AlkoholintoleranzT78.1
Synonym(e)
alcohol intolerance; Alkoholunverträglichkeit
Definition
Akut auftretende, wahrscheinlich genetisch bedingte, unerwünschte Erscheinungen nach der Aufnahme von alkoholischen Getränken mit ausgeprägten individuellen und ethnischen Unterschieden in den Reaktionen auf geringe Alkoholdosen.
Vorkommen/Epidemiologie
Mongolide Bevölkerungen (z.B. Japaner, Chinesen, Koreaner) reagieren zu einem weitaus höheren Prozentsatz als kaukasische.
Ätiopathogenese
- Ursache ist erhöhte Acetaldehydkonzentration im Körper.
- Fehlen der Aldehyddehydrogenase 2 Aktivität (ALDH) führt zu langsamerer Verstoffwechselung und konsekutiver Akkumulation von Acetaldehyd.
- Bei Asiaten gesteigerte Alkoholabbaurate durch Alkohol-Dehydrogenase, welche zusätzlich den Acetaldehydspiegel erhöht.
- Erhöhter Acetaldehydspiegel löst eine Catecholamin-induzierte Gefäßerweiterung mit Flush-Symptomen aus.
- Kein Nachweis der Aldehyddehydrogenase-Enzymabnormität in der kaukasischen Bevölkerung.
- Bedingt durch die geringere Alkoholtoleranz konsumieren betroffene Personen durchschnittlich geringere Mengen Alkohol.
- Einige Medikamente können die ALDH-Aktivität der Leber hemmen (z.B. Disulfiram, Sulfonamide, Chloramphenicol, Griseofulvin, Procarbazin).
- Auch Typ I- und Typ IV-Reaktionen werden pathophysiologisch diskutiert.
Klinisches Bild
- Gesichtsröte (Flush), Steigerung der Herzfrequenz, Palpitationen, Hitzegefühl im Magen und Muskelschwäche.
- Urtikarielle Reaktionen können bei direktem Kontakt des Alkohols mit der Haut auftreten (bis jetzt nur selten beschrieben).
- Anaphylaktoide Reaktionen (Asthma, Hypotension, Bewußtlosigkeit) können schon nach Konsum geringer Mengen auftreten.
Therapie
- Alkoholkarenz
- Antihistaminika
- Glukokortikoide
- Dinatriumcromoglicinsäure.
Literatur
- Sticherling M et al. (1999) Alcohol: intolerance syndromes, urticarial and anaphylactoid reactions. Clin Dermatol 17: 417-422