Hinton-Test

Der Hinton Test wurde im Jahre 1927 von William Augustus Hinton (1883 – 1959) entwickelt (Grimes 2013).

Der Hinton- Test dient zur Objektivierung einer Obstipation (Herold 2020). Es handelt sich dabei um ein bildgebendes Verfahren der gastroenterologischen Funktionsdiagnostik zur Bestimmung der Kolontransitzeit (Antwerpes 2023).

Der Hinton- Test sollte nicht mit dem im angloamerikanischen Raum bezeichneten „Hinton Test“, einem Test zur Diagnostizierung der Syphilis, verwechselt werden (Grimes 2013).

Indikationen:

• Chronische Obstipation
• Operations- und Therapienachsorge
• Verlaufskontrolle
• Abklärung von
  • Stuhlinkontinenz
  • Defäkationsstörungen (Antwerpes 2023)

Durchführung:

Zunächst erfolgt über 6 Tage lang (Antwerpes 2023) die orale Aufnahme von röntgendichten Markern (Herold 2020), i. d. R. handelt es sich hierbei um eine Kapsel mit 10 Opaque- Markern (Heilmann 2019). Am 7. Tag erfolgt eine Übersichtsaufnahme des Abdomens im Liegen und Stehen (Antwerpes 2023).

Laut Leitlinie sollte parallel zur gesamten Testphase das Führen eines Stuhlprotokolls erfolgen (Andresen 2022).

Auswertung:

Das Abdomen wird in 3 Regionen unterteilt:

- rechtes Hemikolon

- linkes Hemikolon

- Rektosigmoid (Antwerpes 2023).

Es erfolgt zunächst die Bestimmung der Anzahl der vorhandenen Marker. Anschließend werden die Gesamttransitzeit und Teiltransitzeit in den einzelnen Abschnitten ermittelt (Antwerpes 2023). Die Summe der Marker x 2,4 ergibt die Kolontransitzeit. Diese liegt durchschnittlich bei insgesamt 30 – 40 Stunden, im rechten Hemikolon ca. 11,3 und im Rektosigmoid bei ca. 12,4 Stunden (Heilmann 2019).

Interpretation:

Durch die Anzahl der Marker lässt sich die Passagezeit in Stunden errechnen. Bei Frauen liegt der Normwert  ≤ 70 Stunden, bei Männern  ≤ 60 Stunden.

Der Test gilt dann als pathologisch, wenn > 20 % der zuvor verabreichten Marker im Kolon verbleiben. Je nach Lokalisation der Verteilung lässt sich außerdem differenzieren zwischen:

- Hypomotilität

Hierbei findet sich eine Verteilung der Marker im gesamten Kolon.

- Anorektale Obstruktion

Bei dieser findet sich eine Verteilung der Marker im linken Hemikolon und Rektosigmoid (Antwerpes 2023).

1. Andresen V, Becker G, Frieling T, Goebel- Stengel M, Gundling F, Herold A, Karaus M, Keller J, Kim M, Klose P, Krammer H, Kreis M E, Kuhlbusch- Zicklam R, Langhorst J, Layer P, Lenzen- Großimlinghaus R, Madisch A, Mönnikes H, Müller- Lissner S, Rubin D, Schermann M, Schwille- Kluntke J, Stengel A, Storr M, van der Voort, Voderholzer W, Wedel T, Wirz S, Witzigmann H, Pehl C (2022) Aktualisierte S2k- Leitlinie chronische Obstipation der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM). AWMF- Registriernummer: 021 - 019
2. Antwerpes F, Nolte J, Fink B, Ostendorf N, Sylmetaj J (2023) Hinton- Test. DocCheck Flexikon DOI: https://flexikon.doccheck.com/de/Hinton-Test#:~:text=Der%20Hinton%2DTest%20ist%20ein,%C3%BCber%20die%20Transportfunktion%20des%20Darms.
3. Grimes J A, Apffel Smith L, Fagerberg K (2013) Sexually Transmitted Disease: An Encyclopedia of Diseases, Prevention, Treatment, and Issues. Greenwood Verlag 317
4. Heilmann K, Gingert C, Hetzer F (2019) Chronische Obstipation In: Manual der Kolonproktologie von A. Herold und T Schiedeck. Band 2, 31 - 50
5. Herold G et al. (2020) Innere Medizin. Herold Verlag 461
6. Kasper D L, Fauci A S, Hauser S L, Longo D L, Jameson J L, Loscalzo J et al. (2015) Harrison‘s Principles of Internal Medicine. Mc Graw Hill Education