Polypharmazie Y57.-!; Y57.9!

Zuletzt aktualisiert am: 31.10.2024

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Synonym(e)

Multimedikation; Polymedikation; Polypharmakotherapie

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Definition

Gleichzeitige Einnahme von 5 oder mehr rezeptpflichtigen oder nicht-rezeptpflichtigen Arzneimitteln. Polypharmazie steht häufig im Zusammenhang mit Multimorbidität. Sie wird begünstigt durch ungenaue Indikationsstellung, mangelnde Medikationsplanung und unzureichende Absprachen zwischen den Beteiligten: Patienten/Angehörigen/ Ärzten/ Apotheker. Die Häufigkeit von Polypharmazie nimmt weltweit zu, selbst in den Schwellen- und Entwicklungsländern. Dies liegt einerseits an der steigenden Lebenserwartung und andererseits an der steigenden Anzahl von Menschen, die Zugang zu Arzneimitteln haben.

Eine andere Definition für Polypharmazie lautet: Die Verschreibung von mehr Medikamenten, als es klinisch indiziert ist, und/oder ein Regime mit mindestens einem unnötigen Medikament.

Vorkommen/Epidemiologie

Laut einer Erhebung einer Krankenkasse (Barmer) aus dem Jahr 2016 erhielten fast 12,5% aller Versicherten über mindestens ein Quartal 5 oder mehr Wirkstoffe verordnet und erfüllten damit das Kriterium der Polypharmazie. Über 3 Quartale traf das auf 5 % aller Versicherten zu. Bei rund 36 % aller medikamentös behandelten über 65-Jährigen liegt eine „kumulative Polypharmazie“ vor, definiert als eine Verordnung von 5 oder mehr Wirkstoffen innerhalb eines Quartals . Der Anteil der älteren Behandelten, die ärztliche Anordnungen zur Pharmakotherapie nicht befolgen, liegt bei ca. 20–50 %.

Diagnostik

Bestandsaufnahme der Medikamenteneinnahme und Medikationsbewertung: Prüfung der Angemessenheit der Verordnungen.

Therapie

Medikationsprozess optimieren: Um die Sicherheit und Qualität der Arzneitherapie zu optimieren und zu gewährleisten, soll der gesamte Verordnungsprozess betrachtet werden, mit folgenden Schritten, die zyklisch durchlaufen werden:

Bestandsaufnahme: Anamnese einschließlich Medikamentenanamnese

Medikationsbewertung: kritische Prüfung und Bewertung der Medikation

Abstimmung mit der behandelten Person über ihre Bedürfnisse und Vorstellungen zur Arzneitherapie

Verordnungsvorschlag: Therapiemodifikation, Auslassversuche etc.

Kommunikation: Information der Behandelten/Angehörigen

Monitoring (Prüfung der Behandlungsergebnisse, Erfassung unerwünschter Arzneimittelwirkungen – UAW).

Literatur

  1. Lohnstein M, Eras J, Hammerbacher C. Der Prüfungsguide Allgemeinmedizin - 4. Auflage. Augsburg: Wißner-Verlag, 2022.
  2. Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). S3-Leitlinie Hausärztliche Leitlinie: Multimedikation. AWMF-Leitlinie Nr. 053-043, Stand 2021.
  3. Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). S3-Leitlinie Multimorbidität - Living Guideline. AWMF-Leitlinie Nr. 053-047, Stand 2023. register.awmf.org 
  4. Heim TM (2022)  Arzneimitteltherapie im Alter – eine Herausforderung. Med Monatsschr Pharm 45: 306–11.
  5. Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV). Medikationsplan. Berlin 2023. www.kbv.de 
  6. Köberlein-Neu J et al. (2016) Interprofessionelles Medikationsmanagement bei multimorbiden Patienten - Eine Cluster-randomisierte Studie (WestGem-Studie). Dtsch Arztebl Int 113:741-748.
  7. Thürmann P (2016)  Arzneimitteltherapiesicherheit – Modelle der interprofessionellen Zusammenarbeit. Dtsch Arztebl Int 113: 739-40.
  8. Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM). S2k-Leitlinie Arzneimitteltherapie bei Multimorbidität - Living Guideline. AWMF-Leitlinie Nr. 100-001. Stand 2023.
  9. Dörks M et al. (2015) Polypharmazie, eingeschränkte Nierenfunktion und daran angepasste Medikation bei Pflegeheimbewohnern – Ergebnisse der IMREN-Studie. German Medical Science GMS Publishing House
  10. Musini VM et al. (2019) Pharmacotherapy for hypertension in adults 60 years or older. Cochrane Database Syst Rev  6: CD000028.

Zuletzt aktualisiert am: 31.10.2024