StomadermatitisK91.-

Autor:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

Peristomal contact dermatitis; Peristomal skin complications; Stomaekzem

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Definition

Die Haut in der Umgebung künstlich geschaffener Hohlorganöffnungen zur Körperoberfläche ist chronischer Reize durch Körpersekrete, okklusiv aufgebrachter Stomabeutel sowie durch die verschiedenen Reinigungsmaßnahmen ausgesetzt. Hierdurch kann es zu einer irritativen Dermatitis (seltener zu einer kontaktallergischen Dermatitis) im Bereich der Kontaktstellen des Stomabeutels kommen. Diese ist von versch. Faktoren abhängig, so v.a. vom Stomatyp, dessen Lokalisation, den verwendeten Klebematerialien der Stomabeutel sowie die Art der Pflege.  

Einteilung

An intestinalen Stomatypen gibt es:

  • das endständige Ileostoma (z.B. im Rahmen einer Proktokolektomie ohne Pouch oder subtotale Kolondiskontinuitätsresektion)
  • das protektive Ileo- / Jejunostoma zum Schutz nachgeschalteter Anastomosen (z.B. bei tiefer anteriorer Rektumresektion oder Ileus-OP)
  • das endständige Kolostoma bei der Rektumexstirpation, aber auch bei therapierefraktärem Dekubitus, Analfistelleiden oder angeborenen analen Fehlbildungen.
  • das protektive Kolostoma (dient zum Schutz nachgeschalteter Anastomosen, wie bei der tiefen anterioren Rektumresektion, analen, traumatischen Verletzungen oder refraktären Analfisteln angelegt aber auch zur Entlastung eines Dickdarmileus).

Neben den klassischen Stoma gibt es noch weitere Stomata wie z.B.:

  • das Gastrostoma zur Ernährung bei Ösophaguserkrankungen
  • das Jejunostoma zur enteralen Ernährung
  • das Appendicostoma zur orthograden Spülung des Dickdarms bei Obstipation
  • das Urostoma zur Harnableitung
  • das Laparostoma zur temporären Behandlung nach Peritonitis.

Vorkommen/Epidemiologie

Für die USA liegt die Zahl der Stomaträger bei >700 000 (Cressey BD et al. 2017).

Die peristomalen Hautveränderungen stellen den größten Teil der Stomakomplikationen dar. Die Inzidenz liegt beim Ileostoma bei bis zu 57% und beim Kolostoma bei bis zu 35%. Die häufigste Ursache ist eine insuffiziente Stomaversorgung. Nicht selten sind unpassende Öffnungen der Stomaplatte mit Kontamination der offenliegenden Haut mit aggressiven Stuhlbestandteilen1 Ursache.

Ätiopathogenese

Meist toxisch-irritativ. Seltener liegen echte Kontaktsensibilisierungen vor (Cressey BD et al. 2017) Die Ableitung des Darminhaltes am Übergang zwischen Epidermis und Schleimhaut entspricht nicht den Gegebenheiten eines natürlichen Ableitungsweges und ist dadurch per se komplikationsträchtig. Aus diesem Grund ist die postoperative, langfristige Stomaversorgung der wesentliche Bestandteil zur Prävention von Stomakomplikationen. Sie können nach chemischen, mechanischen, infektiösen, immunologischen und krankheitsbedingten (z.B. infektiöse Überlagerungen durch Candida-Spezies) Ursachen eingeteilt werden. So entsteht die mechanische, peristomale Hautveränderung entsteht durch das Klebematerial, zu häufige Wechsel der Hautschutzplatte oder nicht passgenaue Plattenöffnungen.

Klinisches Bild

Patienten mit einem irritativ-toxischen Stomadermatitis leiden unter brennenden Schmerzen, Wundsein, Juckreiz und Nässen im Bereich der Stomaplatte. Möglich ist das Entstehen eines Circulus virtuosus, da eine weitere okklusive Stomaplattenversorgung die peristomale Dermatitis unterhält. Weiterhin haftet die Stomaplatte nur mäßig gut auf einem nässenden Auflagebereich. Dies führt zu Undichtigkeiten und zu einer erneuten Kontamination der Haut durch aggressive Stuhlbestandteil. Patienten mit Hypergranulationen am Stomarand leiden unter kontaktvulnerablen Blutungen und Wundsein an den Granulationen durch den Rand der Stomaplattenöffnung (Bafford AC et al. 2013).

Komplikation(en)

Zu den Spätkomplikationen zählen die peristomale Dermatitis mit einer Rate von 10-57%, die Stenose in 2- 17% der Fälle, der Prolaps mit einer Rate von 8-75% und die parastomale Hernie mit einer Komplikationsrate von 9-22%. Nicht selten finden sich kontaktvulnerable bis hin zu blutenden Hypergranulationen am Hautrand.

Therapie

Die akute nässende Stomadermatitis kann einige Tage mit einem topischen Glukokortikoid behandelt werden. Nach Abklingen der akuten Dermatitis können Dexpanthenol-haltige Salben eingesetzt werden. Weiterhin nimmt Zink in Salben- oder Pastenform eine zentrale Rolle in der Stomabehandlung ein. Bei bakteriellen oder mykotischen Sekundärkomplikationen sind entsprechende Lokalmaßnahmen einzusetzen.

Prophylaxe

Die Stomadermatitis ist durch die Art des Stomas, die gewählte Lokalisation, und die operativ korrekte Anlage beeinflusst. Somit sind operationstechnische Ausführungen von essentieller Bedeutung. Die frühzeitige Supervision und Edukation von Patienten durch Stoma-Therapeuten bietet die entscheidende Voraussetzung für eine langfristige Sicherung (Cressey BD et al. 2017).

Die Integrität der peristomalen Haut ist eine unabdingbare Voraussetzung für das sichere Halten der Andruckplatte und die Dichtigkeit des Stomabeutels. Eine Gefährdung dieser Sicherheit durch peristomale Hautläsionen bewirkt eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität des Stomaträgers, ein häufiges Wechseln der Versorgungssysteme, aufwendige Interventionen durch Stomatherapeuten, Konsultationen von Chirurgen und Dermatologen und stationäre Behandlungen inklusive operativer Revisionen.

Komplikationen: Bakterielle oder mykotische Infektion des Kontaktbereiches.

Hinweis(e)

Nach dem Schwerbehindertengesetz führt ein Stoma je nach Versorgungsmöglichkeit zu einer Minderung der Erwebsfähigkeit (MdE) von 50% - 80%. Eine Stomakomplikation führt zu einer dramatischen zusätzlichen Reduktion der Lebensqualität.

Literatur

  1. Arnold-Long M et al. (2018) Incontinence-Associated Dermatitis and Intertriginous Dermatitis as Nurse-Sensitive Quality Indicators: A Delphi Study.J Wound Ostomy Continence Nurs 45:221-226.
  2. Bafford AC et al. (2013)  Management and complications of stomas. Surg Clin North Am 93:145-166.
  3. Burch J (2017) Complications of stomas: Their aetiology and management. Br J Community Nurs 22:380-383.
  4. Cressey BD et al. (2017) Stoma care products represent a common and previously
  5.  underreported source of peristomal contact dermatitis. Contact Dermatitis 76:27-33.
  6. Steinhagen E et al. (2017) Intestinal Stomas-Postoperative Stoma Care and Peristomal Skin Complications. Clin Colon Rectal Surg 30:184-192.

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