Immundefizienz 58, Carmil2-Defekt D82.3

Zuletzt aktualisiert am: 23.08.2024

This article in english

Synonym(e)

Combined Immunodeficiency Due to Carmil2 Deficiency; Combined Immunodeficiency Due to Rltpr Deficiency; Imd58; Severe Combined Immunodeficiency Due to Carmil2 Deficiency

Kostenlose Fachkreis-Registrierung erforderlich

Bitte melden Sie sich an, um auf alle Artikel, Bilder und Funktionen zuzugreifen.

Unsere Inhalte sind ausschließlich Angehörigen medizinischer Fachkreise zugänglich. Falls Sie bereits registriert sind, melden Sie sich bitte an. Andernfalls können Sie sich jetzt kostenlos registrieren.


Kostenlose Fachkreis-Registrierung erforderlich

Bitte vervollständigen Sie Ihre Pflichtangaben:

E-Mail Adresse bestätigen
oder
Fachkreisangehörigkeit nachweisen.

Jetzt abschließen

Definition

Die Immunodefizienz 58 ist eine sehr seltene, autosomal rezessiv vererbte primäre Immunstörung, die durch früh einsetzende Hauterscheinungen (ekzematöse Dermatitis, infektiöse Abszesse und Viruswarzen), rekurrierende Atemwegsinfektionen oder Allergien sowie chronisch persistierende Infektionen mit Candida, Molluscum contagiosum, Mykobakterien und auch anderen Bakterien sowie persistierenden EBV-Infektionen gekennzeichnet ist. Bei einigen Patienten wurde eine gastrointestinale Beteiligung nachgewiesen (entzündliche Darmerkrankungen, EBV+-Tumoren der glatten Muskulatur, Ösophagitis). Immunologisch kann eine gestörte T-Zell-Funktion mit verminderten Treg-Zellen und mangelhaften CD3/CD28-Kostimulationsreaktionen sowohl bei CD4+ als auch bei CD8+ T-Zellen nachgewiesen werden. Auch die B-Zellfunktion kann beeinträchtigt sein (s.u. Wang et al. 2016 ).

Vorkommen/Epidemiologie

Weltweit wird die Inzidenz <1/1000.000  geschätzt.

Fallbericht(e)

Wang et al. (2016) berichteten über 6 Patienten aus drei nicht verwandten Familien. Zwei Familien waren blutsverwandt mit marokkanischer (Familie A) und tunesischer (Familie B) Abstammung, während die dritte eine nicht blutsverwandte türkische Familie (Familie C) war. Die Patienten präsentierten sich in den ersten Lebensjahren mit chronischer mukokutaner Candidiasis, einschließlich Onychien und Perionychien der Nägel und Soor, sowie einer schweren ekzematösen Dermatitis. Weiterhin variable Hautbeteiligung mit Schuppung der Kopfhaut mit begrenzter narbiger Alopezie, Hyperlinearität der Handflächen, entzündlichen Plaques an den Fußsohlen mit pustulösen Läsionen, Ichthyose, psoriasisähnlichen Plaques, seborrhoischer Dermatitis, diffusen hyperpigmentierten Läsionen mit atrophischen und ulzerierten Narben und roten entzündlichen Plaques im Gesicht, am Rumpf, am Rücken, an den Ellenbogen und an den Beinen. Histologisch: psoriasiforme hyperplastische Epidermis. Zwei Geschwister litten unter schweren rezidivierenden subkutanen Staphylokokken-Abszessen, 1 Patient unter Molluscum contagiosum und 2 unter mykobakteriellen Infektionen. Die meisten Patienten hatten rezidivierende bakterielle Lungeninfektionen und chronische Bronchitis, und einige hatten Asthma und Bronchiektasen. Weiterhin wurden allergische Symptome (Nahrungsmittelallergien, allergisches Asthma bronchiale) gefunden. Der am schwersten betroffene Patient hatte eine multifokale Tuberkulose der Lunge, der Lymphknoten und des Darms, eine virale Meningoenzephalitis und ein insgesamt schlechtes Wachstum. Er starb im Alter von 17 Jahren. Alle Patienten hatten eine normale Anzahl von zirkulierenden B-Zellen, Neutrophilen, Monozyten und NK-Zellen. Alle Patienten außer einem hatten erhöhte Werte an CD8+ T-Zellen, und zwei nicht verwandte Patienten hatten erhöhte Werte an CD4+ T-Zellen. Allerdings wiesen die Patienten verminderte Werte bestimmter T-Zell-Subtypen auf, darunter regulatorische T-Zellen, follikuläre T-Helferzellen und bestimmte Untergruppen von Gedächtnis-T-Zellen, darunter Th1 und Th17. Alle Patienten reagierten schlecht auf Impfungen mit Antikörpern und verfügten über weniger B-Gedächtniszellen.

Sorte et al. (2016) berichteten über vier Patienten im Alter von 18 bis 52 Jahren aus drei nicht verwandten norwegischen Familien mit IMD58. Bei allen traten die Symptome in der frühen Kindheit auf, einschließlich weit verbreiteter Viruswarzen an Händen und Füßen. Weiterhin fanden sich Hyperkeratosen der Handflächen und Fußsohlen, psoriatische Läsionen, seborrhoische Dermatitis, atopisches Ekzem, Photodermatitis, dermatophytische Läsionen, Pilzinfektionen der Haut und virale Hautinfektionen (HSV und VZV). Alle Patienten hatten Asthma, 3 hatten rezidivierende Atemwegsinfektionen, und 2 entwickelten eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD. Drei Patienten litten unter gastrointestinalen Beeinträchtigungen: nekrotisierende Enterokolitis bei Neugeborenen, Ulzera des Magens- und der Speiseröhre, chronische Diarrhöe, Kolitis und Morbus Crohn. Weitere Merkmale waren aphthöse Stomatitis, BK-Virus-Zystitis (2 Patienten) und Molluscum contagiosum. Eine Patientin entwickelte ein malignes Leiomyosarkom ohne Anzeichen oder Symptome einer EBV-Infektion, obwohl sie rezidivierende HSV- und VZV-Infektionen hatte. Drei Patienten wiesen geringe Mengen an Th17-Zellen auf. CD4+- und NK-Zellen zeigten eine geringe Expression von Gamma-Interferon. Bei allen Patienten war die Zahl der Treg-Zellen verringert.

Shayegan LH et al. beschreiben ein Kind mit Hautveränderungen die sie als „Aktinische Prurigo-ähnliche Photodermatitis“ bezeichneten. Weiterhin waren eine allergische Diathese sowie rekurrierende Infektionen nachweisbar.

Literatur

  1. Schober T et al. (2017) A human immunodeficiency syndrome caused by mutations in CARMIL2. Nature Commun. 8: 14209.
  2. Shayegan LH et al. (2020) CARMIL2-related immunodeficiency manifesting with photosensitivity. Pediatr Dermatol 37:695-697. 
  3. Sorte HS et al. (2016) A potential founder variant in CARMIL2/RLTRR in three Norwegian families with warts, molluscum contagiosum, and T-cell dysfunction. Molec Genet Genomic Med. 4: 604-616.
  4. Wang Y et al. (2016) Dual T cell- and B cell-intrinsic deficiency in humans with biallelic RLTPR mutations. J Exp Med 213: 2413-2435.

Zuletzt aktualisiert am: 23.08.2024