Calcitonin
Synonym(e)
Erstbeschreiber
Calcitonin ist ein Polypeptidhormon aus 32 Aminosäuren, das beim Menschen (hCT) in den C-Zellen („C“ für Calcitonin) der Schilddrüse gebildet und proportional zur Calciumkonzentration des Blutplasmas ausgeschüttet wird.
Allgemeine Information
Calcitonin bewirkt eine schnelle und kurzdauernde Senkung der Calcium- und Phosphatkonzentration. Es fördert die Calcium- und Phosphatausscheidung über Darm und Niere.
Das Peptidhormonen Calcitonin wirkt funktional als Antagonist zum in den Nebenschilddrüsen gebildeten Parathormon.
Calcitonin fördert die Calcium- Phosphat- und Natriumausscheidung über Darm und Niere. Weiterhin wirkt das Peptidhormon analgetisch. Während des menschlichen Wachstums hemmt es die Osteoklastenfunktion; im Erwachsenenalter fördert es den Einbau von Calcium in das Osteoid.
Labor
Normwerte: Frauen: bis zu 5 ng/l. Männer: bis zu 8,4 ng/l.
Das Calcitonin wird als Tumormarker beim medullären Schilddrüsenkarzinom verwendet.
Der Normalwert bei Erwachsenen ist kleiner als 10 ng/l (entspricht 2,8 pmol/l). Umrechnungsfaktor von ng/l in pmol/l für Calcitonin: ng/l × 0,28 = pmol/l. Einen zu niedrigen Calcitoninspiegel gibt es vermutlich nicht. Auch bei Gesunden kann Calcitonin unter der Nachweisgrenze der derzeit verfügbaren Tests liegen. Einen erhöhten Wert findet man:
- selten bei der Schilddrüsenüberfunktion
- beim medullären Schilddrüsenkarzinom (C-Zell-Karzinom)
- bei C-Zell-Hyperplasie (z. B. im Rahmen einer multiplen endokrinen Neoplasie, Typ IIa (MEN-IIa)
- bei Niereninsuffizienz
- bei Leberzirrhose
- bei neuroendokrinen Tumoren, wie dem Bronchialkarzinom
Bemerkung: zur differenzialdiagnostischen Bewertung einer Hypercalcitoninämie ist die Durchführung eines Stimulationstests mit Pentagastrin oder Calcium indiziert (Empfehlung der Sektion Schilddrüse der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie)
Erniedrigte Calcitonin-Werte: Calciumkonzentration im Serum erniedrigt; erniedrigte Werte spielen jedoch in der Diagnostik keine Rolle.
Therapie
Calcitonin als Medikament
Indikation: Osteoporose; Morbus Paget (Osteodystrophia deformans). Hypercalcämiesyndrom bei Tumorerkrankungen (Dosierung: 100IE alle 6-8h); präventiver Einsatz bei immobilen Patienten zur Verhinderung eines akuten Knochenmassenverlustes (100 IE/die).
Hinweis(e)
Mit dem Calcitonin verwandt ist das „Calcitonin Gene-Related Peptide“ (CGRP), ein Neuropeptid mit Wirkung im ZNS und im peripheren Nervensystem. CGRP wird durch das selbe Gen wie Calcitonin kodiert und entsteht in der Peripherie durch selektives Splicing der mRNA (Bemerkung: CGRP spielt bei der Pathophysiologie der Migräne eine wichtige pathophysiologische Rolle).
Literatur
- Hermann PT et al. (2014) Hunnius Pharmazeutisches Wörterbuch, 11. Auflage, De Gruyter Verlag S. 320-321