Naranjo Algorithmus
Synonym(e)
Definition
Der Naranjo-Algorithmus ist ein von Naranjo et al. entwickelter Fragebogen zur Bestimmung der Wahrscheinlichkeit, ob eine unerwünschte Arzneimittelwirkung (UAW) tatsächlich auf das Arzneimittel zurückzuführen ist oder auf andere Faktoren. Die Wahrscheinlichkeit wird über eine Bewertung als definitiv, wahrscheinlich, möglich oder zweifelhaft angegeben. Die mit diesem Algorithmus ermittelten Werte werden häufig in Peer-Reviews verwendet, um die Gültigkeit der Schlussfolgerungen des Autors in Bezug auf UAW zu überprüfen.
Allgemeine Information
Empirische Ansätze zur Identifizierung von UAW sind aufgrund der Komplexität der an ihrer Erkennung beteiligten Variablen gescheitert. Computerprogramme für die Entscheidungsfindung haben bei dieser Analyse geholfen. Elektronische Krankenakten können so programmiert werden, dass sie Warnmeldungen ausgeben, wenn ein potenzielles unerwünschtes Arzneimittelereignis bevorsteht oder bereits eingetreten ist. Automatisierte Überwachungsgeräte für unerwünschte Arzneimittelereignisse können die Krankenakte des Patienten nach Schlüsselwörtern oder Sätzen durchsuchen, um Arzneimitteltherapien, Laborergebnisse oder Problemlisten zu identifizieren, die darauf hinweisen können, dass ein Patient bereits wegen einer UAW behandelt wurde. Diese Erkennungsmethode deckt deutlich mehr unerwünschte Ereignisse, einschließlich Medikationsfehlern, auf, als wenn man sich nur auf empirische Methoden oder Vorfallberichte verlässt.
Lange Zeit fehlten empirische Methoden zur Bewertung der Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer UAW. Eine formellere, logischere Analyse kann dabei helfen, zwischen Ereignissen, die auf ein Medikament zurückzuführen sind, und solchen, die mit Grunderkrankungen oder anderen Faktoren zusammenhängen, zu unterscheiden. Das von Vielen akzeptierte Instrument hierfür ist der Naranjo-Algorithmus. Diese Methode wurde auf interne Validität mit Tests zur Zuverlässigkeit zwischen den Beurteilern geprüft. Ihre Wahrscheinlichkeitsskala weist konsensuelle, inhaltliche und gleichzeitige Validität sowie eine einfache Anwendung in klinischen Umgebungen und kontrollierten Studien auf.
Tabellen
Fragebogen
- Gibt es bereits schlüssige Berichte über diese Reaktion? Ja (+1) Nein (0) Weiß nicht oder nicht durchgeführt (0)
- Sind die unerwünschten Ereignisse nach der Verabreichung des verdächtigen Medikaments aufgetreten?Ja (+2) Nein (-1) Weiß nicht oder nicht durchgeführt (0)
- Hat sich die unerwünschte Reaktion verbessert, als das Medikament abgesetzt oder ein spezifischer Antagonist verabreicht wurde? Ja (+1) Nein (0) Weiß nicht oder nicht durchgeführt (0)
- Trat die Nebenwirkung auf, als das Medikament erneut verabreicht wurde? Ja (+2) Nein (-1) Weiß nicht oder nicht durchgeführt (0)
- Gibt es alternative Ursachen, die die Reaktion hätten auslösen können? Ja (-1) Nein (+2) Weiß nicht (0)
- Trat die Reaktion erneut auf, als ein Placebo verabreicht wurde? Ja (-1) Nein (+1) Weiß nicht oder nicht durchgeführt (0)
- Wurde das Medikament in toxischen Konzentrationen in einer Körperflüssigkeit nachgewiesen? Ja (+1) Nein (0) Weiß nicht oder nicht bekannt (0)
- War die Reaktion stärker, wenn die Dosis erhöht wurde, oder schwächer, wenn die Dosis verringert wurde? Ja (+1) Nein (0) Weiß nicht oder nicht durchgeführt (0)
- Hat der Patient bei einer früheren Exposition auf dieselben oder ähnliche Medikamente ähnlich reagiert? Ja (+1) Nein (0) Weiß nicht oder nicht durchgeführt (0)
- Wurde das unerwünschte Ereignis durch objektive Nachweise bestätigt? Ja (+1) Nein (0) Weiß nicht oder nicht durchgeführt (0)
Auswertung (Scoring)
- ≥ 9 = Arzneimittelraektion defintiv
- 5-8 = Arzneimittelraektion wahrscheinlich
- 1-4 = Arzneimittelraektion möglich
- 0 = Arzneimittelraektion zweifelhaft