Thromboseprophylaxe-Strumpf

Autor:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024

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Synonym(e)

Antithrombosestrumpf; ATS; medizinischer Thromboseprophylaxestrumpf; MTPS; MTS

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Definition

MTS sind rundgestrickt und nahtlos und haben durch eingearbeitete elastische Fasern komprimierende Eigenschaften. Der Andruck sollte nach Expertenmeinung an keiner Stelle 21 mmHg überschreiten. Die Europäische Vornorm fordert einen Druck von 13-18 mmHg im Knöchelbereich, mit einer Toleranz von +/-3 mmHg. Der Druckverlauf muß nach proximal abnehmen, so soll er oberhalb des Knöchels 80-100% betragen, unterhalb des Knies 60-80% und Mitte Oberschenkel 30-70% des am Fußknöchel aufgebrachten Druckes aufweisen. MTS müssen mindestens eine Längsdehnung von 30% und eine Querdehnung von 120% haben. - Die angegebenen Werte in der Europäischen Vornorm sind empirisch festgelegt worden, weil kein entsprechendes Erkenntnismaterial vorliegt.

Wirkungen

  • Beschleunigung des venösen Rückstroms
  • Reduktion des venösen Querschnitts
  • Verbesserung der Venenklappenfunktion

 

 

Entsprechend bisherigen Publikationen gibt es klinisch keinen Unterschied in der Wirksamkeit eines knie- oder oberschenkellangen MTS. Daher kann aus rein praktischen Erwägungen einem knielangen Strumpf der Vorzu gegeben werden.

 

Indikation

MTS sind indiziert zur prä-, intra- und postoperativen, zur peri- und postpartalen Thrombembolieprophylaxe und auch bei bettlägerigen Patienten.

Sie sollten (entsprechend der Leitlinien zum MTS) präoperativ und für mindestens sieben Tage postoperativ getragen werden. Für diese Empfehlungen gibt es jedoch kein Erkenntnismaterial.

In den aktuellen Leitlinien zur Thromboseprophylaxe werden nur noch wenige Indikationen für den Einsatz physikalischer Maßnahmen zur Thromboseprophylaxe gesehen. Es gelten folgende Empfehlungen:

  • Basismaßnahmen sowie physikalische Maßnahmen sollen eine indizierte medikamentöse VTE-Prophylaxe nicht ersetzen. ⇑⇑ Umgekehrt sollte bei einer medikamentösen VTE-Prophylaxe nicht auf Basismaßnahmen verzichtet und physikalische Maßnahmen sollten indikationsgerecht eingesetzt werden. ⇑ (Expertenkonsens)
  • Bei Kontraindikationen gegen eine medikamentöse VTE-Prophylaxe sollen physikalische Maßnahmen zur Anwendung kommen. ⇑⇑ (Expertenkonsens

 

 

Merke! Gemäß einer Metaanalyse von Studien mit adäquater Verblindung ist das VTE-Risiko bei Anwendung von physikalischen Maßnahmen im Vergleich zu einer medikamentösen Prophylaxe mit Heparinen erhöht (RR 1,73; 95%CI 1,04-2,86). Daraus folgt, dass wann immer keine plausiblen Kontraindikationen vorliegen, einer medikamentösen Prophylaxe der Vorzug gegeben werden sollte. Zusätzliche Limitationen in der Anwendung physikalischer Maßnahmen ergeben sich durch Kontraindikationen (z.B. gleichzeitige PAVK), durch deren eingeschränkte Verfügbarkeit vor Ort, wegen umständlicher Handhabung oder wegen hoher Kosten. Andererseits sollten Patienten physikalische VTE-Prophylaxe-Maßnahmen erhalten, wenn eine indizierte medikamentöse Prophylaxe kontraindiziert ist. Das gilt z.B. für Patienten mit gleichzeitig erhöhtem Blutungsrisiko. Diese Empfehlung ist zwar nicht durch Studien untermauert, rechtfertigt sich aber durch das erhöhte VTERisiko dieser Patientengruppe.

Unerwünschte Wirkungen

Wichtigste Nebenwirkungen und Risiken: 

  • ischämische Komplikationen z.B. Hautnekrosen
  • CAVE: nicht ansprechbaren Intensivpatienten mit peripherer arterieller Verschlußkrankheit und/oder peripherer Neuropathie
  • CAVE: unerwünschte Wirkungen durch fehlerhafte Anpassung und fehlerhaftes Anziehen!

Im Übrigen gelten dieselben unerwünschten Wirkungen wie für andere medizinische Kompressionsstrümpfe 

Kontraindikation

Absolute Kontraindikationen:

  • fortgeschrittene periphere arterielle Verschlußkrankheit
  • Phlegmasia coerulea dolens

Relative Kontraindikationen: 

  • fortgeschrittene Neuropathie

Präparate

Bis heute gibt es keine verbindlich vorgeschriebenen Kriterien hinsichtlich Größe, Größenbestimmung, Druck, Druckverlauf am Bein. Es existiert aber eine Europäische Vornorm (ENV 12719) des Comitée Européen de Normalisation (CEN) vom August 2001.

 

MTS werden mehrheitlich als Schenkelstrümpfe angeboten, einige Hersteller produzieren zusätzlich noch Kniestrümpfe. MTS werden zur Zeit noch je nach Produkt in 3-9 Größen geliefert. In der neuen Europäischen Vornorm werden die Längenmaße für Knie- und Schenkelstrümpfe von distal nach proximal durch die Meßpunkte B bis G angegeben. Kniestrümpfe z.B. sollen dann in drei verschiedenen Längen angeboten werden: kurz von 41-43 cm, normal von 45-49 cm und lang von 51-53 cm. Der Umgang mit der Vielzahl der angebotenen Größen ist in der Praxis schwierig durchzuführen.

Literatur

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024