Retrograde EjakulationN50.88
Synonym(e)
„Trockener Orgasmus“
Definition
Anstelle der physiologischen antegraden Ejakulation des Spermas aus der Harnröhre kommt es zu einer kompletten oder partiellen retrograden Ejakulation des Spermas in die Harnblase.
Ätiopathogenese
Ursachen können Missbildungen, Entzündungen, Tumoren oder operative Eingriffe am Blasenhals, seltener auch Medikamente (wie Phenoxybenzamin z.B. Dibenzyran und andere alpha-Sympatholytika z.B. Minipress) oder ein Diabetes mellitus sein.
Diagnose
Bei partiell retrograder Ejakulation gegenüber der Norm herabgesetztes Ejakulatvolumen (unter 2 ml), verminderte Spermatozoenmotilität und stark verminderte Ejakulatfruktosewerte (deutlich unter 120 mg/dl, z.T. nicht messbar); bei komplett retrograder Ejakulation Fehlen des Ejakulates trotz Orgasmus; Nachweis der Spermatozoen erfolgt dann im Urin bzw. Urinsediment.
Therapie allgemein
Ausschluss von Missbildungen, Entzündungen oder Tumoren. Absetzen aller Medikamente, die eine retrograde Ejakulation auslösen können.
Interne Therapie
Bei Kinderwunsch Symphatikomimetika wie Midodrin (z.B. Gutron) 10-40 mg i.v. oder Imipramin (z.B. Tofranil) 3mal 25 mg p.o. Gute Erfolge mit Ameziniummetilsulfat (z.B. Regulton) 1mal/Tag 10 mg p.o. sind beschrieben (Off-Label-Use; Evidenzlevel IV). Cave! Sympathomimetische Begleitwirkungen, v.a. bei älteren Patienten.
Literatur
- Ichiyanagi O et al. (2003) Successful treatment of retrograde ejaculation with amezinium. Arch Androl 49: 215-217
- Plewa GF (1989) Die retrograde Ejakulation - Diagnose und Therapie. Dt Dermatol 37: 287–288
- Van der Linden PJ et al. (1992) Retrograde ejaculation: successful treatment with artificial insemination.Obstet Gynecol 79: 126–128