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Varizensklerosierung Schaumsklerosierung
Synonym(e)
Definition
Verfahren zur Sklerosierung von Varizen mit aufgeschäumten Sklerosierungsmitteln. Der Schaum hat im Vgl. zur Flüssigsklerosierung eine höhere Effektivität bei einem nahezu identischen Nebenwirkungsprofil. Vorteil der Schaumsklerosierung ist die gute Darstellbarkeit des Schaums in der Duplexsonographie.
Allgemeine Definition
Indikation
- zugelassene Indikation Varizen. V.a. zur Behandlung größerer oder großkalibriger Varizen und bei Rezidivvarikosen.
- off label aber auch erfolgreicher Einsatz bei Seromen und Malformationen.
Durchführung
Schaumherstellung:
- Technik nach Monfreux (vergleichsweise selten angewendet): Durch Zurückziehen des Stempels in einer vorne dicht verschlossenen Glasspritze wird ein Unterdruck erzeugt, der zu einem Lufteinstrom führt, wodurch ein grobblasiger, eher flüssiger Schaum entsteht.
- Technik nach Tessari (häufig eingesetztes Verfahren): Durch turbulente Mischung von Flüssigkeit und Luft in zwei Spritzen, die über einen 3-Wege-Hahn verbunden sind, wird eine in niedrigen Konzentrationen des Sklerosierungsmittels flüssige, in höheren Konzentrationen eher visköse Schaumqualität erzeugt. Das Mischungsverhältnis Sklerosierungsmittel zu Luft beträgt 1:4-5.
- Doppel-Spritzen-System (DSS System; häufig eingesetztes Verfahren): Polidocanol wird mit Luft im Verhältnis Sklerosierungsmittel zu Luft von 1:5 durch turbulente Mischung in zwei Spritzen, die über einen Konnektor verbunden sind, vermischt. Als Produkt entsteht ein feinblasiger, eher visköser Schaum.
- Besenreiser/kleinlumige Venen: Anwendung flüssiger Sklerosierungsmittel oder flüssiger Schäume, visköse Schäume sind hier hier nicht indiziert. Max. 0,5 ml Schaum pro Injektion
- Die Schaumherstellung muss unmittelbar vor der Injektion erfolgen.
Injektion:
- Die Punktion/ Injektion sollte duplexkontrolliert erfolgen.
- Die Injektion sollte im Liegen erfolgen! Eine Hochlagerung des Beines ist nicht erforderlich (früher wurde dies so propagiert). Die Applikation kann via Direktpunktion oder über einen Katheter ggf. auch in Kombination mit einem endoluminalen thermischen Verfahren (z.B. Radiowelle) erfolgen.
- Pro Sitzung sollte - entsprechend der europäischen Konsensuskonferenz - eine Maximalmenge von 10ml Schaum nicht überschritten werden. Größere Schaummengen führen zu einer höheren Rate an neurologischen und thrombotischen Komplikationen. Die zu appplizierende Schaummemnge richtet sich nach dem zu behandelnden Venendurchmesser - je größer der Durchmesser, desto mehr Volumen notwendig. Je größer das benötigte Volumen, desto visköser sollte der Schaum sein.
- Das Abdrücken der Crosse mit dem Duplexkopf bei Schaumsklerosierung einer Stammvene ist überholt.
- Nach der Schaumsklerosierung großer Varizen kommt es in einem höheren Prozentsatz zu einem Vasospasmus der verödeten Vene (positiver Zusammenhang zwischen Spasmus und gutem Therapieergebnis).
Nachbehandlung:
- Vor Applikation der Kompression sollte einige Minuten gewartet werden, um den Sklerosierungsschaum nicht vorzeitig in andere Regionen zu verschieben.
Unerwünschte Wirkungen
S.u. Sklerosierung.
- Besonderheiten der Schaumsklerosierung im Vgl. zur Flüssigsklerosierung - häufiger:
- passagere neurologische Ausfälle, v.a. migräneartige Kopfschmerzen und Sehstörungen
- Hyperpigmentierungen
-
Cave! Gefahr des Aufsteigens von Sklerosierungsschaum und Übertritt ins tiefe Venensystem besteht bei unsachgemäßer Anwendung!
-
Merke! Die Schaumsklerosierung gehört in die Hand von phlebologisch geschulten und in der Sklerosierungstherapie erfahrenen Ärzten.
Kontraindikation
es gelten die Kontraindikationen für die Sklerosierungstherapie allgemein. Für die Schaumsklerosierung zusätzlich:
- bekanntes offenes Foramen ovale
Präparate
- Wirkstoff Polidocanol, Handelsnahme Aethoxysklerol: In Deutschland ist Polidocanol in flüssiger und aufgeschäumter Form als Sklerosierungsmittel zugelassen. In anderen Ländern ist die Anwendung off-label.
- Sodium-Tetradecyl-Sulfat, Handelsname Sotradecol (USA), Thrombovar (Frankreich): aufgeschäumte Anwendung ist off-label
Literatur
- Cabrera J et al. (2003) Treatment of venous malformations with sclerosant in microfoam form. Arch Dermatol 139: 1409-1416
- Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie (DGP) (2003) AWMF-Leitlinien-Register Nr. 037/015
- McAusland S (1939) The modern treatment of varicose veins. Med Press Circular 201: 404-410
- Orbach EJ (1944) Sclerotherapy of varicose veins. Utilization of an intravenous air block. Am J Surg LXVI: 362-366
- Reich-Schupke S et al. (2008) Schaumsklerosierung-Metaanlyse der Studien. Vasomed 20: 22-23
- Reich-Schupke S (2010) Treatment of varicose tributaries with sclerotherapy with polidocabol 0.5% foam. Vasa 39:169-174.
- Reich-Schupke S et al. (2013) Foam sclerotherapy with enoxaparin prophylaxis in high-risk patients with postthrombotic syndrome. Vasa 42:50-55.
Tabellen
Indikation |
Polidocanolkonzentration (%) |
Mischungsverhältnis Polidocanol-Luft |
Volumen (ml) |
Stammvarizen und große Seitenastvarizen > 5 mm |
3-4 |
1:5 (1:4) |
2-3 pro Injektion/ 6-8 pro Sitzung |
Seitenastvarizen > 5 mm |
2-3 |
1:5 (1:4) |
1-2 pro Injektion |
Seitenastvarizen < 5 mm |
1-2 |
1:4 (1:3) |
0,5-1 pro Injektion |
Retikuläre Varizen < 3 mm |
0,5-1 |
1:3 |
< 0,5 pro Injektion |
Besenreiser |
0,025-0,5 |
1:2 (1:3) |
0,1-0,2 pro Injektion |