Brasilianische Hämorrhagische Fieber

Autor:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 23.08.2024

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Definition

Das Brasilianische Hämorrhagische Fieber (BHF) wird durch das Sabia-Virus ausgellöst. Das Sabia-Virus, c und wurde 1990 in Sao Paulo als Erreger des Brasilianischen Hämorrhagischen Fiebers isoliert. Sporadische Infektionen mit dem Sabia-Virus sind nur in der Gemeinde Sabia in der Nähe von Sao Paulo beschrieben worden.

Vorkommen/Epidemiologie

Das natürliche Reservoir für das Sabia-Virus ist nicht bekannt. Es wird vermutet, dass es sich dabei um ein Nagetier handelt, welches in der Umgebung der kleinen brasilianischen Gemeinde Sabia in der Nähe von Sao Paulo vorkommt. Infektionen ereignen sich gewöhnlich wie bei den anderen Arenaviren über Exkremente und Sekrete. Es sind bis jetzt nur ganz wenige Infektionen mit dem Sabia-Virus bekannt geworden. Sekundäre Übertragungen vom Patienten auf medizinisches Personal wurden mehrmals beschrieben. Bei Patienten mit viralem hämorrhagischen Fieber können häufig grosse Viruslasten im Blut und auch in anderen Sekreten nachgewiesen werden. 

Klinisches Bild

Beim Brasilianischen Hämorrhagischen Fieber werden ainitial llgemeine Symptome wie Malaise, Kopfschmerzen, Augenschmerzen, Konjunktivitis, hämorrhagische Erytheme, verminderte Reflexe beobachtet. Weiterhin können hämorrhagische Manifestationen (Nasenbluten, Bluterbrechen, Blut im Urin und Blutungen in die Mundhöhle) beobachtet werden. Die Sterblichkeitsrate wird mit 15-30% angegeben.

Therapie

Die Infektionen mit den südamerikanischen hämorrhagischen Fieberviren werden hauptsächlich symptomatisch behandelt. Bei vielen Patienten ist eine leichte Sedierung (Beruhigung) und die Schmerzbehandlung mittels Opiaten sinnvoll. Blutungen sollten durch Transfusionen von Blutplättchen und Gerinnungsfaktoren therapiert werden.

Kontrolle des Elektrolyt- und Flüssigkeitshaushalt, gfls. kontrollierter Ausgleich.

Therapeutisch erfolgreich waren in Einzelfällen Infusionen von Immunplasmen (Plasma von rekonvaleszenten Patienten).

Ein kommerzielles Immunglobulin existiert noch nicht.

Das antivirale Medikament Ribavirin scheint zumindest bei Junin- und Machupo-Virus-Infektionen einen positiven Einfluss auf deren Ausgang zu haben.

Tierexperimentell konnten bei Infektionen mit Arenaviren gute Erfolge mit dem Virustatikum Favipiravir erzielt werden (Gowen BB et al. 2017; Furuta Y et al. 2013), sodass anzunehmen ist, dass dieses Medikament auch beim Menschen eingesetzt wird (s. hierzu unter Favipiravir).

Hinweis(e)

Die Junin-, Machupo-, Guanarito- und Sabia-Viren gehören zur Familie der Arenaviren der neuen Welt und kommen in Südamerika vor. Diese Arenaviren sind Auslöser verschiedener  hämorrhagischer Fiebererkrankungen so:

  • das Argentinische hämorrhagische Fieber
  • das Bolivianische hämorrhagische Fieber
  • das Venezuelanische hämorrhagische Fieber
  • das Brasilianische Hämorrhagische Fieber

Die Bezeichnung Arenavirus leitet sich von einer charakteristischen dunklen Granulierung (Lateinisch arenosus = sandartig) der Viren in elektronenmikroskopischen Darstellungen ab. Diese stellen sich als Ribosomen dar, die beim Aussprossen der Viren mit eingeschlossen werden.

Die Arenaviren bestehen aus einer Lipidhülle und sind pleomorph mit einem durchschnittlichen Durchmesser von 50-300nm. Sie beinhalten 2 RNA-Segmente, das L- und das S-Segment, welche die Information für Strukturproteine (Nucleocapsidprotein und Glycoproteine) und ein Enzym (virale Polymerase) enthalten. Im fertigen Virus lagert sich das Nucleocapsid schützend um die RNA. Die Glycoproteine G1 und G2 sind in der Lipidhülle verankert. Sie dienen zur Absorption und Freisetzung der L und S-Segmente in das Zytoplasma, sind somit für das Erkennen und Eindringen in die Wirtszelle essentiell. Die Vermehrung der Viren in der Zelle erfolgt über eine virale Polymerase.

Literatur

  1. Golden JW et al. (2017) An attenuated Machupo virus with a disrupted L-segment intergenic region protects guinea pigs against lethal Guanarito virus infection. Sci Rep 7:4679.
  2. Gowen BB et al. (2017) Enhanced protection against experimental Junin virus infection through the use of a modified favipiravir loading dose strategy. Antiviral Res 145:131-135.
  3. Tani H et al. (2018) Arenavirus research and antiviral candidate. Uirusu 68:51-62.
  4. Furuta Y et al. (2013) Favipiravir (T-705), a novel viral RNA polymerase inhibitor. Antiviral Res 100:446-454.

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Zuletzt aktualisiert am: 23.08.2024