Spalthauttransplantation

Autoren:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

Co-Autor:Dr. med. Jeton Luzha

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Definition

Freies Hauttransplantat aus Epidermis und oberer Koriumschicht.

Allgemeine Information

  • Entnahmetechnik und Eigenschaften: Die Dicke der Spalthaut beträgt 0,2-0,8 mm. Entsprechend dem Dermisanteil können dünne, mittlere und dicke Spalthautlappen entnommen werden. Zur Entnahme dienen Elektrodermatome. Lappendicke und -breite sind variabel verstellbar. Manuelle Dermatome (z.B. Messer nach Thiersch, Padgett-Trommeldermatom, Blair-Humby-Dermatom) sind vor allem für größere Entnahmestellen wenig geeignet. Vor dem Eingriff besprüht man sowohl die Donorregion als auch das Dermatommesser mit einem Silikon-Gleitspray. Nach gleichmäßigem Anspannen des Spenderareals durch eine Assistenz erfolgt die Spalthautentnahme mit dem Dermatom. Im Anschluss an eine sorgfältige Blutstillung und dem Einpassen des Transplantats in den zu deckenden Defekt schneidet man das Donorgewebe passend und fixiert es dann im Empfängerbett mittels Naht, Klammern und/oder Fibrinkleber.
  • Die unterschiedliche Dicke der Spalthaut ist entscheidend für die spätere Pigmentierungsstruktur und funktionelle Qualität. Dünne Transplantate, wie die so genannten Thiersch-Lappen (0,2-0,4 mm) sind gegenüber dem Empfängerbett am anspruchlosesten und hinterlassen am Entnahmeort kaum Narben. Sie haben aber den Nachteil, am stärksten sekundären Schrumpfungen unterworfen zu sein. Deshalb verwendet man sie überwiegend an Orten geringer Beweglichkeit, z.B. Unterschenkel (Abb. 2 a, b). Am häufigsten kommen mitteldicke (0,4-0,6 mm) Spalthauttransplantate zur Anwendung, da sie kaum sekundäre Schrumpfungen entwickeln. Sie können jedoch an der Entnahmestelle hypertrophe Narben und Keloidbildungen hinterlassen (Abb. 3). Dreiviertellappen (0,6-0,8 mm) liefern das beste funktionelle und kosmetische Ergebnis, sie verhalten sich aber hinsichtlich der Blutversorgung im Empfängerareal am anspruchsvollsten. Ruhigstellung sowie eine Minimierung der dem Transplantat aufgezwungenen Spannung müssen gewährleistet sein.
  • Als Kontrast zwischen dem eingeheilten Transplantat und der umgebenden Haut entsteht häufig ein sogenanntes Patch-Phänomen, bei dem ein Pigmentierungsunterschied zur Umgebung des Empfängerbettes vorliegt (Abb. 4). Aus diesem kosmetisch relevanten Grund sollte das Spalthauttransplantat eher der funktionellen als der ästhetischen Wiederherstellung dienen.
  • Bei Anwendung der Maschen- oder Netzlappen-Technik ( Meshgraft-Transplantate) wird ein Spalthautlappen durch die Schneidewalze eines Meshgraft-Dermatoms mit einem Schnittmuster versehen. Auf diese Weise ist eine Lappenvergrößerung erzielbar und außerdem die Möglichkeit der Drainage gegeben. Nach Spalthautentnahme verbleiben an der Donorstelle Talg- und Schweißdrüsen, die als Quelle der nachfolgenden Reepithelisierung fungieren (Abb. 5).
  • Spalthauttransplantate sind den Meshgrafts sowohl in funktioneller Hinsicht als auch kosmetologisch überlegen. Nur ausnahmsweise, insbesondere bei größeren Ulcera crurum und Verbrennungen, erscheint eine Meshgraft-Transplantation gerechtfertigt, z.B. in Bereichen nicht immobilisierbarer Körperregionen oder bei erhöhter Gefahr postoperativer Blutungen.
  • Als Donorregionen eignen sich die ventrolateralen proximalen Oberschenkel (Abb. 6), die Innen- und Außenseiten der Oberarme und die Regio glutaealis.
  • Gewebe ohne oder mit minimaler nutritiver Versorgung, wie Knorpel, Sehnen, Knochen, die nur unter besonderen Bedingungen in der Lage sind, Granulationsgewebe zu bilden, eignen sich nicht für freie Hauttransplantationen. Auch traumatisch geschädigtes Gewebe und fibrös indurierte Schichten durch Strahlenschäden oder chronische Ulzerationen sind für Transplantationen ungeeignet und sollten bis in vitale Strukturen entfernt werden, um einen transplantationsfähigen Wundgrund aus Granulationsgewebe zu schaffen.
  • Indikationen: Ulcus cruris, große Defekte an Stamm und Extremitäten,  insbes. nach Wundkonditionierung, schwere operationsbedürftige Verbrennungen und Verbrühungen mit pathologischer Rekapillarisierungszeit.

Komplikation(en)

  • Frühkomplikationen: Nach freier Spalthauttransplantation kann sich infolge einer Hämatombildung das Transplantat von der Unterlage abheben und der Totalnekrose anheim fallen. Durch exakte Blutstillung, Kompression und Inzision der Spalthaut lässt sich das Risiko eines Hämatoms minimieren. Mit Seromen muss bei lympknotennaher Lokalisation des zu deckenden Defektes gerechnet werden. Eine Lymphorrhoe, die unter Umständen wochenlang anhalten kann, ist gründlich zu drainieren und von außen zu komprimieren.
  • Allgemein: Schrumpfung des Transplantates (bis 20% der Gesamtoberfläche); lang dauernde Schmerzen an der Entnahmestelle, Hyperpigmentierungen.

Literatur

  1. Hamm H, Wegmann K, Bröcker EB (1994) Vergleichende funktionelle und kosmetische Aspekte der Spalthaut- und Maschenspalthaut- (Meshgraft-) Transplantation. In: Mahrle G, Schulze HJ, Krieg T (Hrsg) Wundheilung - Wundverschluss. Fortschritte der operativen und onkologischen Dermatologie, Bd.8. Springer, Berlin
  2. Kaufmann R, Podda M, Landes E (2005) Dermatologische Operationen. Farbatlas und Lehrbuch der Hautchirurgie. Thieme, Stuttgart New York
  3. Rudoph R, Fisher JC, Ninnemann JL (1989) Hauttransplantationen. Thieme, Stuttgart
  4. Salasche SJ, Feldman BD (1987) Skin grafting: perioperative technique and management. J Dermatol Surg Oncol 13: 973-978
  5. Steiner A, Diem E (1988) Operative Dermatologie, Methoden des Defektverschlusses I. Schrifttum und Praxis 2: 117-119
  6. Winter H (1994) Konditionierung von Defektwunden in der operativen Dermatologie. hautnah derm 6: 632-634

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