BK 1108
Synonym(e)
Definition
Durch berufliche Exposition mit Arsen oder seinen Verbindungen hervorgerufene Erkrankungen.
Allgemeine Information
Arsen (As) kommt in verschiedenen Mineralien vor.
Arsen ist in seinen Verbindungen 3- oder 5-wertig. Bedeutsame Verbindungen des 3-wertigen As sind Arsentrioxyd (Arsenik - As2O3 -) und die arsenige Säure (H3AsO3) mit ihren Salzen (Arsenite). Verbindungen des 5-wertigen As sind die Arsensäure (H3AsO4) und deren Salze, die Arsenate (Arseniate). Reines elementares Arsen bewirkt keine Gesundheitsschädigung, jedoch oxydiert es leicht an Luft oder bei Kontakt mit Schweiß oder Speichel. Alle Arsen-Verbindungen sind gesundheitsgefährdend.
Gefahrenquellen im Beruf finden sich heute in der Halbleiterherstellung. Weitere Gefahrenquellen sind arsenhaltigen Farben und Anstrichmitteln (Schiffsbodenanstrich). Arsen findet sich in Ausgangsstoffen in der Pharmazie (Bemerkung: Salvarsan war das erste (arsenhaltige) Systemtherapeutikum in der Therapie der Syphilis. Auch in der Behandlung der Psoriasis vulgaris war Arsen (Fowlersche Lösung) bis 1966 vertreten. Weiterhin wird Arsen in der chemischen, keramischen und Glasindustrie (z.B. auch als Beizmittel in Gerbereien, Kürschnereien). Eine Anwendung arsenhaltiger Pestizide ist in Deutschland seit 1942 verboten (früher eine häufige Quelle der chronischen Arsentintoxikation durch Arsenrückstände im Wein oder in Weinprodukten z.B. im Trester).
Aufnahme von Arsen: As und seine Verbindungen werden hauptsächlich in Form von Staub, Dämpfen oder gasförmig über die Atemwege, aber auch über den Magen-Darm-Trakt und u. U. durch die Haut auf genommen. Die Ausscheidung geschieht in Harn, Stuhl, Schweiß und über die Lunge. In verschiedenen Organen so auch in Haut, Haaren und Nägeln kann eine Anreicherung stattfinden.
Klinisches Bild
Hinweis(e)
Die Kanzerogenität von Arsen ist gut untersucht. Bereits geringe Mengen können die Signaltransduktion in Zellen fundamental beeinflussen. Erhöhte Frequenzen von Chromosomenaberrationen, Änderungen im Methylierungsgrad von Genen, Interferenzen mit DNS-Reparaturmechanismen durch anorganische Arsenverbindungen sind nachweisbar.
Latenzzeiten für in situ-Karzinome, invasive Karzinome und Basalzellkarzinome können nach Erstkontakt nach 17-20 Jahren erwartet werden.
Literatur
- Bauer A (2016) Hautkrebs als Berufserkrankung. Hautarzt 67: 884-890
- Boffetta P et al.(1997) Cancer risk from occupational and environmental exposure to polycyclic aromatic hydrocarbons.Cancer Causes Control 8:444-472.
- Lau AT et al. (2004) Opposed arsenite-induced signaling pathways promote cell proliferation or apoptosis in cultured lung cells. Carcinogenesis 25:21-28. Letzel S et al.(1998) Occupationally related tumors in tar refinery workers. J Am Acad Dermatol 39:712-720.
- Merkblatt zu BK Nr. 2 der Anl. 1 zur 7. BKVO (Bek. des BMA v. 19.05.1964, BArbBl Fachteil Arbeitsschutz 1964, 125f)