Minocyclin-HyperpigmentierungT78.9
Synonym(e)
Definition
Relativ häufig auftretende Nebenwirkung einer langfristigen Therapie (z.B. bei Akne oder Rosazea) mit dem Tetrazyklinderivat Minocyclin. Die Veränderungen sind Dosis-abhängig (Überschreiten einer kumulativen Gesamtdosis von > 100g).
Vorkommen/Epidemiologie
Bei Langzeitbehandelten treten Hyperpigmentierungen, abhängig von der kumulativen Dosis in bis zu 15% der Patienten auf.
Ätiopathogenese
Diskutiert werden dosisabhängige Ablagerungen von Minocyclin-Eisenchelat-Komplexen sowie Melaninablagerungen. Diese treten nicht nur in der Haut (besonders in Narben hervortretend) sondern auch in den Nägeln, in den Konjunktiven, den Skleren, in Schleimäuten des Gaumens und der Wagen, in Knochen, Knorpel, Zähnen, Gehirn, Schilddrüse und Herz auf.
Klinisches Bild
Vier Typen sind beschrieben:
- Typ I: Blau-schwarze Hyperpigmentierung v.a. in vorbestehenden Narben, insbesondere im Gesicht nach vorausgegangener Entzündung.
- Typ II: Makulöse oder diffuse Hyperpigmentierung auf normaler Haut.
- Typ III: Schmutzig-braune Hyperpigmentierung auf sonnenexponierter Haut
- Typ IV: Hyperpigmentierungen am Rücken in Aknenarben
Diese treten auf wenn eine kritische Dosis (Kumulativdosis >100g) überschritten wird. Auch Einlagerungen in Knochen und Knorpel. Die Veränderungen sind reversibel, wobei die Rückbildung viele Monate beansprucht.
Histologie
Typ I zeigt sich eine Makrophagen-assoziierte melanotische und hämosiderotische Pigmentierung.
Typ II reagiert positiv auf die Berliner-Blau-Reaktion (Eisennachweis)
Typ III zeigt eine Vermehrung von Melanin in der Epidermis
Histologie
Die Pigmente werden im Basalzelllager der Epidermis gefunden wie auch in Makrophagen oder freiliegend längs bindgewebiger oder neurogener Strukturen.
Diagnose
An Sonnenlicht-exponierten Hautarealen; Gesicht und Handrücken; weiterhin an Armen und Unterschenkeln und Knöcheln. Bei einigen Patienten (z.B. bei Acne vulgaris) treten die Hyperpigmentierungen in entzündlichen und narbigen Läsionen auf.
Therapie
Die Verfärbungen blassen in der Regel nach Absetzen der Medikation langsam ab, können jedoch über Monate persistieren. Hydrochinon-haltige Bleichcremes werden nicht empfohlen, besser sind dermatologische Make-up's.
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