Sulfit-IntoleranzT78.1
Synonym(e)
Definition
Mit dem Begriff Sulfitallergie/Unverträglichkeit/Intoleranz wird eine Gruppe von Symptomen beschrieben die nach Applikation von Sulfit-haltigen Nahrungsmittel/Medikamenten auftreten.
Ätiopathogenese
Diskutiert wird eine Defekt der Sulfitoxidase. Ein solcher defekt könnte die die Sulfiteffekte verstärken.
Echte allergische Symptome (IgE-vermittelte Reaktionen): Grundsätzlich ist ein derartiger Sensibilisierungsweg in Einzelfällen möglich. Bei Sulfiten handelt es sich um Haptene; hier kann eine Komplettierung mit körpereigenen Bestandteilen vermutet werden. IgE-Antikörper mit entsprechender Spezifität konnten bisher nicht nachgewiesen werden (Simon RA 1994).
Bradykinin-beta2-Rezeptoren: Tierexperimentell wurde eine Aktivierung dieser Rezeptoren durch Sulfite nachgewiesen Mansour (E et al. 1992)
Cholinerge Reflexe: Durch Atropinblockade konnte bei einigen Patienten die Reaktion verhindert werden (Guninson AF et al.).
Manifestation
Mittleres Lebensalter
Manifestation
Schwefeldioxid (SO2) und Sulfite, sind u.a. enthalten in:
- gesalzenem Trockenfisch (max. 200 mg/kg)
- Stärke, Sago, Graupen (max. 50 bzw. 30 mg/kg)
- Chips und andere getrocknete Kartoffelerzeugnisse (max. 50 mg/kg)
- weiße Gemüsesorten getrocknet (max. 400 mg/kg) oder tiefgefroren (max. 50 mg/kg)
- getrocknete Tomaten (max. 200 mg/kg)
- Trockenfrüchte inkl. Nüssen mit Schale (je nach Fruchtart max. 500 – 2.000 mg/kg)
- Fleisch-, Fisch- und Meerestierersatzprodukte (max. 200 mg/kg)
Der Einsatz von Schwefeldioxid und Kaliumsulfiten (E 224, E 228) ist in der Weinherstellung weit verbreitet. Schwefelgehalte von mehr als 10 mg/l im Endprodukt müssen auch auf Weinetiketten gekennzeichnet werden. Schwefeldioxid und Sulfite sind außerdem in Kosmetika und als Desinfektionsmittel in der Lebensmittelindustrie im Einsatz.
Klinisches Bild
Die Symptome einer Sulfit-Unverträglichkeit entsprechen z.T. einer akuten Lebensmittelallergie.
- Übelkeit, Erbrechen
- Abdominale Krämpfe, Durchfall
- Kopfschmerzen, Stimmungsschwankungen, Benommenheit
- Im Vordergrund der klinischen Symptome stehen jedoch asthmatische Beschwerden.
- Seltener sind Juckreiz, Urtikaria, flächige Erytheme, Schwellungen an Händen und Füßen und Angioödeme.
- Anaphylaktische Reaktionen sind möglich aber sehr selten (v.a. nach intravenöser oder inhalativer Applikation). Die Häufigkeit asthmatischer Reaktionen liegt bei manifestem Asthma zwischen 2% und 5% (Meggs et al. 1985).
Weiterhin werden auch kontaktallergische Reaktionen auf Sulfite beobachtet. Diese spielen eine zunehmende Rolle (Ralph N et al. 2015). In einer größeren Studie (n=996) zeigten 3.68% der Patienten eine positive Patchtest-Reaktion auf 1% Natrium Metabisulfit. Klinisch zeigten sich kontaktallergische Dermatitiden an Gesicht und Händen sowie im Genito-Analbereich.
Diagnose
Klinik, Provokation mit Metabisulfit-Lösung (0,5, 1, 0; 5,0; 10;15; 25; 50; 75; 100; 150 und 200mg/20ml in einer indifferenten wässrigen Grundlage. Die auslösenden Dosen liegen meist bei 20-50mg Metabisulfit, seltener bei geringeren Dosen (Simon RA 1994).
Hinweis(e)
Sulfite müssen in Lebensmitteln durch E-Nummern gekennzeichnet werden.
Literatur
- Cussans A et al. (2015) Systemic sodium metabisulfite allergy. Contact Dermatitis 73:316-317.
- Gunnisson AF et al. (1987) Sulofite hypersensitivity: a critical review. CRC Crit Rev Toxicol 184-214
- Simon RA (1994) Pulmonary reactions to sulfites in foods. Atemw-Lungenkrh 20: 155-158
- Mansour E et al. (1992) Mechanisms of metabisulfite-induced bronchoconstriction: Evidence for bradykinin beta2-receptor stimulation. J Appl Physiol 72: 1831-1834
- Ralph N et al. (2015) What is the relevance of contact allergy to sodium metabisulfite and which concentration of the allergen should we use? Dermatitis 26:162-165.
- Meggs WJ et al. (1985) Failure of sulfites to produce clinical responses in patients with systemic mastocytosis or recurrent anaphylaxis: results of a single-blind study. J Allergy Clin Immunol 76:840-846.