Dubowitz-SyndromQ87.0
Erstbeschreiber
Definition
Ätiopathogenese
Wahrscheinlich autosomal-rezessiver Erbgang.
Insgesamt ist der DubS-ähnliche klinische Phänotyp mit einer großen Heterogenität der Genloci verbunden. Durch eine genomweite Sequenzierung, Filterung seltener Varianten und computergestützte und mendelsche Genomanalyse konnte bei 13/27 (48 %) untersuchten Familien eine molekulare Verdachtsdiagnose gestellt werden. Die molekularen Diagnosen umfassten:
- biallelische Varianten in den Genen SKIV2L, SLC35C1, BRCA1, NSUN2;
- de novo-Varianten in den Genen ARID1B, ARID1A, CREBBP, POGZ, TAF1, HDAC8
- und Kopienzahl-Variationen in den Genen ARID1A (1p36.11), VPS13B (1p36.11), HDAC8 (Xp22 und Xq13 ).
Nur ein Gen, HDAC8, konnte den Phänotyp in mehr als einer Familie erklären (N = 2). (Dyment DA et al. 2021).
Manifestation
Bis 2021 wurden etwas mehr als 200 Personen mit einem Dubowitz-Syndrom oder einem "Dubowitz-ähnlichen" Zustand diagnostiziert.
Klinisches Bild
Integument: Atopische Dermatitis, dermatitische Veränderungen im Gesicht und über den Streckseiten der großen Gelenke, gewöhnlich Besserung spätestens ab 4. Lebensjahr.
In Einzelfällen wurde eine Neigung zu Spontakeloiden nachgewiesen (Paradisi M et al. 1994).
Extrakutane Manifestationen: Kleinwuchs, prä- und postnatal; verzögerte Knochenreifung, geistige Behinderung (nicht obligat) und Mikrozephalie, chronische Rhinitis/Otitis; im Kindesalter chronische Diarrhoe.
Selten: Immundefekt, aplastische Anämie, malignes Lymphom, akute lymphatische Leukämie. Ptose der Oberlider, Rarefizierung der lateralen Augenbrauen, Hypertelorismus, verspäteter Zahndurchbruch, Anfälligkeit auf Karies, hoher Gaumen, schütteres Haar, Gaumenspalte, Hypospadie, Kryptorchismus, angeborene Herzfehler, bifide Daumen-Endphalanx, Syndaktylie zwischen den 2. und 3. Zehen.
Differentialdiagnose
Therapie
Umfassende allergologische Abklärung, regelmäßige körperliche Untersuchungen und Laborkontrollen. Frühe Diagnosestellung ist wichtig, um seltene lebensgefährdende Komplikationen (z.B. aplastische Anämie) rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Symptomatische Therapie ekzematöser Hautveränderungen, z.B. Prednicarbat in O/W sowie Emulsionen vom Typ W/O mehrfach tgl., zusätzlich 2mal/Woche rückfettende Ölbäder (z.B. Balneum Hermal, Linola Fett-Ölbad).
Rhinoconjuctivitis allergica: Levocabastin (z.B. Livocab) Augentropfen bzw. Nasenspray.
Literatur
- Dubowitz V (1965) Familial low birthweigt dwarfism with an unusual facies and a skin eruption. J Med Genet 2: 12–17
- Dyment DA et al. (2021) Alternative genomic diagnoses for individuals with a clinical diagnosis of Dubowitz syndrome. Am J Med Genet A 185: 119-133.
- Hansen KE et al. (1995) Dubowitz syndrome - long-term follow-up of an original patient. Am J Med Genet 55: 161–164
- Lyonnet S, Schwartz G, Gatin G et al. (1992) Blepharophimosis, eczema, and growth and developmental delay in a young adult: late features of Dubowitz syndrome? J Med Genet 29: 68–69
- Oguz KK et al. (2003) Cranial midline abnormalities in Dubowitz syndrome: MR imaging findings. Eur Radiol 13: 1056-1057
- Opitz JM, Pfeiffer RA, Hermann JPR, Kushnick T (1973) Studies of malformation syndromes of man. XXIX B: The Dubowitz syndrome. Further observations. Z Kinderheilkd 116: 1–12
- Paradisi M et al. (1994) Dubowitz syndrome with keloidal lesions. Clin Exp Dermatol 19:425-427.
- Vieluf D et al. (1990) Dubowitz syndrome: Atopic dermatitis, low birth weight, dwarfism and facial dysmorhism. Dermatologica 180: 247–249