Alkaloid der Chinarinde. Ursprünglich wurde Chinin aus dem Chinarindenbaum gewonnen. Ältestes Antimalariamittel, aber Ende der fünfziger Jahre durch das wirksamere und besser verträglichere Chloroquin ersetzt.
Chinin
Definition
Halbwertzeit
Pharmakodynamik (Wirkung)
Hemmung der Nukleinsäuresynthese durch Komplexbildung mit der DNA. Allgemeines Protoplasmagift, wirksam gegen Blutschizonten (ungeschlechtliche Form) aller vier Erreger der Malaria und Gametozyten von Pl. vivax und Pl. malariae.
Wirkungsspektrum
Alle humanpathogenen Plasmodium spp., incl. multiresistenter Erreger.
Indikation
- Malaria: Malariaformen durch gegenüber Chloroquin und synthetischen Antimalariamitteln resistente Stämme, insbes. bei komplizierten Formen der Malaria tropica.
- Wadenkrämpfe, z.B. Krampfzustände in den Beinen, die in Verbindung mit Diabetes mellitus, Varikosis, Thrombophlebitis, Arteriosklerose, Gelenkerkrankungen u. statischen Fußdeformitäten auftreten.
Eingeschränkte Indikation
Dosierung und Art der Anwendung
- Malariatherapie (Chininum hydrochloricum):
- Erwachsene: 4-6mal/Tag 250 mg p.o. über 1 Woche.
- Kinder: 3mal 10 mg/kg KG/Tag p.o. über 1 Woche.
- Therapie multiresistenter Erreger:
- Erwachsene: 4-6mal/Tag 250 mg p.o. über 1 Woche plus Tetracyclin 4mal 250 mg/Tag über 1 Woche.
- Kinder: 3mal 10 mg/kg KG/Tag über 4 Tage, dann 3mal 15 mg/kg KG/Tag über 4 Tage.
- Schwangere: 4-6mal/Tag 250 mg p.o. über 1 Woche.
Merke! Vor Therapiebeginn Bestimmung der Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase!
Unerwünschte Wirkungen
Chinchonismus (Ohrensausen, reversible Hörverluste, Sehstörungen, Übelkeit, Durchfälle, Kopfschmerzen), gastrointestinale Störungen, allergische Reaktionen, photoallergische Reaktionen, neurotoxische Störungen, Schwächung der körpereigenen Abwehr, Hypoglykämie, Atemdepression, Blutbildstörungen, Teratogenität, Blutzuckerabfall, Photosensibilisierung, Arrhythmien, Hypotonie, Erblindung.
Merke! Eine kumulative GD von 8 g führt zu toxischen NW (Chinchonismus) mit Störungen im Bereich des VIII. Hirnnervs und Beeinträchtigung des Sehvermögens!
Wechselwirkungen
Kontraindikation
Präparate
Hinweis(e)
Die Chinarinde (auch Fieberrinde, Jesuitenpulver) wurde bereits in der ersten Hälfte des 17.Jahrhunderts von spanischen Missionaren aus Peru nach Europa.
Tabellen
Wesentliche Wechselwirkungen von Chinin
Antazida |
Chinin-Toxizität ↑ |
Antikoagulantien, orale |
Blutungsneigung ↑ |
Chinidin |
Photosensibilisierung |
Ciclosporin A |
Ciclosporin A-Wirkung ↓ |
Herzglykoside |
Glykosid-Spiegel ↑ |
Mefloquin |
Krampfanfälle, Einnahme 12 Std. nach Chinin |
Muskelrelaxantien |
muskelrelaxierende Wirkung ↑ |
Pyrimethamin |
Chinin-Toxizität ↑ |