Die Familie der Hepeviridae in der Ordnung Hepelivirales, gehören taxonomisch zu der Gruppe der Viren mit positivsträngigem RNA-Genom (ssRNA positive-strand viruses. Die Familie Hepeviridae wurde taxonomisch erst 2006 eingeführt. Als Prototyp der Familie gilt das humanpathogene Orthohepevirus A das auch als Hepatitis-E-Virus, HEV bezeichnet wird.
Hepeviridae
Definition
Einteilung
Familie Hepeviridae
Genus Orthohepevirus (veraltet Hepevirus, Hepatitis-E-like viruses)
Species Orthohepevirus A (auch: Hepatitis-E-Virus, HEV, humanpathogene Hepatitisviren , Wirte: Mensch, auch Primaten wie Rhesusaffen)
- Subtyp Hepatitis-E-Virus 1 (HEV-1, Genotyp 1a, humanpathogene Hepatitisviren - Myanmar, China)
- Subtyp Hepatitis-E-Virus 2 (HEV-2, Genotyp 2a, humanpathogene Hepatitisviren - Mexiko)
- Subtyp Hepatitis-E-Virus (humanpathogene Hepatitisviren - Pakistan
- Subtyp Hepatitis-E-Virus Isolat Rhesus
Species: Porcine Hepatitisviren (auch PHEV, nicht humanpathogen, Wirte: Haus- und Wildschweine, Kamele) mit diversen Subtypen.
Species Orthohepevirus B (auch Aviäres Hepatitis-E-Virus, Avian hepatitis E virus, AHEV, nicht humanpathogen , Wirte: Hühnervögel)
Species Orthohepevirus C (nicht humanpathogen, Wirte: Ratten und Frettchen)
Species Orthohepevirus D (nicht humanpathogen , Wirte: Fledermäuse)
- Subtypen Bat hepatitis E virus (nicht humanpathogen, Wirte: Fledermäuse)
Genus Piscihepevirus (nicht humanpathogen, Wirt: Cutthroat-Forelle Oncorhynchus clarki)
unklassifizierte Hepeviridae
Allgemeine Information
Die Virionen dieser Familie sind ikosaedrische, unbehüllte und kugelförmige Partikel mit einem Durchmesser von ca. 27-34 nm. Sie ähneln den Caliciviren. Das Kapsid wird von Kapsomeren gebildet, die aus Homodimeren eines einzelnen Kapsidproteins bestehen und die Virushülle bilden. Die Virionen sind extrem labil. Da Virionen in klinischen Proben und Zellkulturmaterial nur in geringen Mengen vorhanden sind, gibt es nur wenige morphologische Untersuchungen von nativen Partikeln.
Das Hepatitis E Genom (HEV-Genom) ist ein lineares, positiv-sinniges ssRNA-Molekül von ca. 7,2 kb. Als natürliche Wirte dienen Mensch, Schwein, Wildschwein, Schaf, Kuh, Kamel, Affe, einige Nagetiere, Fledermäuse und Hühner. Es gibt drei getrennte ORFs, wobei ORF2, das Gen für das Strukturprotein, am 3′-Ende des Genoms liegt und der kurze ORF3 teilweise das 5′-Ende von ORF 2 überlappt.
In dem nicht-strukturellen Polyprotein ORF1 wurden sieben Domänen identifiziert: (1) Methyltransferase, (2) "Y", eine Domäne mit unbekannter Funktion, (3) eine Papain-ähnliche Cysteinprotease, (4) eine hypervariable Region, (5) "X", eine Domäne mit unbekannter Funktion, (6) RNA-Helikase und (7) RNA-abhängige RNA-Polymerase.
Hinsichtlich der Sequenzhomologie innerhalb dieser Domänen sowie der Co-Linearität der Genomorganisation (mit Ausnahme der Position der Proteasedomäne) ähnelt das HEV-Genom stark dem des Rötelnvirus, einem behüllten Virus, das derzeit in einer eigenen Gattung der Familie Togaviridae klassifiziert wird. Es ist denkbar, dass sich HEV aus dem Rötelnvirus (oder seinem Vorläufer) entwickelt hat, entweder durch Deletion der Hüllglykoprotein-Gene oder durch Rekombination mit einem Calicivirus-ähnlichen Genom.
Replikationzyklus: Der Replikationzyklus läuft vergleichbar mit dem Calciviren ab. Nach Adsorption an einen bisher noch unbekannten Rezeptor und der Penetration der Zellmembran wird die genomische RNA freigesetzt. Von dieser RNA wird zunächst der OFR1 (open reading frame) translatiert in dem sich die Nichtstrukturproteine des Virus befinden, darunter die RNA-abhängige RNA-Polymerase. Diese begleitet eine Replikation der genomischen RNA über die Bildung einer negativsträngigen antigenomischen RNA-Matrize durchführt. Die neu synthetisierten RNA-Genome werden im Kapsidprotein verpackt und die kompletten Viruspartikel an der apikalen Seite der Hepatozyten freigesetzt.
Klinisches Bild
HEV wird beim Menschen mit Ausbrüchen und sporadischen Fällen von enterisch übertragener akuter Hepatitis in Verbindung gebracht. Das Virus gilt als endemisch in tropischen und subtropischen Ländern Asiens und Afrikas sowie in Mexiko. Studien zur Antikörperprävalenz deuten jedoch auf eine globale Verbreitung dieses Virus hin. Es ist als zoonotisches Virus anerkannt, und Schweine und wahrscheinlicher auch andere Tierarten sind Reservoire. Die Übertragung erfolgt über den fäkal-oralen Weg. Sporadische Fälle von menschlicher Hepatitis E wurden sowohl in Industrie- als auch in Entwicklungsländern berichtet, obwohl Epidemien nur in Entwicklungsländern auftreten.
Literatur
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