TSH

Autor:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

Alle Autoren dieses Artikels

Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024

This article in english

Synonym(e)

CAS-Nr. 9002-71-5; Thyreoidea-stimulierendes Hormon; Thyreoideastimulierendes Hormon; Thyreotropes Hormon; Thyreotropin; Thyrotropin

Kostenlose Fachkreis-Registrierung erforderlich

Bitte melden Sie sich an, um auf alle Artikel, Bilder und Funktionen zuzugreifen.

Unsere Inhalte sind ausschließlich Angehörigen medizinischer Fachkreise zugänglich. Falls Sie bereits registriert sind, melden Sie sich bitte an. Andernfalls können Sie sich jetzt kostenlos registrieren.


Kostenlose Fachkreis-Registrierung erforderlich

Bitte vervollständigen Sie Ihre Pflichtangaben:

E-Mail Adresse bestätigen
oder
Fachkreisangehörigkeit nachweisen.

Jetzt abschließen

Definition

Das Thyreoideastimulierende Hormon ist ein Glykoprotein-Hormon, das in den basophilen Zellen des Hypophysenvorderlappens produziert wird und das die Schilddrüse stimuliert. TSH besteht aus zwei Untereinheiten, der alpha-Untereinheit mit 92 Aminosäuren und der beta-Untereinheit mit 112 Aminosäuren. Diese alpha-Untereinheit ist identisch zu der von Choriongondaotropin, LH und FSH. Die beta-Untereinheit ist spezifisch für das TSH. Die Produktion und Ausschüttung von TSH wird über das im Hypothalamus produzierte Releasing-Hormon TRH stimuliert. Die TSH-Produktion unterliegt einem zirkadianen und ultradianen Rhythmus (Samuels JD et al. 1990).

Wirkungsspektrum

TSH gelangt hämatogen in die Schilddrüse. Dort bewirkt es eine beschleunigte Teilung der Schilddrüsenzellen, eine vermehrte Jodaufnahme sowie eine gesteigerte Produktion der Schilddrüsenhormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3). Weiterhin fördert es in der Peripherie die Umwandlung von T4 in das wirksamere T3 (Böhm BO 2018).  

Durch Rückkopplung (feed-back) zwischen Schilddrüse und Hypophyse wird unter physiologischen Bedingungen eine Euthyreose erhalten. So hemmen fT3 und fT4 durch ein negatives Feedback die Produktion und Ausschüttung des hypothalamischen TRH und des hypophysären TSH. Dieser Rückkopplungsmechanismus bewirkt unter physiologischen Bedingungen eine konstante bzw. bedarfsadaptierte euthyreotischen Stoffwechsellage.

Anwendungsgebiet/Verwendung

Bei einer primären Hyperthyreose wird TSH supprimiert (über die Rückkopplung mit fT3/fT4, bei primärer Hypothyreose vermehrt gebildet. Die Regulation der TSH-Sekretion ist schon bei grenzwertiger Hypo-bzw. Hyperthyreosen sehr sensitiv und spezifisch.    

Die jeweiligen Ursachen können vielfältig sein, weshalb bei einem nicht normalen TSH-Wert immer die Schilddrüsenhormone FT3 und FT4 untersucht werden müssen. Alle Werte gemeinsam betrachtet, ermöglichen in den meisten Fällen eine Diagnose.

Verschiedene Krankheiten können einen niedrigen TSH-Wert verursachen. Meist deutet ein niedriger TSH-Wert auf eine Schilddrüsenüberfunktion hin (blockierendes Feed back durch erhöhtes FT3 und FT4. 

Ein deutlich erhöhter TSH-Blutspiegel ist ein deutlicher Hinweis auf eine Schilddrüsenunterfunktion.

Erhöhte TSH-Werte können bei der Hashimoto-Thyreoiditis auftreten (zusätzlich bei 90 % der Betroffenen Thyreoperoxidase-(TPO-)Antikörper im Serum).

Bei Überproduktion von TSH (z.B. durch ein TSH-produzierenden Adenom), wird die Schilddrüse ständig zu einem beschleunigten Wachstum, einer vermehrten Jodaufnahme und einer gesteigerten Schilddrüsenhormonproduktion angeregt. Es resultiert eine hypophysäre Hyperthyreose oder sekundäre Hyperthyreose. Diese sekundären Schilddrüsenfunktionsstörungen sind selten.

Störungen der TRH-Produktion und -Sekretion können ebenfalls zu einem TSH-Mangel oder einem TSH-Überschuss und damit zu den sehr seltenen tertiären Hypo- oder Hyperthyreosen führen.

Bei den autoimmunen Funktionsstörungen der Schilddrüse z.B. beim hyperthyreotischen Morbus Basedow führen TSH-Rezeptor-Antikörper (TSH-R-Ak =TRAK) vom Typ IgG, zur Blockade der TSH-Rezeptoren der Schilddrüse. TRAK stimulieren unreguliert das Wachstum, die Jodaufnahme und die Hormonproduktion der Schilddrüse. Die Antikörper der meist hypothyreotischen Hashimoto-Thyreoiditis führen zu einer Zerstörung des Schilddrüsengewebes, zu einer Größenabnahme und damit zu einem Funktionsverlust der Schilddrüse.

Normkonzentration

Bei Erwachsenen liegt der normale TSH-Wert im Serum etwa zwischen 0,40 und 4,5 mU/l. Dieser Referenzbereich kann je nach Alter und Geschlecht des Patienten sowie dem untersuchenden Labor schwanken. Bei Kindern und Jugendlichen bis zu 18 Jahren kann der TSH-Wert höher sein. Bei Erwachsenen > 80J liegt die Obergrenze bei 7,5 mU/l (Barbesino G 2018). Schwangerschaft 1. Drittel: 0,4-2,5 mU/l. Schwangerschaft 2. Drittel: 0,4-3,0 mU/l. Schwangerschaft 3. Drittel: 0,4-3,5 mU/l (Böhm BO 2018).

Unerwünschte Wirkungen

Medikamente und endogene Einflüsse können den TSH-Wert beeinflussen (Classen M et al. 2004)

Die TSH-Sekretion wird abgesenkt durch (Böhm BO 2018):

Die TSH-Sekretion wird gesteigert durch:

  • Dopaminantagonisten (Metoclopramid, Chlorpromazin, Sulpirid, Haloperidol)
  • Naloxon
  • Thyreostatika (Thiamazol,  Carbimazol, Propylthiouracil)
  • Natriumperchlorat
  • Clomifen (Männer)
  • Lithium
  • Carbamazepin
  • Theophyllin
  • Iodid in hohen Dosen

Endogene Einflüsse der TSH-Sekretion:

  • Endogene Depression (TSH-Erniedrigung)
  • Terminale Niereninsuffizienz (TSH-Erniedrigung)
  • Dekompensierte Leberzirrhose (TSH-Erniedrigung)
  • Schwere komsumierende Erkrankungen (TSH-Erniedrigung)
  • Mangelernährung (TSH-Erniedrigung)
  • Störung der Nebennierenrindenfunktion

Literatur

  1. Barbesino G (2018) Thyroid Function Changes in the Elderly and Their Relationship to Cardiovascular Health: A Mini-Review. Gerontology20: 1-8. 
  2. Classen M et al. (2004)  In: Classen M et al (Hrsg) Endokrine Erkrankungen. Urban § Fischer  Verlag München, Jena S.323
  3. Böhm BO (2018) Schilddrüsenhormone. In: Neumeister B et al. (Eds) Klinikleitfaden Labordiagnostik. Elsevier GmbH S. 294-295
  4. Hennessey VY (2015)  Diagnosis and Management of Subclinical Hypothyroidism in Elderly Adults: A Review of the Literature. Journal of the American Geriatrics Society 63: 1663–1673.
  5. Samuels JD et al. (1990) Pathophysiology of pulsatile and copulsatile release of thyroid-stimulating hormone, luteinizing hormone, follicle-stimulating hormone, and alpha-subunit. The Journal of clinical endocrinology and metabolism 71: 425–432
  6. Yılmaz U et al.(2014) The effect of antiepileptic drugs on thyroid function in children. Seizure 23:29-35. 

 

 

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024