AnisakiasisB81.0

Autor:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

Co-Autor:Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024

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Synonym(e)

Anisakidosis; Heringswurmkrankheit

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Definition

Parasitose verursacht durch den Verzehr von Larven der Fisch-Fadenwürmer der Gattung Anisakis und verwandter Spulwurmgattungen (Pseudoterranova descipiens u.a.), mit massiven Oberbauchschmerzen, Nausea und Erbrechen. Seltener sind extraintestinale Lokalisationen wie akute (und chronische) Urtikaria sowie Angioödeme.

Erreger

Anisakis simplex ist ein zu den Nematoden gehörender weltweit vorkommender Fischparasit (Heringswurm), der vor allem Meeressäuger befällt. Der Mensch ist ein Fehlwirt. Die akzidentelle Aufnahme durch rohen oder wenig gegarten Fisch. Es sind drei Arten von Fadenwürmern in Fischen bekannt. Die Art Anisakis simplex gab der Krankheit ihren Namen. Der Fadenwurm kann in rohem Fisch, beispielsweise Sushi oder Hering vorkommen. Die Prävalenz bei Heringen liegt bei rund 70%.

Vorkommen/Epidemiologie

 In Deutschland wird Anisakiasis sehr selten beobachtet (Angaben des Robert-Koch-Institutes). Es werden nur wenige hundert Fälle im Jahr bekannt. Hier sind hauptsächlich Länder betroffen, in denen bevorzugt roher Fisch verzehrt wird. Dies ist vor allem Japan. 

Jedoch sollte beim Auftreten der Symptome nach dem Verzehr von rohem Fisch gefragt werden. Insbesondere dann, wenn sich keine andere Ursache ausmachen lässt. Eine spezifische Serodiagnostik kann in versch. Speziallaboratorien durchgeführt werden. 

Klinisches Bild

Im Vordergrund steht die gastrointestinale Symptomatik. Etwa 6-12 Stunden nach der Aufnahme der Larven durch den Verzehr von rohem Fisch tritt i.A. eine Gastroenteritis mit heftigen Bauchschmerzen auf. Auftreten eosinophiler Granulome im Gastrointestinaltrakt. Seltener sind extraintestinale Manifestationen wie akute (und chronische) Urtikaria sowie Angioödeme. Seltener kommt es zum Dünndarmverschluss, Ileitis und Appendicitis.

Die Beschwerden werden durch die Larven der Nematoden verursacht, die in die Schleimhäute des Magens und Darms eindringen. Hierbei verursachen sie Schmerzen und inflammatorische Lokalreaktionen. Im weiteren Verlauf bilden sich dann bedingt durch lokale Entzündungsprozesse knotenförmige eosinophile Granulome. Diese können schwere Störungen bis hin zum Ileus oder Darmperforation auslösen. Da der Mensch ein Fehlwirt ist, sterben die Nematodenlarven nach 2-3 Wochen ab. Die Symptomatik kann jedoch weiter bestehen bleiben.

Diagnose

Gastroskopie, Nachweis der Nematoden im Stuhl. 

Differentialdiagnose

Die Anisakiasis muss von der ebenfalls seltenen Anisakis-simplex-Allergie unterschieden werden.  Die allergischen Symptome können Haut, Atemwege, Magen-Darm oder Kreislauf betreffen (bis hin zum anaphylaktischen Schock). 

 

Therapie

Eine wirksame antiparasitäre Therapie besteht nicht. Es finden Hinweise auf eine Therapie mit den Anthelminthika Albendazol oder Tiabendazol. Symptomatische Granulome im Abdomen müssen gfls. operativ entfernt werden. Oft heilt die Erkrankung aber auch von selbst aus.

 Wegen der eingeschränkten Therapiemöglichkeiten kommt der Prophylaxe eine besondere Bedeutung zu. Hier gilt es zu wissen: Die Larven sterben bei Temperaturen von über 60 °C oder unter -20 °C. Auch Salzlake überleben sie nicht. Daher sollten Krebse oder Meeresfische (Heringe, Makrelen) nur nach ausreichendem vorherigen Erhitzen oder sicherem Konservieren (Marinieren, Räuchern) verzehrt werden. Tieffrieren vor der Weiterverarbeitung ist ebenfalls eine wirksame präventive Maßnahme.

Prophylaxe

Die Infektion lässt sich vermeiden, wenn der rohe Fisch eine Zeit lang schockgefroren oder in Salzlake eingelegt wird. Heringe müssen heute vor einer Weiterverarbeitung tiefgefroren werden.

Hinweis(e)

Eine Meldepflicht besteht nicht. 

Literatur

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  6. Shimamura Y et al. (2016) Common Symptomsfrom an Uncommon Infection: Gastrointestinal Anisakiasis. Can J Gastroenterol Hepatol 5176502.
  7. Wedi B, Kapp A (2006) Current position of the role of allergic and non-allergic food hypersensitivity in urticaria. Hautarzt 57: 101-107

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Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024