Ammoniumbituminosulfonat
Synonym(e)
Definition
Ammoniumbituminosulfonat ist eine komplexe organisch-chemische Verbindung mit einem charakteristischem Geruch. Ammoniumbituminosulfonat wird durch eine trockene Destillation von schwefelreichem Ölschiefer (Ölschiefer wird in Seefeld,Tirol, Bärental/Tirol, Meride/Tessin u.a.Orten gewonnen). Ölschiefer entsteht aus abgestorbenem Phytoplankton, das unter anoxischen Bedingungen über viele tausende Jahre lagerte. Nach der trockenen Destillation erfolgt eine Sulfonierung mit konzentrierter Schwefelsäure und schließlich eine Neutralisation mit Ammoniak. Wird die Neutralisation mit Natriumhydroxid durchgeführt, so entsteht das Natriumbituminosulfonat.
Ammoniumbituminosulfonat ist eine Sirup-artige schwarze Flüssigkeit. Es ist als Sulfonat-Salz oberflächenaktiv und in Wasser (wesentlicher Unterschied zu Steinkohlenteer), Glycerin, Wollwachs und Vaseline löslich. Schlecht löslich ist Ammoniumbituminosulfonat in fetten Ölen, Ethanol und Ether.
s.a. Ammoniumbituminosulfonat, hell und Ammoniumbituminosulfonat, dunkel, Ammonium, tumenolsulfonsaures.
Wirkungsspektrum
Ammoniumbituminosulfonat ist ein Vielkomponentengemisch. Hauptbestandteil sind wasserlösliche Ammoniumsalze von Thiophensulfonsäuren, Ammoniumsulfat. Der Gehalt an organisch gebundenem Schwefel liegt laut Arzneibuchanforderungen des Ph. Eur. oberhalb von 10,5 %. Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe sind nur in geringen Spuren enthalten.
Ammoniumbituminosulfonat wirkt antiphlogistisch, antiseptisch, antimikrobiell, antiekzematös.
Die antibakerielle Wirksamkeit ist sehr gut gegenüber Staphylococcus aureus,Staphylococcus piermidis, Stretoococcus pyogenes, Propionibacterium acnes sowie bei höheren Konzentration (>5%) auch bei gramnegative Bakerien.
Indikation
Einsatz in unterschiedlichen Applikationen und Verdünnungen (0,5%-50%) bei der Behandlung von verschiedenen Hautkrankheiten wie Akne, perioraler Dermatitis, seborrhoischem Ekzem, Furunkeln (bei Furunkeln erfolgt der Einsatz als sog. schwarze Zugsalbe oder schwarze Salbe in 10-, 20- oder 50%iger Konzentration).
Unerwünschte Wirkungen
Allergische Reaktionen gegen Bestandteile des Extraktes. Es liegen keine ausreichenden Erfahrungen bei Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit vor (Engst R et al. 2002)
Rezeptur(en)
- Ichthyol-Creme, hautfarbene 2% (W/O)
- Ichthyol 100%
- Ammoniumbituminosulfonat-Paste 2% (W/O)
- Ammoniumbituminosulfonat-Paste, hautfarbene 2% (W/O)
- Ammoniumbituminosulfonat 100%
- Ammoniumbituminosulfonat-Salbe 50% (O/W)
- Ammoniumbituminosulfonat-Creme 5/10/20 oder 50% (NRF 11.12.)
- Ammoniumbituminosulfonat-Creme, Zinkhaltige 5% (W/O)
- Ammoniumbituminosulfonat-Creme 5% (W/O)
- Ammoniumbituminosulfonat-Lotio 2%
- Ammoniumbituminosulfonat-Zinkoxidschüttelmixtur 2,5/5 oder 10% (NRF 11.2.)
- Ammoniumbituminosulfonat-Zinkoxidschüttelmixtur, Ethanolhaltige 2,5%, 5% und 10% (NRF 11.4.)
- Ammoniumbituminosulfonat-Zink-Creme 2% (W/O)
Präparate
Zwei Ammoniumbituminosulfonat-Varianten sind im Handel:
- die helle Ammoniumbituminosulfonat-Variante "Ammoniumbituminosulfonat, helles" -Monographie des DAC als Leukichtol-, das bis zu 10%ig in äußerlicher Anwendung zum Einsatz kommt.
- Die meist gebräuchliche dunkle Ammoniumbituminosulfonat-Variante, die sog. schwarze Zugsalbe oder schwarze Salbe in 10-, 20- oder 50%iger Konzentration (Monographie des Europäischen Arzneibuch).
Fertigpräparate: Ichtho Bad®, Ichtholan®, Ichthyol® (Rohstoff für Apothekenrezepturen), Schwarze Salbe Lichtenstein®, Thiobitum®, Zugsalbe effect®, Sulfo-Ölbad Cordes®
Literatur
- Cholcha W et al. (1994) The adverse effects of dark sulfonated shale oil following local and systemic administration. Arzneimittelforschung 44:844-849.
- Diezel W et al. (1992) Ammonium bituminosulfonate (Ichthyol). Anti-inflammatory effect and inhibition of the 5-lipoxygenase enzyme. Hautarzt 43:772-774.