Inhalative Glukokortikosteroide
Synonym(e)
Definition
Inhalative Glukokortikosteroide (ICS), als Dosieraerosole, Pulverinhalate oder Lösungen zur Anwendung mit Verneblern sind gut verträgliche, lokal entzündungshemmend, antiallergisch und immunsuppressiv wirkende Substanzen, die in der langfristigen Behandlung des Asthma bronchiale, der chronischen Bronchitis sowie der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) eine bedeutende Rolle spielen (Barnes PJ et al. 1992; Djukanović R et al. 1992; Jeffery PK et al. 1992)
Inhalative Glukokortikoide sind ungeeignet zur Behandlung des akuten Asthamanfalls. Sie zeigen ihre volle Wirksamkeit erst nach 1 Woche.
Anwendungsgebiet/Verwendung
Kombinationen:
Für die Behandlung von Asthma-Patienten gibt es mittlerweile eine breite Palette an Fixkombinationen.
Als bevorzugte Therapieoption sollen Patienten in Therapiestufe II eine regelmäßige Therapie mit einem inhalativen Glukokortikosteroid in niedriger Dosis und die bedarfsweise Anwendung eines kurzwirksamen inhalativen Beta-2-Sympathomimetikums (SABA) erhalten.
In Therapiestufe III sollen erwachsene Patienten eine regelmäßige Langzeittherapie mit einer fixen Kombination eines niedrig dosierten ICS mit einem LABA und die bedarfsweise Anwendung eines kurzwirksamen inhalativen Beta2-Sympathomimetikums (SABA) erhalten, oder eine fixen Kombination eines niedrig dosierten ICS (Budesonid oder Beclomethason) mit dem LABA Formoterol zur Langzeit- und Bedarfstherapie.
In Therapiestufe IV sollen erwachsene Patienten entweder eine fixe Kombination eines niedrig dosierten ICS mit dem LABA Formoterol zur Langzeit- und Bedarfstherapie oder eine regelmäßige Langzeittherapie mit einer fixen Kombination einer mittleren oder hohen ICSDosis mit einem LABA und die bedarfsweise Anwendung eines kurzwirksamen inhalativen Beta2-Sympathomimetikums (SABA) erhalten.
Die Kombination des Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten Montelukast mit dem Glukokortikosteroid Fluticason ist offenbar ähnlich effektiv und ähnlich gut verträglich wie Fluticason plus Salmeterol (Studie mit nahezu 1500 Patienten). (BMJ 327, 2003, 891).
Bei Patienten mit ausschließlich saisonalem allergischem Asthma (z. B. Sensibilisierung gegen Baum- und/oder Gräserpollen) kann eine Therapie mit ICS unmittelbar bei Auftreten der ersten Asthma-Symptome bei Allergen-Exposition begonnen werden. Die ICS-Therapie sollte noch für 4 Wochen nach Ende der Allergensaison fortgeführt werden.
Unerwünschte Wirkungen
Zu den häufigsten möglichen UAWs gehören u.a. die Candidiasis des Oropharnyx sowie eine Pharyngitis; seltener sind Kopfschmerzen und Heiserkeit. Bei längerfristigen Dosen, >1mg/Tag bei Erwachsenen, muss mit systemischen Nebenwirkungen gerechnet werden wie: Suppression der Nebennierenrinde, Osteoporose, Kataraktbildung.
Nur etwa 30% der Wirkstoffmenge des Dosieraerosols gelangen in die Atemwege. Der wesentliche Teil lagert sich im Oropharynax ab. Die Gefahr der Soorbesiedlung ist eine wesetliche Nebenwirkung. Sie kann durch Applikation des Aerosols unmittelbar vor den Mahlzeiten vermindert werden. Anschließende Mundspülungen sind empfehlenswert.
Bei Kindern sind Wachstumsverzögerungen schon bei Dosen >0,5mg/Tag nachweisbar. In einer größeren Studie (1041 Kinder) die bis ins Erwachsenenalter hinein beobachtet wurden, war nachweisbar, dass Erwachsene, die in der Kindheit mit Budesonid behandelt worden waren, am Ende der Folgestudie im Mittel 171,1 cm groß waren gegenüber 172,3 cm in der Placebogruppe (Kelly HW et al. 2012).
Kontraindikation
Lungentuberkulose; sonstige mykotische und bakterielle Atemwegsinfekte.
Präparate
Beclometason (Sanasthmax®) mittlere Tagesdosis für Ewachsene: 500-1000ug
Budesonid (Pulmicort®) mittlere Tagesdosis für Ewachsene: 400-800ug
Ciclesonid (Alvesco®) mittlere Tagesdosis für Ewachsene: 160-320ug
Fluticason (Flutide®) mittlere Tagesdosis für Ewachsene: 250-500ug
Mometason (Asmanex®) mittlere Tagesdosis für Ewachsene: 220-440ug
Triamcinolon mittlere Tagesdosis für Ewachsene: 1000-2000ug
Es ist empfehlenswert in jedem individuellen Fall die minimal effektive Dosis auszutesten. Auch sollten Wirksubstanzen und Inhalationssysteme mit hohem therapeutischen Index verwendet werden.
Hinweis(e)
Die Verwendung einer Inhalationshilfe (Spacer) zur Inhalation des Glukokortikosteroids als Dosieraerosol kann zur Verbesserung der pulmonalen Depositon sowie zur Vorbeugung oropharyngealer Nebenwirkungen empfohlen werden.
Bei vorhandener Spastik ist zeitlich gestaffelt zuerst die Anwendung von Beta2-Adrenergika empfehlenswert und nach einsetzender Bronchospasmolyse die Anwendung von ICS.
Literatur
- Barnes PJ et al. (1992). Efficacy and safety of inhaled corticosteroids in asthma. Report of a workshop held in Eze, France, October 1992. Am Rev Respir Dis 148: S1-26 191
- Djukanović R et al. (1992) Effect of an inhaled corticosteroid on airway inflammation and symptoms in asthma. Am Rev Respir Dis 145: 669-674
- Jeffery PK et al. (1992) Effects of treatment on airway inflammation and thickening of basement membrane reticular collagen in asthma. A quantitative light and electron microscopic study. Am Rev Respir Dis 145: 890-899
- Kelly HW et al. (2012) Effect of inhaled glucocorticoids in childhood on adult height. N Engl J Med 367:904-912.https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22938716
- S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit Asthma: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/020-009l_S2k_Asthma_Diagnostik_Therapie_2017-11_1.pdf