APC-Resistenz
Synonym(e)
Definition
Begriff (APC = Akronym für aktiviertes Protein C), der die Widerstandsfähigkeit des aktivierten Faktors V gegenüber aktiviertem Protein C bezeichnet. Die APC-Resistenz ist eine Blutgerinnungsstörung, die u.a. durch eine Thrombophilie gekennzeichnet ist. Häufigste thrombophile Gerinnungsstörung. Auftreten bei ca. 5-8% der Bevölkerung bzw. bei ca. 15-65% der Thrombosepatienten (je nach Quellenangabe).
Allgemeine Information
Der APC-Resistenz liegt eine 1993 von Dahlbäck entdeckte Punktmutation zugrunde , die auf einem Austausch von Arginin 506 beruht. Dahlbäck und seine Mitarbeiter haben die These aufgestellt, dass die Faktor-VQ-506-Variante in der westlichen Gesellschaft das Ergebnis eines sogenannten Founder-Effekts ist, d.h., dass die Mutation bei einem einzigen Menschen aufgetreten sei. Dahlbäck postuliert, dass diese Mutation bei einem Menschen aufgetreten sei, nachdem unsere Vorfahren sich bereits in Europäer, Asiaten und Afrikaner aufgezweigt hatten. Somit wird erklärt, warum die Faktor-V-Mutante in Europa bei der europäischen Bevölkerung häufig und bei den Japanern, Chinesen und den Ureinwohnern in Afrika, Australien und Amerika nur minimal nachweisbar ist.
Dahlbäcks Mitarbeiter Lindqvist hat die These aufgestellt, dass die Faktor-V-Mutation einen möglichen Überlebensvorteil mit sich gebracht hat, da bei Frauen nach der Geburt ein reduziertes Blutungsrisiko im Vergleich zur Normalbevölkerung besteht. Lindqvist vermutet, dass das Faktor-V-Q-506-Allel sich nicht negativ auf das Überleben der Art ausgewirkt hat, denn Thrombosen erfolgen meist im mittleren und höheren Lebensalter und beeinflussen die Fertilität nicht. Weiterhin argumentiert Lindqvist, dass viele unserer Risikofaktoren wie Inaktivität, Lebensstil und Operationen sowie der Gebrauch von Antikonzeptiva für unsere Vorfahren keine Rolle gespielt haben.
Neben der von Dahlbäck beschriebenen Faktor-V-Mutation wurde noch eine Faktor-V-Mutation Hongkong und eine F-V-Cambrigde beschrieben.
Hinweis(e)
- Häufigste Ursache ist ein autosomal-dominant vererbter genetischer Strukturdefekt (in ca. 90% der Fälle Mutation im Faktor-V-Gen), der den Blutgerinnungsfaktor V verändert, die sogenannte Faktor-V-Leiden-Mutation (Leiden = holländische Stadt, in der die Erstbeschreibung der Mutation gelang). Durch die Mutation in der "Andockstelle" des aktivierten Protein C wird der aktivierte Gerinnungsfaktor V deutlich vermindert abgebaut, es besteht also eine Thrombophilie.
- Bei ca. 10% der Fälle zeigen sich keine Übereinstimmung des Phänotyps APC-Resistenz mit einer Faktor V-Genmutation. Zu einer pathologischen APC-Resistenz können auch ein Mangel oder eine Dysfunktion von Protein S, eine erhöhte Konzentration an Faktor VIII oder das Vorliegen eines Lupus-Antikoagulans führen. Insbesondere der Einfluss von Protein S führt zu bereits vielfach berichteten geschlechtsspezifischen Unterschieden und dem Einfluss von oralen Kontrazeptiva bei der Bestimmung der APC-Resistenz. Theoretisch denkbar sind auch andere Defekte im Faktor-V-Protein oder Defekte im Faktor-VIII-Protein.
Literatur
- HA Neumann (2014) Das Gerinnungssystem. ABW-Wissenschaftsverlag GmbH Berlin S. 212ff.