Bronchialtoilette

Autor:Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

Alle Autoren dieses Artikels

Zuletzt aktualisiert am: 22.08.2024

This article in english

Kostenlose Fachkreis-Registrierung erforderlich

Bitte melden Sie sich an, um auf alle Artikel, Bilder und Funktionen zuzugreifen.

Unsere Inhalte sind ausschließlich Angehörigen medizinischer Fachkreise zugänglich. Falls Sie bereits registriert sind, melden Sie sich bitte an. Andernfalls können Sie sich jetzt kostenlos registrieren.


Kostenlose Fachkreis-Registrierung erforderlich

Bitte vervollständigen Sie Ihre Pflichtangaben:

E-Mail Adresse bestätigen
oder
Fachkreisangehörigkeit nachweisen.

Jetzt abschließen

Erstbeschreiber

Synonyme

Sekretdrainage; Bronchialhygiene; Sekretmobilisierung; 

 

 

Erstbeschreiber

Im Jahre 1897 führte Gustav Kilian mit einem starren Bronchoskop weltweit die erste Bronchoskopie an einer Freiburger HNO- Klinik zur Entfernung eines Fremdkörpers durch (Stasche 1999). 

Die ersten flexiblen Fibroskope waren ab 1974 in Frankreich im Handel (Dumon 1983). Sie werden noch heutzutage zu diagnostischen und insbesondere zu therapeutischen Zwecken wie der Bronchialtoilette eingesetzt (Seehausen 2007).

 

 

Definition

Die Bronchialtoilette dient der Verbesserung des Sekretabflusses (Kasper 2015). 

Allgemeine Information

Ambulante Patienten erlernen die Sekretdrainage durch speziell ausgebildete Physiotherapeuten.

Die Bronchialtoilette sollte zu Hause 1 x / d erfolgen (Kroegel 2014), auch wenn keinerlei Beschwerden bestehen. Sie dauert ca. 1 h (Kühne 2021).

 

Indikationen

Die Bronchialtoilette wird eingesetzt bei:

  • chronisch putriden Lungenerkrankungen wie z. B.
  • beatmeten Patienten (Striebel 2015)
  • Patienten mit Trachealkanülen (Prosiegel 2018)

 

Durchführung

Zur Bronchialtoilette zählen unterschiedliche Verfahren mit dem Ziel eines produktiven Hustens (McCallion 2017):

  • schwerkraftunterstützende Methoden:
    • Quincke’ sche Hängelage: Knie- Ellenbogen- Lage (Herold 2022)
    • Bottle- Down- Stellung. Dabei wird der Kopf tiefer gelagert als der Thorax.
  • thorakale Perkussions- und Vibrationstechniken:
    • Abklopfdrainage: manuelles Abklopfen der Thoraxwand
    • RC- Cornet: Durch einen speziellen Ventilschlauch werden Druck- und Flussschwankungen in den Bronchien ausgelöst.Durch den positiven Ausatemdruck kommt es zu einer rhythmischen Erweiterung des Bronchiallumens.
    • VRP1 Flutter: Durch einen von einer Kugel verschlossenen Trichter lässt sich mit Hilfe von Druck- und Flussschwankungen ein Atemwegskollaps verhindern.
  • Techniken zum leichteren Abhusten:
    • FET = forced expiration technique: Hierbei erfolgt mit offener Glottis (sog. Huff) eine forcierte Expiration mit niedrigen Lungenvolumina. Diese Manöver werden nach jeweils 2 – 3 sec Pause mehrmals wiederholt. Dadurch kommt es zu einemvariablen Luftfluss mit Mukusmobilisierung. 
  • Verbesserung der mukoziliären Clearance:
    • Lippenbremse: Die Ausatmung erfolgt durch geschürzte Lippen. Der dadurch entstehende Druck im Mund breitet sich in die peripheren Bronchien aus und verhindert einen Kollaps der Bronchien und Bronchiolen.
    • autogene Drainage: Hierbei wird durch einen variablen Luftfluss Mukus mobilisiert. Es wird dabei aktiv durch die Nase tief und langsam eingeatmet, dann erfolgt 3 – 5 sec anhaltende Pause und anschließend wird passiv bei geöffnetem Rachen ausgeatmet und zuletzt aktiv, möglichst lange ausgeatmet.
    • PEP- Maske = positive expiratory pressure: Hierbei wird durch eine Gesichtsmaske mit Einatemventil und einstellbarem exspiratorischen Widerstand zur Vermeidung eines Atemwegskollaps geatmet (Kroegel 2014).
  • Inhalationstherapie mit 3 – 7 %iger Kochsalzlösung (Herold 2022) oder mit schleimlösenden Wirkstoffen wie z. B. das Mukolytikum (Kühne 2021) Fluimucil (Larsen 2013)
  • zur Verflüssigung des Bronchialsekrets ausreichende Flüssigkeitszufuhr (Herold 2022)
  • Medikamentöse Sekretolyse:

Dazu zählen Mukolytika wie z. B. das Acetylcystein (Fluimucil), das die Qualität des Bronchialschleims verändern, Sekretolytika wie z. B. Ambroxol, die die Viskosität des Schleims vermindern (Larsen 2013) und Detergenzien, durch welche die Haftung des Bronchialschleims am Epithel verringert werden kann. Ihre klinische Wirksamkeit wird allerdings kontrovers beurteilt (Schulte am Esch 2011).

 

Bei intubierten Patienten bzw. Patienten mit Trachealkanüle:

  • Absaugen der Atemwegssekrete und / oder Fremdmaterial wie z. B. Nahrung

Dieses sollte so oft wie nötig erfolgen, aber auch nicht häufiger als nötig (Keller 2021).

Den Zeitpunkt des Absaugens kann man am besten mittels Auskultation bei Auftreten grobblasiger RGs feststellen (Striebel 2008).

Das Absaugen kann von oral, nasal oder endotracheal erfolgen (Keller 2021) und mit einem offenen oder geschlossenen System durchgeführt werden (Striebel 2015).

Es können die oberen Atemwege wie Mundhöhle, Nasenhöhle, Rachen abgesaugt werden und auch die unteren Atemwege zu denen Kehlkopf, Trachea, Bronchialsystem zählen (Keller 2021).

Das Absaugen selbst erfolgt i. d. R. durch ein flexibles Fibroskop (Dumon 1983) bei unterschiedlichen Lagerungen des Patienten (Lang 2020).

Das endobronchiale Absaugen sollte immer unter sterilen Bedingungen erfolgen und nicht länger als 10 – 15 Sekunden andauern (Striebel 2008).

 

 

Literatur

  1. Dumon J F (1983) Tracheo- und Bronchialtoilette — bronchiale Fibroaspiration. In: Rügheimer E. (eds) Intubation, Tracheotomie und bronchopulmonale Infektion. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg. 395 - 400
  2. Herold G et al. (2022) Innere Medizin. Herold Verlag 346
  3. Kasper D L et al. (2015) Harrison‘s Principles of Internal Medicine. Mc Graw Hill Education 1696
  4. Keller C (2021) Fachpflege: Außerklinische Intensivpflege. Elsevier Urban und Fischer Verlag  316 - 317
  5. Kroegel C et al. (2014) Klinische Pneumologie: Das Referenzwerk für Klinik und Praxis. Georg Thieme Verlag Stuttgart / New York 300
  6. Kühne F (2021) Klartext Bronchiektasen, Lungenfibrose und Sarkoidose. Epubli- Verlag Kapitel 2
  7. Lang H (2020) Beatmung für Einsteiger: Therorie und Praxis für die Gesundheits- und Krankenpflege. Springer Verlag Deutschland 180
  8. Larsen R et al. (2013) Beatmung: Grundlagen und Praxis. Springer Verlag Berlin / Heidelberg 422
  9. McCallion P et al. (2017) Cough and bronchiectasis. Pulm Pharmacol Ther. (47) 77 - 83
  10. Prosiegel M et al. (2018) Dysphagie: Diagnostik und Therapie. Ein Wegweiser für kompetentes Handeln. Springer Verlag Berlin 166 
  11. Seehausen V et al. (2007) Von der Phthisiologie zur Pneumologie und Thoraxchirurgie: 60 Jahre Lungenklinik Heckeshorn. Georg Thieme Verlag Stuttgart 44
  12. Schulte am Esch J et al. (2011) Anästhesie: Intensivmedizin, Notfallmedizin, Schmerztherapie. Georg Thieme Verlag Stuttgart 450 - 451
  13. Stasche N (1999) Gustav-Killian-Symposium - 100. Jahrestag der Bronchoskopie: Flexible und starre Endoskopie der Luft- und oberen Speisewege. Dtsch Arztebl 1999; 96 (4): A - 204 / B - 163 / C - 159
  14. Striebel H W (2015) Operative Intensivmedizin: Sicherheit in der klinischen Praxis. Schattauer Verlag Stuttgart 381
  15. Striebel H W (2008) Anästhesie – Intensivmedizin – Notfallmedizin: Für Studium und Ausbildung. Schattauer Verlag Stuttgart / New York 338 -339

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 22.08.2024