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BilharzioseB65.90
Synonym(e)
Erstbeschreiber
Definition
Durch Infektion mit Schistosomen (Pärchenegeln) hervorgerufene Tropenkrankheit, bei der es unbehandelt zur Eiablage in multiplen Organen mit nachfolgender granulomatös-fibrotischer Bindegewebsreaktion kommt. Dauer der Parasitose bis zu 20 Jahren.
Erreger
Vorkommen/Epidemiologie
- S. haematobium: Afrika, Naher Osten.
- S. mansoni: Afrika, Arabische Halbinsel, Südamerika (nördliche Staaten), vereinzelt in der Karibik (Ostkaribik).
- S. intercalatum: Westafrika.
- S. japonicum: China, Philippinen, Indonesien, in Japan nur noch vereinzelt.
- S. mekongi: Laos, Kambodscha, Thailand.
Ätiopathogenese
Klinisches Bild
- Juckendes, urtikarielles, papulöses Exanthem an den Eintrittsstellen der Zerkarien (Zerkariendermatitis).
- Akute Phase: Abwandern der Zerkarien in die Mesenterialgefäße: Fieber, Durchfall, Übelkeit, Urtikaria und Entwicklung von Ödemen.
- Chronische Phase: Hängenbleiben der Wurmeier in kleinen Gefäßen. Entzündliche Reaktion des umgebenden Gewebes: Kleine bindegewebige Knoten und papulöse Wucherungen und Granulome, besonders in der Anal- und Genitalregion. Auch an Vulva, Vagina und Zervix (sandy patches). Ursächlich für die lokalen proliferativen Gewebereaktionen ist das Freisetzen von proteolytischen Enzymen durch die Schistosomeneier.
- Chronische Blasen-, Darm-, Lungen- und Gehirnbilharziose.
- Karzinomatöse Wucherungen sind möglich: Leber-, Blasen-, Rektumkarzinom.
Diagnose
Therapie
- Praziquantel (z.B. Biltricide Filmtbl.) 40 mg/kg KG als Einmal-Dosis, bei S. japonicum 3 Dosen mit 20 mg/kg KG. Heilungsrate 70%; finden sich bei Kontrolle des Urins oder bei der Biopsie vitale Eier, Behandlung wiederholen.
- Alternativ: Bei Infektion mit S. mansoni Oxamniquin 15-30 mg/kg KG p.o. über 1-2 Tage, bei Infektion mit S. haematobium 7,5-10 mg/kg KG mit insgesamt 3 Einmalgaben im Abstand von je 2 Wochen.
Prophylaxe
- In jedem Endemiegebiet Kontakt mit Süßwasser aus natürlichen oder künstlichen Gewässern vermeiden (Baden, Durchwaten, Waschen, Trinken).
- Grundsätzliche Prophylaxe: Schneckenvernichtung, Änderung der Bewässerungsmethoden.
Fallbericht(e)
Eine 32-jährige kaukasische Patientin entwickelte seit 6 Monaten juckende papulöse und plaqueförmige Veränderungen im Bereich der Vulva. Sie berichtete über ein früheres juckendes papulöses Exanthem an Rumpf und unterer Extremität. Dieses sei nach einem 2 Jahre zuvor erfolgten, Badeaufenthalt an mehreren malischen Seen aufgetreten. Dieses sei nach einer Weile wieder abgeklungen.
Befund: im Bereich der kleinen und großen Schamlippen etwa 0,4-0,5 cm große, disseminierte und auch aggregierte rote Papeln und Plaques.
Klinische Diagnose: Condylomata acuminata.
Labor: auffällige Eosinophilie (14%).
Histologie: eosinophiles und Plasmazell-reiches Infiltrat mit epitheloidzelligen Granulomen und Schistomosoma-Eiern.
Urinstatus: Nachweis großer Mengen an Schistosoma haematobium Eiern (Hinweis für eine Bilharziose der Harnblase).
Ultraschall der Harnblase: o.B.
Therapie: ED von 3g Praziquantel p.o. Chirurgisches Abtragen der "Condylom-artigen" Papeln.
Literatur
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- Bilharz T, von Siebold CT (1852-1853) Ein Beitrag zur Helminthographia humana, aus brieflichen Mitteilungen des Dr. Bilharz in Cairo, nebst Bemerkungen von Prof. C. Th. von Siebold in Breslau. Z Wiss Zool 4: 53-76
- Eichenlaub D et al. (2003) Parasite detection and symptoms of parasitic diseases. 1: Blood parasites. Internist (Berl) 44: 337-346
- Katsurada F (1904) The etiology of parasitic disease. Iji Shinbun 669: 1325-1332
- Kempf W (2016) Condylomata acuminatum und Bilharziasis cutanea tarda in derselbenvulvären Läsion. J Dtsch Dermatol Ges 14: 624-626
- Renoult AJ (1808) Notice sur l’hematurie qu epruvent les Europeens dans la haute Egypte et la Nubie. J Gen Med Chir Pharm 17: 366-370
- Richter J (2003) The impact of chemotherapy on morbidity due to schistosomiasis. Acta Trop 86: 161-183
- Ross AG et al. (2002) Schistosomiasis. N Engl J Med 346: 1212-1220