Epidermolysis bullosa simplex, autosomal-rezessiv mit Bp230 Defizienz (EBS3)Q82.8
Synonym(e)
Definition
Epidermolysis bullosa simplex, autosomal-rezessiv mit Bp230-Defizienz/EBS3 ist eine milde, autosomal rezessiv vererbte Genodermatose, die durch traumatisch induzierte Blasenbildung gekennzeichnet ist, die hauptsächlich an den mechanisch exponierten Stellen der Füße und Knöchelpartein auftritt. Die ultrastrukturelle Analyse von Hautbiopsien zeigt abnorme Bildung von Hemidesmosomen mit schlecht geformten inneren Plaques (Liu et al. 2012).
Ätiopathogenese
Nachweislich sind Mutationen im DST-Gen (Liu L et al. 2021). Durch Ganz-Exom-Sequenzierung und direkte Sequenzierung identifizierten Ganani et al. (2021) biallelische Mutationen im DST-Gen bei betroffenen Mitgliedern von drei israelischen Familien mit lokalisiertem EBS.
Klinisches Bild
Groves et al. (2010) berichteten über einen 38-jährigen Mann aus Kuwait, der von blutsverwandten Eltern geboren wurde und an Epidermolysis bullosa simplex litt. Er hatte eine lebenslange Anamnese von traumabedingten spontanen Blasen und Erosionen, die insbesondere seine Knöchel und Füße betrafen, obwohl auch das Gesicht, der Rumpf und die proximaleren Gliedmaßen betroffen waren. Die Blasen und Erosionen heilten ohne Narbenbildung oder Milienbildung ab. Der Patient hatte auch Nageldystrophie und mäßige Zahnkaries. Die Haare waren normal. Keine Blasenbildung an der Schleimhaut. Die elektronenmikroskopische Analyse einer Hautbiopsie zeigte diskrete Anomalien der Hemidesmosomen, mit schlecht ausgebildeten inneren Plaques, die zu einer durchscheinenden Zone zwischen Keratinfilamenten und äußeren Hemidesmosomen-Plaques führten, die keine groben Anomalien aufwiesen. Die Immunfluoreszenzfärbung zeigte das Fehlen von BPAG1 an der dermal-epidermalen Grenzfläche und in Keratinozyten. Außerdem wurde eine verminderte Immunreaktivität für Beta-4-Integrin, PLEC1 (601282) und COL17A1 (113811) festgestellt.
Die 4 Geschwister des Patienten, seine Eltern und 2 Kinder hatten keine Hautanomalien. Zusätzlich zur Hautblasenbildung litt der Patient an CADASIL (Zerebrale autosomal-dominante Arteriopathie mit subkortikalen Infarkten und Leukenzephalopathie/ OMIM: 125310), einer erblichen zerebrovaskulären Erkrankung, die im mittleren Erwachsenenalter mit rezidivierenden subkortikalen ischämischen Schlaganfällen und kognitiven Defiziten beginnt und die bis zur Demenz fortschreitet. CADASIL ist auf eine heterozygote Mutation im NOTCH3-Gen (600276) zurückzuführen .
Liu et al. (2012) berichteten über eine 34-jährige iranische Frau mit lebenslanger Blasenbildung, die sich im Sommer und nach Traumata, z. B. an Reibungsstellen der Kleidung, verschlimmerte. Die Blasenbildung trat hauptsächlich an den Knöcheln, Füßen, den dorsalen Seiten der Hände und den Ellenbogen auf. Haare, Nägel, Schleimhäute oder Genitalien waren nicht betroffen. An den Schienbeinen, Knöcheln, Ellenbogen, Handrücken und dem unteren Rücken war eine subtile atrophische Narbenbildung vorhanden.
Die Elektronenmikroskopie der Hautbiopsie zeigte abnorme Hemidesmosomen mit schlecht geformten inneren Plaques und einer durchscheinenden Zone zwischen Keratinfilamenten und äußeren Hemidesmosomen-Plaques. Die Immunfärbung für BPAG1-e zeigte das vollständige Fehlen des Proteins in der Hautprobe der Patientin. Ihr Vater und zwei ihrer drei Kinder hatten ebenfalls eine leichte Blasenbildung. Keiner der Betroffenen wies neurologische Auffälligkeiten auf.
Ganani et al. (2021) beschrieben 5 Patienten aus 3 Familien mit lokalisiertem EBS und einer Mutation im DST-Gen. Bei Familie handelte es sich um eine blutsverwandte israelische Familie irakischer Herkunft, in der zwei Schwestern im Alter von 48 und 49 Jahren seit ihrer Kindheit an Blasen erkrankt waren. Ihr Vater und ihre Großmutter väterlicherseits berichteten ebenfalls über wiederkehrende Blasen. Betroffen waren vor allem die Füße und Hände sowie andere Stellen, die mechanischem Druck ausgesetzt waren. Weitere Merkmale waren postinflammatorische Hypopigmentierung, verzögerte Wundheilung, Schwielen und asymptomatische plantare Keratodermie, sowie in Einzelfällen Nageldystrophien. Bioptisch fanden sich subepidermale Blasen mit positiver Collage-IV-Färbung an der Basis der Blase.
Literatur
- Ganani D et al. (2021) Epidermolysis bullosa simplex due to bi-allelic DST mutations: case series and review of the literature. Pediat. Derm 38: 436-441.
- Groves RW et al. (2010) A homozygous nonsense mutation within the dystonin gene coding for the coiled-coil domain of the epithelial isoform of BPAG1 underlies a new subtype of autosomal recessive epidermolysis bullosa simplex. J Invest Derm 130: 1551-1557.
- Liu L et al. (2021) Autosomal recessive epidermolysis bullosa simplex due to loss of BPAG1-e expression. (Letter) J Invest Derm 132: 742-744.