Amyloid

Autoren:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Definition

Extrazellulär gelagerte Glykoproteine, die durch gemeinsame färberische, biochemische und ultrastrukturelle Eigenschaften gekennzeichnet sind, s.a. Amyloidose. Amyloid ist ein "Abfallprodukt", das durch Makrophagen kaum aufgenommen und abgebaut werden kann. Es unterscheidet sich von allen anderen menschlichen Proteinen und besteht zum größten Teil aus unverzweigten, starren Fibrillen (s.u.), deren Polypeptidketten größtenteils eine beta-Faltblattstruktur aufweisen. Alle Amyloidarten enthalten eine nicht-fibrilläre Komponente, die vom physiologischen Serumbestandteil Serum-alpha-Globulin (SAP) abstammt sowie Glykosaminoglykane. Unterschiedliche Proteine, z.B. Keratin, Immunoglobuline, Insulin und beta2-Mikroglobulin können als Amyloid abgelagert werden.

  • Im HE-Schnitt: Amorphes, eosinophiles, homogenes Material.
  • In der Kongo-Rot-Färbung: Metachromasie.
  • Im polarisierten Licht: Grünes Aufleuchten.
  • In der Fluoreszenzmikroskopie: Gelbes Aufleuchten nach Thioflavin-T-Färbung.
  • Ultrastrukturell: Lineare unverzweigte Fibrillen mit einem Durchmesser von 7,5 bis 10 nm.

Neben dem fibrillären Anteil besteht Amyloid zu 10% aus einer nichtfibrillären Substanz, der sog. P-Komponente.

Hinweis(e)

Bisher sind > 20 amyloidogene Proteine bekannt (s. u. Amyloidose systemische)

 

Literatur

  1. Abels C (2001) Truss-induced macular amyloidosis. Hautarzt 52: 970-973
  2. Breathnach SM (1988) Amyloid and amyloidosis. J Am Acad Dermatol 18: 1–16
  3. Fujimoto N et al. (2002) Coexistence of beta2 microglobulin and lambda light chain in amyloid fibrils of dialysis-unrelated plasma cell dyscrasia-associated systemic amyloidosis. Br J Dermatol 147: 549-553
  4. Merlini G et al. (2003) Molecular mechanisms of amyloidosis. N Engl J Med 349: 583-596
  5. Moon AO et al. (2003) Nodular amyloidosis: review and long-term f-up of 16 cases. Arch Dermatol 139: 1157-1159
  6. Ruzicka T, Donhauser G, Linke RP, Landthaler M Bieber T (1990) Kutane Amyloidosen. Hautarzt 41: 245–255
  7. Vecchietti G et al. (2003) An unusual form of primary systemic amyloidosis: amyloid elastosis: report of a case treated by haematopoietic cell transplantation. Br J Dermatol 148: 154-159
  8. Woollons A et al. (2001) Nodular localized primary cutaneous amyloidosis: a long-term follow-up study. Br J Dermatol 145: 105-109

Tabellen

 

Amyloid-Protein

Pathogenetische Bedeutung

AA

Amyloid-A-Fibrillenprotein (AA=amyloid associated). Vorläuferprotein ist das Serumamyloid-A-Protein (SAA), ein Akutphasenprotein. Das AA-Protein wird im Amyloid nach lang dauernden, chronischen Entzündungen (sekundäre Amyloidose) und bei hereditären Erkrankungen wie dem familiären Mittelmeerfieber und Muckle-Wells-Syndrom (AA-Amyloidose, Urtikaria und Schwerhörigkeit) gefunden. AA-Amyloid kommt auch ohne Vorkrankheit als primäre AA-Amyloidose vor.

AL

Amyloid vom Immunglobulin-Leichtkettentyp (AL=amyloid light). Vorläuferproteine sind monoklonale Immunglobulin-Leichtketten. Entsprechend den Iso- und Idiotypen sind die AL-Proteine chemisch divers. Zwei Hauttypen werden unterschieden: Aκ und Aλ. Dieses Amyloid kommt bei einer Reihe sehr unterschiedlicher Amyloidoseformen vor, wie etwa bei benigner monoklonaler Gammopathie und bei maligner monoklonaler B-Zell-Proliferation (multiples Myelom, Bence-Jones-Plasmozytom, Morbus Waldenström, Heavy-Chain-Disease u.a.).

ATTR

Fibrillenproteine bei familiären Amyloidosen, die sich von Varianten des Präalbumins/Transthyretins herleiten. Die Proteine finden sich bei einer Reihe unterschiedlicher Polyneuropathien, von denen die bekannteste die vom portugiesischen Typ ist, bei der im Präalbumin in Position 30 die Aminosäure Valin gegen Methionin ausgetauscht ist.

ASc1

Seniles kardiovaskuläres (senile cardiac) Amyloid vom Präalbumin/Transthyretin-Typ. So weit bekannt ist, hat dieses Protein keinen Aminosäurenaustausch. Es ist nicht familiär, aber stark altersabhängig. Daher bezeichnet man diese Form auch als "Greisenamyloid". Es befällt nicht nur das kardiovaskuläre System, sondern auch die Lunge, die größeren Gefäße und Gelenkstrukturen.

ASc2

Seniles Vorhofamlyoid. Es leitet sich vom atrialen natriuretischen Peptid ab. Diese Amyloidoseform ist eine der häufigsten; ASc2 ist ebenfalls stark altersabhängig. Nach dem 90. Lebensjahr findet man diese Amyloidoseform bei den meisten Menschen.

AB

Amyloid bei Hämodialyse. Serumvorläufer ist das Beta-2-Mikroglobulin. Das AB-Amyloid wird abgelagert im Bereich großer Gelenke im Bindegewebsapparat, der Synovialmembran und im Knochen. Im Knochenmark bilden sich Amyloidome, die den Knochen arrodieren können, wobei es zu pathologischen Frakturen kommen kann.

Dieses Protein (β-Protein A4-Protein) findet man bei Alzheimerscher Erkrankung und der kongophilen Angiopathie. Es führt zu peripheren, zerebralen Massenblutungen. Seine Ablagerung ist ferner assoziiert mit typischen Funktionsverlusten des Gehirns im Sinne einer Altersdemenz.

AC

Abgelagert wird eine Zytokin-C-Variante. AC kommt bei der erblichen isländischen Apoplexie vor.

AEt

Amyloid (endocrine) beim medullären Schilddrüsenkarzinom, leitet sich vom Thyreocalcitonin ab.

AEi

Amyloid (endocrine) in den Inseln des Pankreas ("Pankreashyalinose") bei Typ II-Diabetes. Amyloidfibrillen-Protein (IPP) ist nicht Insulin, sondern ein neues Hormon der Calcitoninfamilie.

ASAF/
APrP

Scrapie-assoziiertes Fibrillen-Protein. Charakteristisches zerebrales Protein mit Amyloidstruktur in Form "nackter" Drusen bei der Jacob-Kreutzfeld- und Gerstmann-Sträußler-Erkrankung. Auch die Scrapie-Erkrankung verschiedener Tiere (Hamster, Schaf, Rind) gehört diesem Typ an. Es handelt sich hier um ein Agens, das "infektiös" und als "slow virus" beschrieben ist. Es wird als "Prion" bezeichnet und enthält ein definiertes Protein (PrP).

AK

Keratinpeptide werden als Ausgangsmaterial für die Bildung des Amyloids beim Lichen amyloidosus und der makulösen Amyloidose angenommen. Diese Annahme ist noch nicht gesichert. Einige experimentelle Befunde unterstützen diese These (monoklonale Antikörper, Aminosäuresequenzanalyse einzelner Peptide und elektronenoptische Befunde).

 

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