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Muskelrelaxanzien, nicht depolarisierende
Synonym(e)
Definition
Gruppe von sog. „curareartigen Muskelrelaxanzien“ die als Antagonisten des NM-Nikotinrezeptors vom NM-Typ auf der motorischen Endplatte die Wirkung des Acetylcholins blockieren. Die prototypische Substanz des Curare (südamerikanisches Pfeilgift) ist das Tubocurarin.
Einteilung
Mivacurium
Pancuronium
Vecuronium
Alle Stoffe enthalten mindestens eine quatäre Stickstoffgruppe, sind hierdurch polar und können deshalb die Blut-Hirn-Schranke nicht passieren. Sie sind zentral nicht wirksam.
Kinetik: Nach i.v. Gabe werden die Substanzen renal und biliär ausgeschieden. Einige werden durch unspezifische Esterasen gespalten.
NW: Histaminfreisetzung wird bei Anwendung von Tubocurarin in ausgeprägtem Maße, bei den Substanzen Alcuronium, Atracurium, Pancuronium nur in geringem Maße beobachtet.
Pharmakodynamik (Wirkung)
Die curareartigen Muskelrelaxanzien als NM-Rezeptor-Antagonisten werden als Verbindungen mit quartärem Stickstoff (Ammoniumverbindungen) nach peroraler Gabe nicht resorbiert. Sie müssen deshalb i.v. verabreicht werden (Hinweis: die mit Curare getöteten Tiere konnten ohne Gefahr gegessen werden).
Sie bewirken eine kompetitive Antagonisierung des NM-Rezeptoren der motorischen Endplatte. Dies bewirkt eine Verkleinerung der Amplitude des Endplattenpotenzials, sodass die kritische Schwelle für die Aktivierung der spannungsabhängigen „schnellen Na+-Kanäle“ der Muskelfaser nicht erreicht wird. Die Folge ist eine Muskellähmung. Die Wirkung kann durch eine Erhöhung der Acetylcholinkonzentration durchbrochen werden. Dabei werden indirekt wirkenden Parasympathomimetika = Cholinesterase-Hemmer wie Neostigmin eingesetzt, die allerdings zusätzlich die Gabe von einem Vagolytikum erforderlich machen, da sie nicht spezifisch an der motorischen Endplatte angreifen.
Ein Chelatbildner wie Sugammadex, ein modifiziertes Gamma-Cyclodextrin bindet im Plasma die curareartigen Muskelrelaxanzien und beendet damit ihre Wirksamkeit. Sugammadex verfügt über eine hohe Spezifität und erlangt damit eine zunehmende Bedeutung.
Wichtig: Die Lähmung betrifft auch die Atemmuskulatur (nicht jedoch die Herzmuskulatur) sodass der Patienten intubiert werden muss.
Indikation
Die Nicht-depolarisierende Muskelrelaxanzien werden zur Muskelrelaxation bei großen Operationen, zur Erleichterung der Intubation und zur Behandlung des Tetanus eingesetzt. In der modernen Anästhesie finden als nicht depolarisierendes Muskelrelaxanzien heutzutage Nachfolgesubstanzen des Curare wie Atracurium, Mivacurium, Pancuronium oder Rocuronium Verwendung, die ein günstigeres Wirkprofil aufweisen. Der Wirkmechanismus ist jedoch prinzipiell derselbe wie bei dem Wirkstoff des Curare dem Tubocurarins.
Literatur
- Graefe KH et al. Periphere Muskelrelaxanzien. In: Graefe KH et al. (Eds) Pharmakologie und Toxikologie. Georg Thieme Verlag Stuttgart S.117- 118
- Roth L et al. (1984) Curare. In: Roth L et al. (Eds) Giftpflanzen, Pflanzengifte. Nikol Verlagsgesellschaft Hamburg S.797