Salmonella

Autor:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 23.08.2024

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Definition

Salmonellen sind in der Regel petrich begeißelte (d. h. über die ganze Zelloberfläche verteilte) und damit bewegliche, gramnegative Stäbchenbakterien, die aufgrund der Struktur ihrer Oberflächen-(O)- und Geißel-(H)-Antigene nach dem White-Kauffmann-Le Minor-Schema (auch Kauffmann-White-Schema genannt) geordnet und anhand einer Antigenformel in Serovare differenziert werden. Sie können in der Regel Laktose nicht vergären. Mikroskopisch lassen sie sich nicht von anderen Gram-negativen Stäbchenbakterien unterscheiden.

Insgesamt sind derzeit etwa 2.500 Serovare bekannt, die eine Gattung mit den beiden Salmonellen-Spezies:

  • Salmonella (S.) enterica
  • Salmonella bongori

bilden.

Einteilung

Salmonella enterica sind wiederum in 6 Subspezies unterteilt:

  • ssp.arizonae (Gruppe IIIa)
  • ssp.diarizonae (Gruppe IIIb)
  • ssp.enterica (Gruppe I)
  • ssp.houtenae (Gruppe IV)
  • ssp.indica (Gruppe VI)
  • ssp.salamae (Gruppe II)

Fast alle humanpathogene Salmonellen finden sich in der Sepzies s. enterica ssp enterica. Die weitere Unterteilung in Serovare resultiert aus den versch. Antigenmustern:

  • O-Antigen (Oberflächenantigen; Bemerkung: Das O stand ursprünglich nur für „ohne Hauch“, das bedeutet, diese Bakterien schwärmen nicht auf einer Agarplatte aus): Es existieren mehr als 60 unterschiedliche Typen.
  • H-Antigen (Geißelantigen): Ihre Antigenstruktur wird durch 2 unterschiedliche Proteingruppen charakterisiert: H1-Antigene und H2-Antigene.Beide Phasen können einzeln oder gemeinsam vorkommen. Die H1-Antigene werden mit Kleinbuchstaben gekennzeichnet. Da diese nicht ausreichen werden sie zusätzlich noch nummeriert (z.B. z1, z2 usw ). Die H-Antigene der  Phase H2  werden durch Kleinbuchstaben und durch Zahlen gekennzeichnet.
  • K-Antigene (Kapselantigene; auch Vi-Antigen genannt, ein zusätzliches Oberflächenantigen, das zunächst primär für Virulenz verantwortlich gemacht wurde; es stellt jedoch einen Spezialfall eines Kapsel-Antigens dar) treten nur selten auf, sie kennzeichnen jedoch die Varietäten Typhi und Paratyphi.

Durch diese serologische Differenzeirung lassen sich derzeit etwa 2.500 Serovare differenzieren (sie wurden früher als Spezies bezeichnet) und im Kauffmann-White-Schema auflisten.

Bedeutung: Die durch Salmonellen verursachten Infektionskrankheiten reichen von relativ harmlosen lokalisierten Enteritiden bis zu schweren septischen und schwersten zyklischen Allgemeininfektionen.

Aus praktischen medizinischen Gründen ist insofern eine Unterscheidung der Gattung Salmonella in:

  • Typhöse Salmonellen
  • Nicht-typhösen (enteritische) Salmonellen

sinnvoll.  Nicht-typhöse Salmonellen verursachen beim Menschen in der Regel Gastroenteritiden. Diese werden auch als Salmonella-Enteritis oder Salmonellose bezeichnet.

Typhöse Salmonellen wie S.enterica Serovar Typhi kurz: S.Typhi und S.enterica Serovar Paratyphi A,B. oder C , kurz: S. Paratyphi A- C  hingegen rufen systemische Infektionen mit Darmbeteiligung hervor.

Zu den typhösen Salmonellen  (Typhus und Paratyphus) gehören :

  • Salmonella enterica Serovar Typhi (kurz S.typhi) Verusacher des Typhus
  • Salmonella enterica Serovar Paraptyphus A (kurz S.Paratyphi A)
  • Salmonella enterica Serovar Paraptyphus B (kurz S.Paratyphi B)
  • Salmonella enterica Serovar Paraptyphus C (kurz S.Paratyphi C)
  • Mehrere andere Salmonellenvarietäten (S.Enteritides, S.Typhimurium, S.Hadra)

Vorkommen

Salmonellen sind für die Vermehrung sowohl im Menschen als auch in Tieren adaptiert. Sie kommen mit Ausnahme von S. Typhi und S. Paratyphi A, bei denen der Mensch als Wirt fungiert, auch im Magen-Darm-Trakt von Tieren vor, z.T. bei Säugetieren, Reptilien, Vögeln und Insekten. Über 500 Serovare sind nachweislich humanpathogen.

Reservoir: Das Hauptreservoir der Salmonellen sind Tiere, wobei diese nur selten klinisch daran erkranken. Landwirtschaftliche Nutztiere wie Rinder, Schweine und Geflügel und daraus erzeugte tierische Lebensmittel stehen deshalb an der Spitze der möglichen Infektionsursachen (Information RKI).

Pathophysiologie

Infektionsweg: Die Infektion erfolgt durch orale Erregeraufnahme. Die Salmonellose ist die klassische Lebensmittelinfektion. Das in Deutschland dominierende Serovar, S. Enteritidis, wird vor allem über nicht ausreichend erhitzte Eier bzw. eihaltige Speisen und Zubereitungen übertragen, insbesondere wenn diese Rohei enthalten. Durch die bundesweite Einführung einer Impfung gegen Salmonellen bei Zuchtgeflügel, Legehennen, Masthähnchen sowie Puten kam es ab dem Jahr 2008 zu einer deutlichen Abnahme von menschlichen Erkrankungen durch S. Enteritidis.

Das ebenfalls häufig in Deutschland vorkommende Serovar S. Typhimurium wird häufig durch rohes Fleisch bzw. nicht oder nicht ausreichend erhitzte Fleischerzeugnisse (z.B. Hackfleisch, Rohwurstsortenfrische Mettwurst) übertragen. Auch primär nicht mit Salmonellen kontaminierte Lebensmittel können durch die Berührung infizierter Menschen, Kontakt mit kontaminierten Oberflächen oder kontaminierten anderen Lebensmitteln ein Infektionsrisiko darstellen (sogenannte „Kreuzkontamination“).

Im Einzelnen s.u.

  • Typhöse Salmonellen
  • Enterititsche (Nichttyphöse) Salmonellen
  • Salmonellen, Infektionsschutz und Hygienemaßnahmen
  • Kauffmann-White-Schema

Literatur

  1. Böhme H et al. (2009) Reptile-associated Salmonellosis in a Breastfed Infant. Klin Pädiatr 221:74–75
  2. Heissenhuber A et al. (2005) Accumulated occurrence of illnesses with Salmonella enteritidis in hospitals and nursing homes in the district Oberallgaeu, Bavaria, in July 2004. Gesundheitswesen  67:845–852s
  3. Hof H et al. (2019) Enterbacterales  In: Hof H, Schlüter D, Dörries R, Hrsg. Duale Reihe Medizinische Mikrobiologie. 7., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Thieme S 398-427
  4. Jansen A et al. (2005) Nation-wide outbreak of Salmonella Give in Germany. Z Gastroenterol 43:707–713
  5. Robert Koch-Institut (RKI): Ausbruch von Erkrankungen durch Salmonella Enteritidis nach dem Verzehr von Backwaren. Epid Bull 3:223–244
  6. Robert Koch-Institut: Infektions­epidemiologisches Jahrbuch für 2019, Berlin, 2020
  7. World Health Organization/Food and Agriculture Organization (WHO/FAO): Safe preparation, storage and handling of powdered infant formula - Guidelines. 2006

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