EKG / Langzeit- EKG / Belastungs- EKG
- RSB + LAH:
Man sieht im EKG in V1 die typische Rechtsschenkelblockform des QRS- Komplexes mit Verbreiterung des QRS- Komplexes auf ≥ 0,12 s bei einer kompletten Blockierung (Herold 2022) bzw. zwischen 0,10 – 0,11 s bei einer inkompletten Blockierung (Herold 2022) sowie eine große R- Zacke in V1, verursacht durch einen ausgeprägten terminalen Vektor nach rechts.
Die sonst immer bei einem kompletten Rechtsschenkelblock vorhandene breite R- Zacke in Ableitung III fehlt in der Frontalebene. Die Achse QRS zeigt einen überdrehen Linkstyp.
Die Kombination von überdreht linkstypischer Herzachse mit dem fehlenden terminalen Vektor in Ableitung III lassen sich nur durch einen zusätzlichen linksanterioren Hemiblock erklären (Klinge 2015).
- RSB + LPH:
Hierbei zeigen sich im EKG Merkmale des Rechtsschenkelblocks (RSB) und des Rechtstyps (Strödter 2008).
- der QRS- Komplex ist verbreitert auf ≥ 0,12 s bei einer kompletten Blockierung (Herold 2022) bzw. zwischen 0,10 – 0,11 s bei einer inkompletten Blockierung (Herold 2022)
- die Herzachse lässt sich trotz des RSB bestimmen: Herzachse ist rechts- bis überdreht rechtsstypisch
- in den Brustwandableitungen finden sich Veränderungen eines RSBs
- der terminale Vektor ist nach rechts gerichtet:
- in V1 findet sich ein auffälliger plumper positiver Kammerkomplex, dessen Vektor über die gesamte Erregungszeit nach rechts gerichtet ist (Klinge 2015). Der verbreiterte QRS- Komplex in V1 sieht mitunter nicht „M– förmig“ aus, wie es beim RSB der Fall ist, sondern eher wie eine „Zuckertüte“, die man beim LSB in V5 und V6 findet (Strödter 2008).
- in Ableitung III ist ebenfalls ein nach rechts gerichteter terminaler Vektor erkennbar (Klinge 2015)
- Linksschenkelblock:
Hierbei ist der QRS- Komplex ebenfalls auf ≥ 0,12 s bei einer kompletten Blockierung (Herold 2022) bzw. zwischen 0,10 – 0,11 s bei einer inkompletten Blockierung (Herold 2022) verbreitert. In den Ableitungen I, aVL, V5, V6 ist der QRS- Komplex zuckerhutartig deformiert (Strödter 2008).
Elektrophysiologische Untersuchung = EPU
Falls nach Erheben der EKG- Befunde noch Zweifel bestehen, empfiehlt sich eine weitere Abklärung durch eine elektrophysiologische Untersuchung (Ebert 2009), da bei Patienten mit BFB immer die Gefahr eines drohenden hochgradigen AV- Blocks besteht (Brignole 2018).
Bei Patienten mit Z. n. Myokardinfarkt und neu aufgetretener Synkope besteht sogar ein Empfehlungsgrad I für diese Untersuchung (Brignole 2018).
In einer Arbeit aus dem Jahr 2019 wiesen Roca- Luque et al. allerdings nach, dass bei einem negativem Ergebnis der elektrophysiologischen Untersuchung (EPS) bei ca. 25 % der Patienten in einem Nachbeobachtungszeitraum von 25 Monaten ein fortgeschrittener AV- Block auftrat. Aus diesem Grund wird bei negativem Ergebnis der elektrophysiologischen Untersuchung zusätzlich die Untersuchung mit einem Loop- Rekorder empfohlen (Shabbir 2022).
Falls der Synkope eine Arrhythmie vorausgegangen ist, kann diese allerdings nicht mit der elektrophysiologischen Untersuchung nachgewiesen werden (Brignole 2018). Bei ca. 50 % der Patienten mit negativer EPS ist dies der Fall (Glikson 2021).
Interessanterweise ist der Anteil der negativ getesteten Patienten niedriger, wenn die EPS mit Flecainid erfolgte anstatt mit Procainamid (Rivera- Lopez 2020).
Loop- Rekorder
Falls die Elektrophysiologie Untersuchung negativ verläuft, empfiehlt sich ggf. die Implantation eines Loop- Rekorders = ILR (Shabbir 2022).
Indikationen für die frühzeitige Implantation eines Loop- Rekorders sind:
- rezidivierende Synkopen und der fehlende Nachweis einer relevanten strukturellen Herzerkrankung
- EKG- Veränderungen wie z. B. bifaszikulärer Block, Long- QT- Syndrom, Epsilon- Welle, Präexzitation (Schuchert 2018).
Glikson (2021) empfiehlt bei älteren, gebrechlichen Patienten mit bifaszikulärem Block und Synkope bei negativer elektrophysiologischer Untersuchung wegen des Risikos traumatischer Rezidive eine empirische Schrittmachertherapie.