Pharmakodynamik (Wirkung)
- hemmen Alpha- Glukosidase in der Dünndarmmukosa und verzögern dadurch die Aufspaltung komplexer Kohlenhydrate (Diederich 2020)
- postprandialer BZ- Anstieg wird vermindert (Herold 2020)
- Senkung des HbA1c- Wertes ist weniger ausgeprägt als bei anderen oralen Antidiabetika (Kasper 2015)
Alpha- Glukosidasehemmer beeinflussen weder die Verwertung von Glukose noch die Insulinsekretion. Sie senken unmittelbar nach Therapiebeginn den Plasma- Glukosegehalt (Kasper 2015).
Bislang ist eine zwischenzeitlich vermutete Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse nicht eindeutig erwiesen (Diederich 2020).
Indikation
Die Indikation ist gegeben:
- zur Reduktion des postprandialen BZ bei Typ 1 und Typ 2 Diabetikern (Kasper 2015). Die bevorzugte Anwendung findet sich bei Typ 2 DM (Dellas 2018).
Kombiniert werden kann Acarbose mit allen oralen Antidiabetika und mit Insulin (Ludwig 2020), Miglitol lediglich mit Metformin und Sulfonylharnstoffen. Bei der Kombination mit Insulin zeigten sich hierbei signifikante Senkungen des HbA1c- Wertes und des postprandialen Blutzuckers mit Gefahr schwerer Hypoglykämien (Frölich 2000).
Alpha- Glukosidasehemmer sind bereits zur Initialtherapie des Typ 2 DM geeignet, da sie die Hyperinsulinämie nicht verstärken (Steinbeck 2005).
Da Alpha- Glukosidasehemmer nur Sondersituationen vorbehalten sind, werden sie im Rahmen der Leitlinien nicht näher betrachtet (Bundesärztekammer 2021).
Dosierung und Art der Anwendung
Steinbeck (2005) empfiehlt initial die Monotherapie. Erst später ist die Kombination mit oralen Antidiabetika bzw. Insulin angezeigt.
Die Dosierung sollte einschleichend erfolgen (Herold 2020). Alpha- Glukosidasehemmer sind kurz vor Beginn der Mahlzeit einzunehmen, zu Beginn der Behandlung ausschließlich abends. Eine Steigerung auf die Maximaldosis istlangsam über Wochen oder Monate zu empfeheln (Kasper 2015).
Dosierungsempfehlung:
- Acarbose 1 – 3 x 50 mg / d (Diederich 2020)
Die Maximaldosis liegt i. d. R. bei 3 x 50 mg / d (höhere Dosierung bewirkt vermehrt Nebenwirkungen). Mitunter tolerieren Patienten aber auch Dosen von bis zu maximal 300 mg / d.
(Herold 2020 / Diederich 2020)
Falls unter der Maximaldosis der HbA1c- Wert nicht ausreichend gesenkt werden kann, empfiehlt sich die Kombination (s. a. „Indikation“) mit anderen oralen Antidiabetika (Mehnert 2003).
Unerwünschte Wirkungen
Die unerwünschten Wirkungen sind stark dosisabhängig wie z. B.:
- Meteorismus
- Flatulenz
- Anstieg der Leberenzyme (Herold 2020)
Ein Anstieg der Leberenzyme wurde erst ab einer Dosierung von > 600 mg / d in den USA und Israel beobachtet(Mehnert 2003)
- Diarrhoen (durch bakteriellen Abbau der Kohlenhydrate im Kolon [Dellas 2018])
-
Hypoglykämien sind ausschließlich in der Kombinationstherapie möglich (cave: Diese können nicht mit Disacchariden wie z. B. Haushaltszucker behandelt werden! [Dellas 2018]). Der Patient sollte diesbezüglich unbedingt aufgeklärt werden und stets Traubenzucker mit sich führen (Mehnert 2003).
Gastrointestinale Nebenwirkungen sind sehr häufig und führen nicht selten zum Abbruch der Therapie (Ludwig 2020).
Kontraindikation
- Patienten < 18 Jahren
- Schwangerschaft
- Patienten mit chronischen Darmerkrankungen (Herold 2020)
- Malassimilation
- Stoffwechselentgleisungen (Steinbeck 2005)
- Hernien
- Ileus / Subileus (Hien 2013)
- Für Miglitol:
Wechselwirkungen
Alpha- Glucosidase- Inhibitoren können den Sulfonylharnstoff- Spiegel erhöhen und damit die Gefahr von Hypoglykämien verstärken. U. U. ist hierbei die frühzeitige Dosisreduktion der Sulfonylharnstoffe angezeigt.
Eine gleichzeitige Behandlung mit Antazida und Gallensäureharzen sollte vermieden werden (Kasper 2015).
Präparate
Handelsname: Glucobay ® (Steinbeck 2005)
Handelsname: Diastabol ®
Beide Präparate sind in Tablettenform zu 50 oder 100 mg verfügbar (Steinbeck 2005)