Hypermobiles Ehlers-Danlos-Syndrom Q79.6
Synonym(e)
Definition
Als Ehlers-Danlos-Syndrom (EDS) wird eine heterogene Gruppe von hereditären Bindegewebserkrankungen bezeichnet, deren klinische Hauptmerkmale durch eine Überdehnbarkeit der Haut sowie eine Hyperreflexität der Gelenke gekennzeichnet ist. Weiterhin sind je nach Erkrankungstyp und den zugrundeliegenden Genmutationen Gefäße, Muskeln, Bänder, Sehnen und innere Organe betroffen.
Bisher sind 19 Genmutationen bekannt, die EDS auslösen. Die verschiedenen Mutationen führen zu einer Veränderung der Struktur, der Produktion oder der Verarbeitung von Kollagen oder von Proteinen, die mit Kollagen interagieren. Die Häufigkeit des Auftretens in der Bevölkerung wird mit 1:5.000 bis 1:10.000 angenommen, somit handelt es sich bei EDS um eine seltene Erkrankung (Orphan disease).
Das Hypermobile EDS (früher Typ III) ist eine, sehr seltene, autosomal-dominant vererbte Variante der EDS-Familie, die durch eine auffällige Hypermobilität der Gelenke gekennzeichnet ist. Die genetische Ursache ist bisher nicht bekannt. Die Diagnose wird nach eingehender Untersuchung klinisch gestellt (Tinkle B et al. 2017).
Klinisches Bild
Das hEDS zeichnet sich vor allem durch eine Hypermobilität großer und kleiner Gelenke aus. Subluxationen und Luxationen können regelmäßig vorkommen. Die Betroffenen leiden oft unter Gelenkinstabilitäten und weisen häufig eine weiche, samtige Haut auf, die leicht verletzlich sein kann. Sehr häufig leiden Patientinnen unter chronischen Schmerzen. Die Ausprägung kann mäßig bis sehr stark sein. Rund 90 % der EDS Betroffenen weisen chronische Schmerzen auf, wobei die höchsten Schmerz-Scores bei hEDS Patientinnen gefunden wurden (Chopra et al.2019). Die Symptome weredn nicht nach Major- und Minorkriterioen zusammengefasst sondern in 3 Gruppen mit den Kriterien 1-3:
- Kriterium 1: generalisierte Hypermobilität der Gelenke
- Kriterium 2: dieses setzt sich aus 3 Merkmalcluster zusammen (5 Symptome sind Voraussetzung):
- A: weiche samtartige Haut, leichte Hyperelastizität, in der Jugend vermehrte Striae an nicht mechanisch belasteten Körperpartien , piezogene Knötchen, atrophe Narben an 2 Körperstellen, abdominelle Hernien, Blasenboden-, Rektum – oder Uterusprolaps ohne andere Ursachen, Arachnodaktylie, marfanoider Habitus, Mitralklappenprolaps, Aortenwurzeldilatation, Zahnengstand und hoher enger Gaumen
- B: positive Familienanamnese
- C: chronische muskuloskelettale Schmerzen, chronische Schmerzen, rezidivierende Gelenkluxationen
- Kriterium 3: Fehlen einer ausgeprägten Hautfragilität; Ausschluss anderer (Bindegewebs-) Erkrankungen bzw. Erkrankungen mit Hypermobilität der Gelenke
Literatur
- Brady A et al. (2017): Ehlers-Danlos Syndromes, rarer types. In: Ehlers-Danlos Society. American Journal of Medical Genetics 175C:70-115
- Brinckmann J (2018) Hereditäre Bindegewebserkrankungen. In. Plewig et al. (Hrsg) Braun-Falco`s Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Springer Reference Medizin S 883-890
- Bowen et al. (2017): Ehlers-Danlos Syndrom, classical type. American Journal of Medical Genetics 175C:17-39
- Byers PH et al. (2019): Diagnosis, natural history and management in vascular Ehlers-Danlos Syndrome. American Journal of Medical Genetics 175C:40-47
- Chopra P et al. (2017): Pain management in the Ehlers–Danlos syndromes. American J
- Tinkle B et al. (2017) Hypermobile Ehlers-Danlos syndrome (a.k.a. Ehlers-Danlos syndrome Type III and Ehlers-Danlos syndrome hypermobility type): Clinical description and naturalhistory. Am J Med Genet C Semin Med Genet 175:48-69.
- Micale L et al. (2019) Novel TNXB Variants in Two Italian Patients with Classical-Like Ehlers-Danlos Syndrome. Genes (Basel) 10: doi: 10.3390/genes10120967.