes-, Papilloma-Viren). Die Permeation von biologisch aktiven Torfinhaltsstoffen durch Haut und Schleimhaut gilt heute als belegt. Eine besondere Anwendungsform stellt die vaginale Moortherapie dar.
Moorbad
Definition
Wirkungen
Badetorfe enthalten trocken 20 bis 40% Huminsäuren, die keimhemmende, adstringierende, gerbende und sorbtive Eigenschaften haben. Inwieweit Stoffe mit östrogener Wirkung eine klinische Rolle spielen, ist zweifelhaft.
Als Peloid wirkt Moor tiefenerwärmend mit Wirkung auf den Bewegungsapparat.
Indikation
• Subakute und chronische Zustände des rheumatischen Formenkreises
• Postakute Zustände nach Traumen am Bewegungsapparat
• Schmerzlinderung bei chronischen Erkrankungen des Gastrointestinal- und Urogenitaltrakts
• Weibliche Sterilität
• menopausale Beschwerden
Durchführung
Moorbäder werden bei heißen Temperaturen bis zu 42 Grad Celsius verabreicht. Infolge der konduktiven Wärmewirkung müssen deutlich höhere Temperaturen als 37 Grad Celsius verwendet werden, da die an der Haut anliegende Schicht rasch auf Körpertemperatur heruntergekühlt wird. Da aus tieferen Moorbreischichten eine kontinuierliche Wärmezufuhr erfolgt, ist eine sorgfältige Temperaturkontrolle vor der Applikation notwendig. Die Anwendungsdauer beträgt 20 bis 30 Minuten.
Unerwünschte Wirkungen
orthostatische Dysregulierung beim Aufstehen.
Kontraindikation
• akute Entzündungszustände und Schwellungszustände
• Ödeme
• Blutungen
• Durchblutungsstörungen der Haut
• Fieber
• Sensibilitätsstörungen der Haut
• Großflächige Hautverletzungen und Akute Hautkrankheiten
• Wärme-Urtikaria
Literatur
- Uehleke B et al. (2012) In: André-Michael Beer, Martin Adler [Hrsg.] Leitfaden Naturheilverfahren für die ärztliche Praxis, Urban und Fischer Verlag S. 58.
- Uehleke B (2017) Moorbäder bei Osteoarthrose. Z Phytother 5: 212-213