Neonatales-Ichthyose-sklerosierende-Cholangitis-SyndromQ80.8; K83.0
Synonym(e)
Erstbeschreiber
Gould 1845; Baala et al. 2002
Definition
Die sehr seltene, bereits im Neugeborenenalter auftretende autosomal-rezessive komplexe Genodermatose, ist klinisch durch einen ausgeprägten Ikterus mit Hepatomegalie und Pruritus (sklerosierende Cholangitis) auffällig. Die ichthyotischen Veränderungen sind rumpfbetont, eher mild. Auffälliger ist die frontale Hypotrichose (vernarbende Alopezie) der Kopfhaut.
Vorkommen/Epidemiologie
< 20 Patienten wurden bisher al sporadische Fälle sowie bei in nicht miteinander verwandten konsanguinen marokkanischen Familien und in Schweden beschrieben ( Szepetowski S et al. (2017) .
Ätiopathogenese
Nachweislich sind (bisher 3 unterschiedliche) Mutationen im CLDN1-Gen (3q28-q29), das für Claudin-1 kodiert, einem Protein der „tight junctions“ (Grosse B et al.2012 – s.u. Zellkontakten). In der "Nisch-Leber" wird Claudin-1 in den Hepatozyten oder den Cholangiozyten nicht mehr exprimiert.
Klinisches Bild
Alle Patienten kommen mit einer neonatalen sklerosierenden Cholangitis mit Ikterus, Pruritus, Hepatomegalie. Inernistisch imitiert das Syndrom das klinische Bild einer biliären Atresie. Die Lebererkrankung kann unterschiedlich schwer ausgeprägt sein, von einem progredienten Verlauf mit Leberinsuffizienz bis hin zu blanden Verläufen mit Rückbildung der Cholestase.
Die Symptom der Ichthyose sind rumpfbetone, diffuse weiße Schuppenbildungen; die Gelenkbeugen bleiben ausgespart. Begleitende Symptome sind flächige Schuppungen der Kopfhaut, Hypotrichose, narbige Alopezie und ausgedünnte Augenbrauen und Wimpern.
Weitere potenzielle Symptome sind:
- Zähne: Oligodontie, Hypodontie und Schmelzhypoplasien.
- Gastroenterologisch: portale Hypertension, offener extra-hepatischer Gallengang, Splenomegalie.
Labor
Laborparameter einer Cholestase.
Histologie
Ausgedehnte Fibrose und Proliferation der Gallengänge. Auffällig sind vakuolisierte Leukozyten.
Diagnose
Hautbefund mit Ichthyose und Alopezie; Ikterus: Abklärung duch Cholangiographie; Sonographie, Leberbiopsie
Therapie
Die Behandlung ist symptomatisch. Bei Leberinsuffizienz ist die Lebertransplantation eine unumgängliche Notwendigkeit.
Die Ichthyose wird durch Hydratation der Haut (topische Anwendung von pflegenden Cremes und hautpflegenden Ölen) behandelt; gfls.UV-Therapie.
Verlauf/Prognose
Prognose und Verlauf der Erkrankung sind ausschließlich von der Ausprägung und dem Verlauf der Lebererkrankung abhängig.
Literatur
- Grosse B et al.(2012) Claudin-1 involved in neonatal ichthyosis sclerosing cholangitis syndrome regulates hepatic paracellular permeability. Hepatology 55:1249-1259.
- Khalifa C et al. (2018) Anesthetic Care of 2 Siblings With Neonatal Ichthyosis and Sclerosing Cholangitis Syndrome: Case Reports. A A Pract 11:216-218.
- Kirchmeier P et al. (2014) Novel mutation in the CLDN1 gene in a Turkish family with neonatal ichthyosis sclerosing cholangitis (NISCH) syndrome. Br J Dermatol 170:976-978.
- Szepetowski S et al. (2017) NISCH syndrome, a rare cause of neonatal cholestasis: A case report. Arch Pediatr 24:1228-1234.