Polypen des KolonsK63.5

Autor:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

Alle Autoren dieses Artikels

Zuletzt aktualisiert am: 23.08.2024

This article in english

Synonym(e)

Adenomatose des Kolons; Adenomatöse Polyposis des Kolons; Dickdarmpolyp; Dickdarmpolypen; Gutartige Neubildung des Dickdarmes; Gutartige Neubildung des Kolons; Intestinal adenomatöse Polyposis; Kolonadenom; Kolonpolyp; Kolonpolypen; Polyp des Kolons; Polyposis coli; Sigmapolyp

Kostenlose Fachkreis-Registrierung erforderlich

Bitte melden Sie sich an, um auf alle Artikel, Bilder und Funktionen zuzugreifen.

Unsere Inhalte sind ausschließlich Angehörigen medizinischer Fachkreise zugänglich. Falls Sie bereits registriert sind, melden Sie sich bitte an. Andernfalls können Sie sich jetzt kostenlos registrieren.


Kostenlose Fachkreis-Registrierung erforderlich

Bitte vervollständigen Sie Ihre Pflichtangaben:

E-Mail Adresse bestätigen
oder
Fachkreisangehörigkeit nachweisen.

Jetzt abschließen

Definition

Als Kolonpolypen werden gut-oder bösartige Schleimhautvorwölbungen die in das Lumen des Kolons hineinragen, bezeichnet. Sie können breitbasig aufsitzen oder gestielt sein und in ihrer Größe beträchtlich variieren. Kolonpolypen können solitär auftreten,  häufig jedoch  multipel, und werden vorwiegend im Rektum und im Sigmoid angetroffen. Bei multiplem Auftreten muss ein hereditäres Polyposis-Syndrom ausgeschlossen werden.  

Eine Sonderform stellt die familiäre adenomatöse Polyposis (PAP) dar, eine autosomal-dominant vererbte Erkrankung, die eine obligate Präkanzerose darstellt.

Einteilung

 

Die Polypen des Kolons werden nach histopathologischen Kriterien eingeteilt in:

  • Entzündliche Polyp (Granulationsgewebspolyp) 
  • Hyperplastische Polyp (fokale Hyperplasie, harmlose Läsion, meist im distalen Dickdarm platziert)
  • Neoplastischer Polyp (echter epithelialer oder mesenchymaler Tumor). Dieser Polyp-Typ wird nach histologischen Kriterien wie folgt eingeteilt
  • Hamartom (angeborene Polypen, gehäuft nnei genetischen Sydromen)

 

  • Klassisches Adenome
    • Tubuläres Adenom (50%) - meist bis 1,0 cm (selten >2,0cm) durchmessende Polypen mit einem geringen, aber gegenüber dem Normalbefund bereits deutlich erhöhtem Karzinomrisiko (45 % der Adenome)
    • Tubulovillöses Adenom (35%) - meist bis 2,0 cm durchmessende, gestielte Polypen, die ein im Vergleich zum tubulären Adenom eine mehr als doppelt so hohe Entartungsfrequenz aufweisen (40 % der Adenome)
    • Villöses Adenom (15%) - meist breitbasige Polypen (meist >2,0cm) mit Schleimbildung, die unter den Kolonpolypen die höchste Entartungsfrequenz aufweisen (10 % der Adenome)
    • Sessiles serratiertes (gezähntes) Adenom: flache kaum über as Schleimhautniveau erhabene Neubildung, vorwiegend im rechtsseitigen Kolon. 
    • Traditionell serratiertes Adenom: polypöse Neubildung mit serratierter gezähnter Oberfläche
    • Gemischtes Adenom: kombinierter adenomatös-hyperplastische Neoplasie.

Vorkommen/Epidemiologie

Polypen werden im Sektionsgut bei 10% der Erwachsenen gefunden.

Manifestation

Das Wachstum der Polypen im Kolon beginnt meist ab dem 40. Lebensjahr;  >60 Jahre: 30%iger Befall; > 70-Jahre: 75 %iger Befall - in Westeuropa und den USA. In anderen Teilen der Welt sind Darmpolypen eher selten. m>w;

Lokalisation

>50% der Polypen sind im Rektum nachweisbar; mit einem weiteren Aufstieg nach oral nimmt die Häufigkeit der Polypen ab. Dennoch gilt, dass eine diagnostische Koloskopie nur dann aussagekräftig ist, wenn Einsicht bis zur Bauhin-Klappe besteht.

Klinisches Bild

Kolonpolypen verursachen meist keinerlei Beschwerden. Erst bei einer deutlichen Raumforderung oder beschleunigtem Wachstumsverhalten kann es zu Komplikationen wie Blutungen (Nachweis: Blut im Stuhl) und letztlich zu Obstruktionen (Ileus) kommen.

Diagnose

Der Nachweis der Polypen erfolgt v.a. endoskopisch, wobei die komplette Koloskopie die höchste Sensitivität besitzt. Hierbei kann auch direkt diagnostisch-therapeutisch eingegriffen werden. Ist ein Polyp nachweisbar, so ist bei 1/3 dieser Patienten mindestens ein weiterer Kolonpolyp nachweisbar.

Bei einer generalisierten Polyposis sollte die Diagnostik ausgeweitet werden und zur Abklärung eines eventuell vorliegenden Polyposis-Syndroms genutzt werden. Dazu kann neben einer Ösophagogastroduodenoskopie unter anderem ein MRT des Dünndarms (Hydro-MRT) oder eine Kapselendoskopie durchgeführt werden.

Therapie allgemein

Therapieziel ist die Entfernung eines Kolonpolyps im Gesunden. Dies kann im Rahmen der diagnostischen Koloskopie erfolgen. Polypen mit einem Durchmesser unter 0,5cm können mit einer Biopsiezange vollständig entfernt werden. Größere Polypen (>0,5cm) werden mittels Diathermieschlinge abgetragen.

Ist bei größeren Polypen eine sichere diathermische Ablation nicht möglich, so kann endoskopisch eine Mukosektomie erfolgen.

Verlauf/Prognose

Die Prognose der nichterblichen Polypen ist bei rechtzeitiger Entfernung gut. Kontrolluntersuchung nach 3 Jahren. Bei unauffälliger Kontrolluntersuchung weitere Kontrollen nach 5 Jahren

Kolonpolypen verlaufen in den meisten Fällen beschwerdefrei. Sie sind somit meist Zufallsbefunde während einer Koloskopie. Ihre Rezidivrate liegt bei 30-50 % und ist abhängig von Adenom-assoziierten Faktoren (villöse Architektur, Dysplasiegrad, Ort, Größe und Anzahl der Adenome) und von 3 weiteren Parametern: Alter, BMI (body mass index; Körpermassen-Index) und Nüchternblutzucker.

Jeder entfernte Kolonpolyp muss einer histopathologischen Untersuchung zugeführt werden. Fragestellungen dieser Untersuchung sind:

  • Vollständige Abtragung im Gesunden?
  • Art des Polyps?
  • Durchbruch des Polypen in die Submukosa?
  • Ist eine endoskopische Ablation eines Polyps nicht möglich, so kommen je nach Unterscheidung zwischen „Low-risk – „oder „High-risk“ Läsionen unterschiedliche chirurgische Resektionsverfahren (Minimal-invasive Chirurgie, OP mit Laparotomie) zum Einsatz. 

 

Hinweis(e)

Rund 2-30% der kolorektalen Karzinome (KRK)  entstehen auf dem Boden eines serratierten Adenoms (serratierter Karzinogeneseweg).

Ein Adenom gilt solange nicht als maligne, wie die Lamina muscularis mucosae intakt ist. Ist diese durchbrochen, liegt definitionsgemäß bereits ein invasives Kolonkarzinom vor. Die Invasion dysplastischer Zellen in die Lamina propria ohne Durchbruch der Lamina muscularis mucosae zählt als high-grade Epitheldysplasie (s.u.)

Hamartome (angeborene „tumorartige“ Fehlbildungen) treten  gehäuft bei genetischen Syndromen auf.

Die dominant erbliche Kombination von Dickdarmpolypen und multiplen Atheromen wird als Oldfield-Erkrankung bezeichnet.  

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 23.08.2024