Chronische mukokutane Candidiasis, familiäre (Typ2)B37.-
Synonym(e)
Definition
Seltenes, genetisch bedingtes, primäres Immundefizienz-Syndrom (s.a.Übersicht: unter primäre Immundefekte/Störungen der intrinsischen und natürlichen Immunität), das durch eine erhöhte Anfälligkeit für Pilzinfektionen gekennzeichnet ist und sich typischerweise als rezidivierende, chronische mukokutane Candidiasis (Mundschleimhaut, Darm) oder auch als systemische Candididiasis aber auch als therapieresistente tiefe Dermatomykose (Dermatophytose) kennzeichnet. Betroffen sind hautnahe Schleimhäute, Darm, Haut, Haare, Nägel, aber auch durch systemische Ausbreitung innere Organe wie z.B. Lymphknoten und Gehirn.
Fallbericht(e)
Drewniak et al. (2013) untersuchten ein 13-jähriges asiatisches Mädchen, das als Säugling adoptiert wurde und im Alter von 7 Jahren Fieber, Kopfschmerzen, Verhaltensänderungen und Krampfanfälle entwickelte. Bei ihr wurde eine Candida dubliniensis-Meningoenzephalitis diagnostiziert. Das MRT zeigte einen tiefen Infarkt des linken Striatums, eine meningeale Anreicherung und eine leichte Ventrikelerweiterung. Nach sechsmonatiger antimykotischer Behandlung kam es nach deren Absetzen zu einem klinischen Rückfall. In Liquorkulturen wurde C. dubliniensis nachgewiesen. Die klinischen Symptome und die eosinophile Pleozytose im Liquor verschwanden innerhalb weniger Wochen nach Wiederaufnahme der antimykotischen Kombinationstherapie. Die Western-Blot-Analyse der neutrophilen Granulozyten des Patienten offenbarte das Fehlen von CARD9-Protein. Aktivierte T-Zell-Kulturen von Patienten zeigten eine deutliche Induktion verschiedener Zytokine, aber reduzierte Werte von IL17.
Lanternier et al. (2013) beschrieben 17 Patienten aus 8 nicht verwandten Familien marokkanischer, tunesischer und algerischer Abstammung mit tiefen knotigen, auch ulzerativ fistulierenden Dermatophyteninfektionen. Bei allen Patienten traten die Symptome erstmals in der Kindheit oder im frühen Erwachsenenalter auf. 4 Patienten hatten eine durch eine Dermatophyteninfektion verursachte Lymphadenitis. 15 Patienten wiesen eine schwere Onychomykose auf, Bei 2 Patienten kam es zu einer lokal begrenzten Infiltration der Knochen. 4 Patienten mit klinisch aktiver tiefer Dermatophytose starben im Alter von 28, 29, 37 und 39 Jahren. Nachweislich war in 7 Familien eine homozygote Nonsense-Mutation (Q289X; 607212.0004); die Patienten der achten Familie waren homozygot für eine CARD9-Missense-Mutation (R101C; 607212.0005).
Literatur
- Boudghene-Stambouli O et al. (1998) Maladie dermatophytique: hyperkeratose exuberante avec cornes cutanees. Ann Derm Venereol 125: 705-707.
- Drewniak A et al. (2013) Invasive fungal infection and impaired neutrophil killing in human CARD9 deficiency. Blood 121: 2385-2392.
- Germain, M., Gourdeau, M., Hebert, J. Familial chronic mucocutaneous candidiasis complicated by deep Candida infection. Am. J. Med. Sci. 307: 282-283, 1994. [PubMed: 8160723, related citations] [Full Text]
- Lanternier F et al. (2013) Deep dermatophytosis and inherited CARD9 deficiency. New Eng. J. Med. 369: 1704-1714.
- Wells R S et al. (1972) Familial chronic muco-cutaneous candidiasis. J. Med. Genet. 9: 302-310.