Familiär defektes Apolipoprotein B 100E78.0

Autor:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024

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Synonym(e)

ApoB; Apolipoprotein B; Familial defective apolipoprotein B-100; Familiärer ApolipoproteinB-100-Defekt; FDB; OMIM 144010; OMIM: 144010 Hypercholesterolemia due to ligand-defective apo B

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Definition

Seltene autosomal dominant vererbte Lipidstoffwechselstörung der funktionell bedeutsame Mutationen im
Gen des LDL- (low-density lipoprotein) -Rezeptorliganden (APOB, zytogenetische Lokalisierung auf Chromosom 2p24.1) zugrunde liegen. Klinisch bedeutsam sind die beiden Mutationen im LDL-Rezeptorliganden-Gen ApoB R3500Q und ApoB R3531C.

Vorkommen/Epidemiologie

Die Häufigkeit des familiären ApoB-100-Defektes ist mit 1:500 bis 1:700 (in Europa und Nord-Amerika) ähnlich der familiären Hypercholesterinämie durch LDL-Rezeptor-Defekt.

 

Ätiopathogenese

Apolipoprotein B (ApoB) ist das einzige Protein des LDL (Low Density Lipoprotein) und dient als Ligand des LDL-Rezeptors. LDL transportiert im Blutkreislauf überwiegend Cholesterin. Die hochaffine Wechselwirkung zwischen LDL und seinem LDL-Rezeptor wird entscheidend über die Ligandenfunktion des ApoB vermittelt. ApoB stellt somit eine wichtige Komponente für die Regulation des LDL-Spiegels dar (Andersen LH et al. 2016).

Bei der als „Familiär defektes Apolipoprotein B 100“ bezeichnete Lipidstoffwechselstörung führen Mutationen im LDL-Rezeptorliganden-Gen zu einer Konformationsänderung des ApoB-Proteins damit des LDL. Dies führt klinisch zu einer Hyperlipoproteinämie vom Typ IIa (s. Klassifkation nach Fredrickson). Durch die Konformationsänderung im ApoB Protein wird die Interaktion zwischen LDL-Ligand und seinem LDL-Rezeptor gestört. Dies bedingt eine deutliche Affinitätsverminderung zwischen Liganden und seinem Rezeptor. Dies führt zu einer Beeinträchtigung der Beseitigung des atherogenen LDL aus dem Blut. Die Folge ist eine erhöhte Konzentration des LDL und eine vorzeitige Manifestation einer koronaren Herzkrankheit sowie die Ausbildung von Xanthomen.

Klinisches Bild

Aufgrund des dominanten Erbgangs bedingt die Präsenz einer der beiden Mutationen im LDL-Rezeptorliganden-Gen einen deutlich erhöhten Serumcholesterinspiegel (Hypercholesterinämie Typ IIa nach Frederickson).

Der Anstieg bei der Apo B-R3500Q-Mutation gegenüber dem Normwert liegt bei ca. 700-950 mg/l und bei der Apo B-R3531C-Mutation bei ca. 450-650 mg/l. Klinisch zeigt sich eine vorzeitige Manifestation einer koronaren Herzkrankheit sowie die Ausprägung von Xanthomen (Ferrières J 2019).

Xanghelasmen finden sich bei 10% der Patienten, einArcus lipoides corneae bei bis zu 15%. Bei Heterozygoten KHK-Häufigkeit altersabhängig bis zu 60%. 

Differentialdiagnose

Störungen der LDL-Spiegel-Regulation können sowohl auf Seiten des Liganden wie auch des Rezeptors liegen. Der Phänotyp der vererbbaren (familiären) Hypercholesterinämie kann durch Mutationen im Gen für den LDL-Rezeptor ausgelöst werden, von denen mittlerweile mehr als 200 unterschiedliche Mutationen identifiziert sind und die kodominant vererbt werden (Familiäre Hypercholesterinämie). Patienten mit Familiärer Hypercholesterinämie weisen noch stärkere Erhöhungen des Serumcholesterinspiegel auf. Bei heterozygoten Merkmalsträgern steigert sich dieser gegenüber dem Normwertebereich um 2000-4500 mg/l und um mehr als 4500 mg/l bei homozygot Betroffenen.

Therapie

Therapeutisch ist eine Verabreichung von HMG-CoA-Reduktase-Inhibitoren (Statine) angezeigt. Bei extremen Hxpercholesterinämien auch eine selektive Entfernung der LDL durch Lipidapherese.11

Hinweis(e)

Im Wesentlichen sind zwei Mutationen von Bedeutung, die unter der klinischen Bezeichnung „Familiär Defektes Apolipoprotein B-100 (FDB)“ zusammengefasst werden.

Der Phänotyp des „Familiär Defekten Apolipoproteins B-100“ ist klinisch mit seiner erhöhten LDL-Konzentration, trotz unterschiedlicher Genotypen und Pathomechanismen, vom LDL-Rezeptor-Defekt nicht unterscheidbar. Ab dem 50. Lebensjahr haben Heterozygote zu 40% (Männer) und zu 20% (Frauen) eine koronare Herz-Krankheit entwickelt.

Literatur

  1. Andersen LH et al. (2016) Familial defective apolipoprotein B-100: A review. J Clin Lipidol 10:1297-1302.
  2. Ferrières J (2019) Hypercholesterolaemia and coronary artery disease: A silent killer with several faces. Arch Cardiovasc Dis 112:75-78.
  3. Hansen PS (1998): Familial defective apolipoprotein B-100. Dan Med Bull 45, 370-382

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024