Gaucher-Syndrom Typ 2E75.2

Zuletzt aktualisiert am: 23.08.2024

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Synonym(e)

Gaucher-Krankheit, akut-neuronopathischer Typ; Gaucher-Krankheit, infantile, zerebrale Form; OMIM: 230900; ORPHA:77260

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Definition

Die Gaucher-Krankheit wird durch den Aktivitätsmangel eines lysosomalen Enzyms, der Beta-Glucocerebrosidase (auch Glucosylceramidase oder Saure Beta-Glucosidase genannt), verursacht.

Der Typ 2 der Gaucher-Krankheit ist eine seltene, autosomal-rezessiv vererbte neurologisch akzentuierte Form der Krankheit und macht nur 1% aller Fälle aus. Die Symptome beginnen meist im Säuglingsalter, während der ersten 3 bis 6 Lebensmonate, mit Hepatosplenomegalie und einem schweren neurologischen Syndrom. Die ersten Krankheitszeichen sind eine okulomotorische Paralyse oder ein beidseitiger fixierter Strabismus, bulbäre Zeichen, besonders in Form von Schluckbeschwerden, sowie fortschreitende Spastik und dystonische Bewegungen. Später treten zerebrale Krämpfe in Form einer myoklonischen Epilepsie auf, die auf Antikonvulsiva nicht ansprechen.

Vorkommen/Epidemiologie

Prävalenz: <1 / 1 000 000

Ätiopathogenese

Ursächlich sind Mutationen im GBA-Gen in der Chromosomenregion 1q21.

Tsuji et al. (1987) identifizierten eine homozygote Mutation im GBA-Gen (L444P; 606463.0001) bei Patienten mit Morbus Gaucher Typ II.

Grace et al. (1990) verwendeten die ortsgerichtete Mutagenese und die Charakterisierung der exprimierten Beta-Glucosidase-Mutante, um die molekulare Grundlage der phänotypischen Unterschiede zwischen Typ II und Typ III der Gaucher-Krankheit zu verstehen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Vorhandensein von mindestens einem nicht funktionsfähigen GBA-Allel bei Typ-II-Patienten eine molekulare Grundlage für die unterschiedlichen Phänotypen der Typen II und III darstellen könnte.

Manifestation

Kleinkindalter

Klinisches Bild

Obwohl Patienten mit Morbus Gaucher Typ II typischerweise eine akute neurologische Progression und Patienten mit Typ III eine langsame Progression aufweisen, beschrieben Goker-Alpan et al. (2003) neun Kinder mit einem intermediären Phänotyp, der sich durch ein verzögertes Alter des Krankheitsbeginns, eine schnelle Progression der neurologischen Erkrankung mit refraktären Anfällen und okulomotorischen Anomalien auszeichnet.

Filocamo et al. (2005) berichteten über ein 25 Monate altes Mädchen mit einer atypischen Form der neuronopathischen Gaucher-Krankheit zwischen Typ II und III, die durch eine homozygote Doppelmutation im GBA-Gen (606463.0047) verursacht wurde. Die ersten Symptome traten im Alter von 5 Monaten mit Hepatosplenomegalie auf. Einige Monate später entwickelte sie neurologische Merkmale, darunter Spastizität mit anhaltender Retroflexion des Halses, konvergentes Schielen, okulomotorische Apraxie und abnorme MRT-Veränderungen. Im Alter von 25 Monaten zeigte sie eine langsame Progression der Symptome und war in der Lage, allein zu sitzen, mit Unterstützung zu gehen und einige Wörter auszusprechen.

In einer klinischen Übersicht über die Gaucher-Krankheit stellten Daykin et al. (2021) fest, dass GD2 in der Neugeborenenperiode mit einer kongenitalen Ichthyose, Hepatosplenomegalie, biliärer Atresie, Gesichtsdysmorphologie, Arthrogrypose, kongenitaler Thrombozytopenie und/oder Wachstumsanomalien verbunden sein kann.

Bemerkung: Die Ichthyose kann aus einer erhöhten Glucosylceramidkonzentration im Stratum corneum resultieren, die bei der mikroskopischen Untersuchung zu einem anormalen histologischen Erscheinungsbild der Haut führt.

Diagnostik

Die Diagnose wird durch die Aktivitätsbestimmung der Glucocerebrosidase in Leukozyten des peripheren Blutes gesichert. Die pränatale Untersuchung in Schwangerschaften nach einem Kind mit dem Typ 2 der Gaucher-Krankheit erfolgt durch Messung der Aktivität der Glucocerebrosidase, entweder in der Chorionzottenbiopsie (10.-12. Woche nach der letzten Regel) oder in kultivierten Amniozyten (16. Woche n.d.l.R.). in der Chromosomenregion 1q21. Die Diagnose wird durch die Aktivitätsbestimmung der Glucocerebrosidase in Leukozyten des peripheren Blutes gesichert. Die pränatale Untersuchung in Schwangerschaften nach einem Kind mit dem Typ 2 der Gaucher-Krankheit erfolgt durch Messung der Aktivität der Glucocerebrosidase, entweder in der Chorionzottenbiopsie (10.-12. Woche nach der letzten Regel) oder in kultivierten Amniozyten (16. Woche n.d.l.R.).

Therapie

Keines der neurologischen Symptome ist einer Therapie zugänglich, Patienten mit Typ 2 der Gaucher-Krankheit können nur symptomatisch behandelt werden.

Verlauf/Prognose

Die Prognose ist schlecht, die meisten Patienten sterben vor Erreichen ihres zweiten Geburtstages.

Literatur

  1. Beutler E et al.(1986) Glucocerebrosidase processing in normal fibroblasts and in fibroblasts from patients with type I, type II, and type III Gaucher disease. Proc Nat Acad Sci 83:7472-7474.
  2. Daykin EC et al. (2021) Diagnosing neuronopathic Gaucher disease: new considerations and challenges in assigning Gaucher phenotypes. Molec Genet Metab 132: 49-58.
  3. Enquist IB et al. (2007) Murine models of acute neuronopathic Gaucher disease. Proc Nat Acad Sci 104: 17483-17488.
  4. Farfel-Becker T et al. (2009) No evidence for activation of the unfolded protein response in neuronopathic models of Gaucher disease. Hum Molec Genet 18: 1482-1488.
  5. Filocamo M et al. (2005) Homozygosity for a non-pseudogene complex glucocerebrosidase allele as cause of an atypical neuronopathic form of Gaucher disease. (Letter) Am J Med Genet 134A: 95-96.
  6. Goker-Alpan O et al.(2003) Phenotypic continuum in neuronopathic Gaucher disease: an intermediate phenotype between type 2 and type 3. J Pediat 143: 273-276.
  7. Gornati R et al.(2002) Glycolipid analysis of different tissues and cerebrospinal fluid in type II Gaucher disease. J. Inherit. Metab Dis 25: 47-55.
  8. Grace ME et al. (1990) Gaucher disease: a molecular basis for the type 2 and type 3 phenotypes. (Abstract) Am J Hum Genet 47 (suppl.): A156 only.
  9. Koto Y et al.(2021) Prevalence of patients with lysosomal storage disorders and peroxisomal disorders: a nationwide survey in Japan. Molec Genet Metab 133: 277-288.
  10. Tsuji S et al. (2001) A mutation in the human glucocerebrosidase gene in neuronopathic Gaucher's disease. New Eng J Med 316: 570-575.
  11. Vellodi A et al.(2001) Management of neuronopathic Gaucher disease: a European consensus. J. Inherit. Metab Dis 24: 319-327.
  12. Vitner EB et al.(2010) Altered expression and distribution of cathepsins in neuronopathic forms of Gaucher disease and in other sphingolipidoses. Hum Molec Genet 19: 3583-3590.

Zuletzt aktualisiert am: 23.08.2024