Serotonin-SyndromT88.7
Synonym(e)
Definition
Das Serotonin-Syndrom, auch Serotonin-Toxizität genannt, ist eine medikamenteninduzierte potenziell tödliche Komplikation, als Folge einer unerwünschten Arzneimittelwirkung, einer Arzneimittelinteraktion oder einer Überdosierung mit einem oder mehreren serotonergen Pharmaka, z. B. Antidepressiva, Psychostimulanzien und manchmal einer "ignorierten" serotonergen Medikation durch Freizeitdrogen (Mastroianni A et al. 2017).
Ätiopathogenese
Die übermäßige synaptische Stimulation der 5-HT2A-Rezeptoren führt zu autonomen und neuromuskulären Fehlsteuerungen mit potenziell lebensbedrohlichen Folgen. Das Krankheitsbild wird durch Medikamente verursacht, die den Serotonin-Stoffwechsel beeinflussen oder als Serotonin-Rezeptor-Agonisten wirken. Monoaminoxidase-Hemmer, selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer und Serotonin-Norepinephrin-Wiederaufnahme-Hemmer sind die Medikamente, die am häufigsten mit dem Serotonin-Syndrom in Verbindung gebracht werden. In den meisten Fällen handelt es sich um 2 Medikamente, die das Serotonin auf unterschiedliche Weise erhöhen; die am häufigsten auftretende Kombination ist ein Monoaminoxidase-Hemmer mit einem selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer oder einem Serotonin-Norepinephrin-Wiederaufnahme-Hemmer.
Klinisches Bild
Das Serotonin-Syndrom besteht typischerweise aus einer klinischen Trias mit einem veränderten mentalen Status, autonomer Dysfunktion und neuromuskulärer Erregung. Symptome eines Serotonin-Syndroms sind:
- Autonom vegetative Symptome: z.B. Pulsanstieg, Schwitzen, Übelkeit, Durchfall, schnelle Atmung, Kopfschmerzen, Pupillenerweiterung.
- Symptome einer zentralnervösen Erregung: z.B. Unruhe, Halluzinationen, Störungen des Bewusstseins, Koordinationsstörungen.
- Neuromuskuläre Symptome: z.B. Krämpfe, Anfälle, gesteigerte Reflexe, Tremor.
Allerdings ist das Syndrom durch eine große klinische Heterogenität gekennzeichnet, wodurch die Diagnose in der Praxis schwierig sein kann. Die Symptome können mild und von kurzer Dauer sein, aber auch ein längerer Verlauf mit lebensbedrohlichen Komplikationen und letalem Ausgang sind möglich.
Diagnose
Die Diagnose kann bei Patienten gestellt werden, die in der Vorgeschichte einem serotonergen Medikament ausgesetzt waren und eines oder mehrere der folgenden Symptome aufweisen: spontaner Klonus, induzierbarer Klonus mit Agitation und Diaphorese, okulärer Klonus mit Agitation und Diaphorese, Tremor und Hyperreflexie, Hypertonie, Temperatur über 38 C mit okulärem oder induzierbarem Klonus.
Therapie
Die Behandlung ist symptomatisch und unterstützend. Die Therapie besteht in dem sofortigen Absetzen der serotonergen Wirkstoffe, Flüssigkeitszufuhr und unterstützender Pflege, um Blutdruck, Hyperpyrexie und die respiratorischen und kardialen Komplikationen zu kontrollieren.
Die Sedierung wird am besten mit Benzodiazepinen unterstützt.
Refraktäre Fälle können auf das Antidot Cyproheptadin ansprechen, das oral oder über eine Magensonde verabreicht werden muss (die Wirksamkeit von Cyproheptadin ist nicht bewiesen, aber mehrere Fallberichte unterstützen seine Verwendung bei Patienten, die nicht auf Sedierung und unterstützende Behandlung ansprechen). (Wang RZ et al. 2016).
Literatur
- Bartlett D (2017) Drug-Induced Serotonin Syndrome. Crit Care Nurse 37:49-54.
- Mastroianni A et al. (2017) Serotonin syndrome due to co-administration of linezolid and methadone. Infez Med 25:263-266.
- Tormoehlen LM et al. (2018) Neuroleptic malignant syndrome and serotonin syndrome. Handb Clin Neurol 157:663-675.
- Wang RZ et al. (2016) Serotonin syndrome: Preventing, recognizing, and treating it. Cleve Clin J Med 83:810-817.