DivertikuloseK57.30
Synonym(e)
Definition
Divertikulose bezeichnet das Auftreten multipler Divertikel im Kolon. Divertikulitis bezeichnet die Entzündung eines Divertikels im Kolon.
Einteilung
Man unterscheidet zwischen Sigma- und Coecumdivertikel.
Sigmadivertikel sind die am häufigsten auftretenden Divertikel (2/3 aller Fälle). Dabei handelt es sich um Pseudodivertikel mit Ausstülpungen der Darmschleimhaut durch Gefäßlücken der Darmwand. Ursachen sind ein hoher Darminnendruck durch beispielsweise eine Obstipation und eine mit dem Alter zunehmende Bindegewebsschwäche.
Coecumdivertikel treten zumeist in Japan auf und bezeichnen echte Divertikel mit Ausstülpungen an der gesamten Darmwand.
Darüber hinaus wird eine Divertikelkrankheit mittels Klinik und CT klassifiziert:
- St. 0: asymptomatische Divertikulitis
- St. I: akute unkomplizierte Divertikulitis
- St. II: akute komplizierte Divertikulitis
- St. III: chronisch-rezidivierende Divertikulitis
Vorkommen/Epidemiologie
Divertikulose zählt zu den Zivilisationskrankheiten der Industrieländer, die im Rahmen einer zu ballaststoffarmen Ernährung auftreten. In Asien und Afrika ist die Erkrankung selten. Die Prävalenz der Divertikulose wird
- im Rahmen der Screening-Koloskopie mit 28–43 %,
- im Rahmen des Barium-Kontrasteinlaufes mit 45 %
- und
- in Autopsiestudien mit 43 % angegeben.
Ihre Prävalenz steigt mit zunehmendem Alter: Bei Menschen ab dem 70. Lebensjahr liegt ihre Prävalenz bei circa 60 %.
Klinisches Bild
Eine Sigmadivertikulitis zeichnet sich durch spontanen Schmerz und einem schmerzhaften Stuhl- und Harndrang aus. Darüber hinaus können Obstipation, Diarrhö und Flatulenz sowie eine schmerzhafte Walze im Oberbauch auftreten.
Eine Coecumdivertikulitis zeichnet sich durch Schmerzen im rechten Mittel- und Unterbauch aus.
Labor
Leukozytose, BSG und CRP sind ggf. erhöht, können jedoch auch im Normbereich liegen.
Diagnose
Divertikulose tritt zumeist als Nebenbefund im Rahmen einer Koloskopie auf.
Zur Diagnose einer Divertikulitis erfolgt eine Anamnese, Klinik sowie Sonografie, CT und MRT, ggf. empfiehlt sich auch eine Übersichtsaufnahme des Abdomens.
Differentialdiagnose
Differenzialdiagnostisch sind das Reizdarmsyndrom, Kolonkarzinom, gynäkologische Erkrankungen und andere chronische Darmerkrankungen (CED) zu beachten.
Komplikation(en)
Eine zunächst symptomlose Divertikulose kann sich durch Entzündungen und Stau des Stuhlgangs zu einer symptomatischen Divertikulitis entwickeln. Eine Peridivertikultis bezeichnet dabei eine Entzündung, wenn diese auf das Divertikel begrenzt ist, ist auch der Darm betroffen bezeichnet man dies als Perikolitis.
Weitere mögliche Komplikationen sind Fisteln, Blutungen, freie Perforationen sowie gedeckte Perforationen mit einem Douglasabszess oder perikolischem Abszess.
Therapie
Zur Behandlung einer Divertikulose empfiehlt sich eine ballast- und faserreiche Kost, Bewegung, eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und eine Regulierung des Stuhlgangs.
Die Therapie einer Divertikulitis beinhaltet einen konservativen und einen operativen Behandlungsansatz.
Die konservative Therapie richtet sich nach dem Schweregrad der Divertikulitis. Bei einer leichten Form erfolgt die Behandlung zumeist ambulant und beinhaltet Breitbandantibiotika, Medikamente gegen krampfartige Schmerzen und eine schlackenarme, niedermolekulare Diät. Liegt eine hochakute Form der Divertikulitis vor, erfolgt eine stationäre Therapie mit Breitbandantibiotika, engmaschigen Kontrollen die bildgebende Untersuchungen beinhalten und eine Nahrungskarenz mit intravenöser Nahrung. Eine Operation wird in dringenden Fällen und bei einer rezidivierenden Divertikulitis angewandt.